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Rückblick – Mercedes-Benz EQS (2022) – Ein fliegender Teppich in Windeseile

März 8, 2022

Aber das ist nicht der erste elektrische Mercedes-Benz, oder?

Nein das stimmt. Der EQA und der EQC waren schon vorher auf dem Markt, aber das sind eigentlich Benzinmodelle – der GLA und der GLC – die Mercedes mit einem elektrischen Antriebsstrang ausgestattet hat. Der EQS steht auf einer völlig neuen Elektro-Plattform, die noch kein anderes Modell nutzt.

Man kann also eigentlich nicht sagen, dass der EQS eine elektrische S-Klasse ist, aber in Sachen Platzangebot, Luxus und Komfort kommt es darauf an. Er hat im Moment alles, was die Deutschen zu bieten haben. So ist es zum Beispiel das windschnittigste Auto der Welt, hat die größte Reichweite und sogar den größten Infotainment-Bildschirm.

Es ist gestrafft, sagst du?

Ja, das kann man sagen. Der EQS ist das aerodynamischste Serienauto der Welt. Es hat einen Cw-Wert von 0,20. Seine Nase ist ziemlich schräg – so dass er gut durch die Luft schneiden kann – aber das macht das Parken manchmal etwas schwierig. Sie haben keine Ahnung, wo die Nasenparty aufhört. Natürlich gibt es rund um das Auto Sensoren – 350 Stück, wenn man sie alle zusammenzählt – und mehrere Kameras, die dieses Problem lösen.

Kleiner Wendekreis

Außerdem hat der 5,22 lange Mercedes-Benz einen Wendekreis von nur 10,9 Metern. Er hat eine Hinterachslenkung. Die Hinterräder können also lenken. Das erweist sich als besonders effektiv, denn während unseres Tests manövrieren wir den EQS mühelos durch kleine Straßen und enge Parkhäuser. Die Hinterachslenkung hat serienmäßig einen Lenkeinschlag von bis zu 4,5 Grad, aber auch ein Lenkeinschlag von bis zu 10 Grad ist möglich. Sie können diese Option sogar nachträglich über ein Over-the-Air-Upgrade aktivieren. Natürlich gegen Bezahlung. Wenn Sie das Schlachtschiff nicht parken können, können Sie es auch einfach dem Auto überlassen.

Hat es wirklich die größte Reichweite?

Lange Zeit gab es kein Elektrofahrzeug, das weiter fahren konnte als das Tesla Model S. Laut WLTP-Zahlen kommt es 652 Kilometer weit, aber der EQS geht deutlich darüber hinaus. Dank niedrigem Cw-Wert und riesigem Akku mit 108 kWh Kapazität kommen Sie mit einer Akkuladung bis zu 731 Kilometer weit. Kein EV in Europa kommt weiter. Wir fahren die Top-Version – den EQS 580 4MATIC – und der bringt es auf 651 Kilometer. Mit einem schweren rechten Fuß sinkt die Reichweite natürlich deutlich, dann muss man sich aber trotzdem anstrengen, um den Akku zu entleeren.

Wie schnell kann der Mercedes EQS schnellladen?

Außerdem ist es möglich, den EQS superschnell aufzuladen. An der richtigen Ladestation können Sie bis zu 200 kW laden. Es gibt Autos, die dies auf dem Papier schneller können – denken Sie an einen Porsche Taycan, Hyundai Ioniq 5 oder alle neuen Modelle von Tesla – aber der EQS kann dieses Tempo während des Ladevorgangs lange aufrechterhalten.

Es ist schön, wenn ein EV bis zu 350 kW laden kann, aber wenn es die Spitzenladeleistung nur fünf Minuten lang halten kann und dann zum Schutz der Batterie deutlich abfällt, dann ist das nur schön im Prospekt. Der Mercedes bleibt beim Laden eine ganze Weile bei 200 kW, sodass er in einer Viertelstunde rund 300 Kilometer in die Batterie pumpt. Schau, das ist gut für dich.

Und was ist mit dem größten Infotainment-Bildschirm?

Die Reichweite ist beeindruckend, aber das Innendesign ist vielleicht das Highlight des EQS. Der MBUX Hyperscreen zieht alle Blicke auf sich. Es ist ein großes, gebogenes Display, das sich fast von A-Säule zu A-Säule erstreckt. Es ist satte 141 Zentimeter breit. Es besteht eigentlich aus drei Bildschirmen, die unter einer Glasplatte sitzen und scheinbar zu einem Bildschirm verschmelzen.

17,7 Zoll

Der mittig platzierte Bildschirm ist 17,7 Zoll (!) groß. Das ist 0,7 Zoll größer als der Bildschirm, auf den wir auf diesem Stück tippen. Es funktioniert wie ein herkömmlicher Infotainment-Bildschirm – Sie können also alle möglichen Funktionen darauf steuern – nur dass es viel größer ist, als Sie es von einem Auto gewohnt sind. Neben dem Zentraldisplay befindet sich eine 12,3 Zoll große digitale Instrumentierung und auch der Beifahrer bekommt einen Bildschirm vor die Nase. Auch auf diesem Bildschirm lassen sich viele Funktionen bedienen, aber auch Geduld spielen. Der MBUX Hyperscreen ist eine Option – die wir sofort prüfen würden – denn der EQS ist serienmäßig mit dem gleichen Infotainmentsystem ausgestattet wie die S-Klasse.

Fährt es gut?

Zählen Sie auf Ja! Die Luftfederung lässt den Eindruck entstehen, als würde man auf einem fliegenden Teppich sitzen. Ein schwerer Teppich, ja. Der EQS 580 4Matic wiegt 2.585 Kilogramm. Puh! So harter Junge. Glücklicherweise steckt das Gewicht hauptsächlich im Boden, der für viel Stabilität sorgt. Auf diese Weise können Sie immer noch ein schönes Spiel senden, aber Sie werden immer das Gewicht spüren.

Auf gerader Linie hat der EQS kein Problem mit den Pfunden. Der 580 4Matic hat einen Elektromotor an Vorder- und Hinterachse, die zusammen eine maximale Leistung von 523 PS erzeugen. Natürlich sorgt ein Elektromotor für sofort verfügbares Drehmoment und davon gibt es genug: 855 Nm! Das Ergebnis ist eine 0-100-Zeit von 4,3 Sekunden. Bizarr schnell für ein Auto dieses Gewichts.

EQS AMG 53 4Matic+

Wem das nicht schnell genug ist, der muss noch etwas warten. Demnächst kommt eine Performance-Version auf den Markt: der EQS AMG 53 4Matic+. Er ist das erste AMG-Modell, das die EQ-Plakette trägt. Dieser EQS auf Steroiden hat serienmäßig 658 PS und 950 Nm. Das erscheint uns ausreichend, ist es aber (anscheinend) nicht. Entscheidet man sich für das AMG Dynamic Plus Paket, steigt die Leistung auf 761 PS und 1.020 Nm. Der AMG EQS beschleunigt in nur 3,4 Sekunden auf 100 km/h.

Ruhe und Trost

Schön, dass immer genug Power da ist, aber der EQS ohne AMG-Plakette lädt nicht dazu ein, wie ein Hooligan zu fahren. Tatsächlich lädt der EQS nicht gerade dazu ein, selbst hinter dem Steuer Platz zu nehmen. Genau wie bei einer S-Klasse möchte man sich manchmal lieber hinten zusammenrollen, einen Tisch hochklappen und eine Serie schauen oder ein paar E-Mails loswerden.

Der EQS übertrifft die S-Klasse in puncto Luxus nicht, aber er übertrifft den Komfort. Das liegt am Antriebsstrang. Die sanfte, lineare Beschleunigung und die butterweiche Fahrt sorgen dafür, dass Sie hinten einnicken oder sich auf Ihre Arbeit konzentrieren können. Außerdem herrscht im EQS absolute Ruhe, denn der Antriebsstrang ist sehr leise.

Was kostet ein Mercedes-Benz EQS?

Der Einstiegspreis des EQS beginnt bei 91.303 Euro. Dafür bekommt man den EQS 350, mit kleinerem Akku (90 kWh) und einer Reichweite von 529 Kilometern. Den EQS 580 4MATIC gibt es ab 159.910 Euro, die von uns gefahrene Version ist aber extra dick und man zahlt viel dafür: 172.921 Euro. Dafür bekommt man auch den 658 PS starken AMG EQS 53 4MATIC+, denn den gibt es ab 172.010 Euro.