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Rückblick – Triumph Tiger 1200 GT PRO (2022)

August 16, 2022

Mit großer Vorfreude steige ich auf die neue Triumph Tiger 1200 GT Pro. Das liegt einfach daran, dass ich sehr neugierig auf die Verbesserungen bin. Weil ich mit einem seiner Vorgänger bereits mehr als 90.000 km gefahren bin. Auf meinem eigenen Motorrad, einer 2017er Triumph Tiger 1200 Explorer XR.

Triumphs dickster Allradler

Ja, ich bin ein Experte für Triumphs dicksten Allradler. Eine Maschine, die mit ihrem Kardanantrieb am ehesten mit der BMW R 1250 GS vergleichbar ist. Sogar die Preise dieses Duos sind fast identisch. Beide kosten derzeit über 20.000 Euro. Sie befinden sich also am oberen Ende des Marktes.

Alles ist neu

Triumph hat gründlich gearbeitet. Alles ist neu: vom Motor über den Rahmen bis zur Antriebswelle. Auch wenn die neue Tiger 1200 auf den ersten Blick (siehe Fotos unten) ihrer Vorgängerin sehr ähnlich sieht. Aber wenn Sie ein wenig genauer hinschauen, werden Sie feststellen, dass alle Formen leicht unterschiedlich sind.

Adaptives Abbiegelicht

Der neue Scheinwerfer besteht aus einem Stück und hat eine LED-Beleuchtung. Dies ist vielleicht eine der auffälligsten Veränderungen gegenüber der früheren Doppelscheinwerfereinheit. Bemerkenswert ist auch der Wechsel von einer Einarmschwinge mit integrierter Kardanwelle zu einer weniger kolossal wirkenden doppelseitigen Hinterradaufhängung. Diese Tri-Link-Schwinge sieht eleganter und leichter aus, und das ist sie auch.

Triumph Tiger Kardanantrieb

Tatsächlich trägt die neue Kardanaufhängung wesentlich dazu bei, das Gesamtgewicht der Tiger 1200 um rund 25 kg zu senken. Das ist reiner Profit und auch sehr spürbar. Meine Explorer (rund 270 kg voll beladen im Vergleich zu 245 kg bei der neuen Tiger 1200) fühlt sich etwas kopflastig an.

Manuell verstellbare Windschutzscheibe

Die Tiger 1200 ist spürbar leichter und hat einen niedrigeren Schwerpunkt. Auch der Verzicht auf einen elektrischen Verstellmotor für die verstellbare Windschutzscheibe trägt dazu bei. Bei der neuen Tiger 1200 können Sie das Display mit einer Handbewegung nach oben und unten schieben – während der Fahrt!

Neutraler und stabiler

Das Manövrieren und Schieben fällt leichter, und auch das geringere Gewicht und der niedrigere Schwerpunkt machen sich schon auf den ersten Metern bemerkbar. Während meine Explorer in kurzen Kurven zum Eintauchen neigt, lenkt die Tiger 1200 neutraler und stabiler.

V-Twin-ähnlicher Klang

Der Dreizylindermotor klingt durch eine geänderte Zündfolge nun deutlich anders. Es ist ein weniger regelmäßiger, rhythmischer Klang, als wäre es ein V-Twin. Die beispiellose Agilität und die vorbildliche Gasannahme bei jeder Geschwindigkeit wurden beibehalten.

Motor Tiger 1200 leistungsstärker

Mir fehlt es bei ‚meinem‘ Explorer nicht an Leistung. Sein Nachfolger ist jedoch deutlich leistungsfähiger und beschleunigt schneller. Sie ist vielleicht nicht so robust wie die BMW R 1250 GS, aber sie ist nicht weit davon entfernt. Die Tiger 1200 leistet jetzt 150 PS aus einem Hubraum von 1.260 cm³. Das waren 1.215 ccm und 140 PS. Das Drehmoment ist von 123 Nm auf 130 Nm gestiegen. Auf dem Papier scheint der Gewinn gering, in der Praxis ist er jedoch groß. Auch weil die Triumph viel leichter ist.

Vertraute Sitzposition

Das Sitzen ist sehr vertraut. Die aufrechte Sitzposition hat sich kaum verändert, und auch die Sitzhöhe des eher straßenorientierten GT Pro entspricht der des Explorers. Der Sattel ist in zwei Positionen einstellbar (850/870 mm). Allerdings ist der Lenker etwas näher am Körper, was das Handling verbessert.

Digitales Cockpit

Das volldigitale Farbdisplay ist ein typisches Merkmal unserer Zeit. Fast alle neuen Motorräder haben einen solchen Bildschirm. Analoge Uhren sind immer noch selten. Bei der Triumph Tiger 1200 beträgt er 7 Zoll. Die Projektion ist klar und die Split-Screen-Funktion ermöglicht es Ihnen, neben der Geschwindigkeit und dem Tachometer auch andere Informationen anzuzeigen.

Drahtloser Schlüsselkontakt

Mit dem GT Pro können Sie den Schlüssel in der Tasche behalten. Nur um die optionalen Koffer zu entsperren, muss er physisch anwesend sein. Ansonsten kommuniziert der Motor drahtlos mit dem Schlüssel. Sie drücken den Schalter für den Kontakt (2x), um den Motor zu aktivieren. Durch Drücken des Kippschalters an der Unterseite wird die Triumph gestartet.

Schöne Bildschirmanimation

Willkommen im digitalen Zeitalter, auch bei Triumph. Übrigens dauert es einige Sekunden, bis der Bildschirm nach dem „Einschalten der Zündung“ vollständig animiert ist. Sie müssen nicht warten, bis der Vorgang abgeschlossen ist, bevor Sie den Motor starten können. Und dieses Warten ist bei meinem Explorer notwendig. Er lässt zunächst die Nadel des Tachometers über den gesamten Bereich schwingen. Sie können die Starttaste drücken, aber der Anlasser setzt sich erst in Bewegung, wenn die Nadel in ihre Ausgangsposition zurückgekehrt ist.

Tiger GT Pro mit Quickshifter

Der GT Pro ist serienmäßig mit einem Quickshifter ausgestattet. Auf diese Weise können die Gänge geschaltet werden, ohne die Kupplung zu betätigen. Das Ding funktioniert hervorragend, selbst bei niedrigen Drehzahlen schaltet die Schaltung nahtlos zurück, ohne Stöße oder Geräusche.

Und fünf Fahrmodi

Das GT Pro bietet fünf Fahrmodi, bei meinem XR sind es drei (Road, Rain, Off Road). Diese sind auch auf dem Testmotorrad wählbar, das außerdem einen Sportmodus und einen Fahrermodus bietet, in dem man die Parameter für die Regelsysteme selbst einstellen kann.

Glatte Federung (Showa)

Semiaktive Stoßdämpfung und Federung sind bei der Tiger 1200 GT Pro Standard. Ich habe sie auch auf der Explorer XR, aber die Showa-Federung, die Triumph jetzt verwendet, funktioniert einen Tick besser. Dämpfung und Federung werden während der Fahrt noch präziser eingestellt. Beim starken Bremsen taucht der vordere Motor weniger in die Federn ein und bei hoher Geschwindigkeit ist die Federung spürbar härter als bei niedrigeren Geschwindigkeiten. Dann fängt die Federung hohe Geschwindigkeitsstöße sauber ab. Diese Eigenschaft führt auch zu einem besseren Kontakt mit dem Boden und einer besseren Kontrolle im Gelände.

Bester Satz Brembo-Bremsen

Die Bremsen des Triumph-Allradlers sind schon seit Jahren gut, aber jetzt sind sie noch besser, dank der Spitzenausrüstung von Brembo: M4.30 Stylema. Übrigens: Eine Berganfahrhilfe gehört beim GT Pro zur Standardausstattung. Sehr angenehm, wenn man an einer Steigung beschleunigen muss.

Kein heißes Kreuz mehr

Auffällig ist der Blick auf die Vorderseite des Motorblocks und die Auspuffrohre. Der Kühler ist verschwunden! Er ist dort in zwei Teilen vorhanden und in den oberen Teilen links und rechts neben dem Kraftstofftank versteckt. Die Lösung ist nicht nur attraktiv, sondern auch praktisch. Die warmen Luftströme werden von Ihrem Körper weggeleitet. Der Sattel heizt sich viel weniger auf als bei den vorherigen Tigers und Sie können verstehen, dass dies für Ihre ‚edlen Teile‘ angenehm ist.

Fazit

Triumph hat mit der neuen Tiger 1200 ein ernstzunehmendes Allrad-/Abenteuer-Bike im leicht gehobenen Segment oberhalb von 20.000 Euro (derzeit 20.700 Euro). Sie erhalten ein Motorrad mit umfangreicher Ausstattung und viel Unterstützung durch den Fahrer. Der GT Pro bietet darüber hinaus Komfort-Extras wie beheizbare Griffe, Quickshifter, adaptives Kurvenlicht und Tempomat. Die Tiger 1200 GT Explorer ist noch mehr auf lange Reisen ausgerichtet. Sie erhalten einen 30-Liter-Tank und u. a. einen beheizbaren Sitz. Die Sturzbügel sind ebenfalls Standard. Der Preis liegt inzwischen bei 25.500 Euro.

Die Tiger 1200 Rally Pro und die Rally Explorer haben ein eher offroad-orientiertes Styling und Aussehen. Das sieht man an den Drahtspeichenrädern (21-Zoll vorne statt 19-Zoll), aber auch der Federweg (220 mm) ist länger. Dann gibt es 6 Fahrmodi. Der Explorer verfügt über die gleichen Extras wie der GT Explorer, einschließlich des 30-Liter-Tanks. In all ihren Versionen ist die Triumph Tiger 1200 ein Motorrad, das vor allem leicht und stabil zu fahren ist. Ein Motorrad für lange Strecken, aber auch für den Pendlerverkehr und alles, was dazwischen liegt. Die gute Verarbeitung und die hochwertigen Komponenten fallen auf. Ein Motorrad, mit dem Sie viele Jahre lang unbeschwert fahren können. Sein Vorgänger hat das zumindest für mich bewiesen. Erfreulich sind auch die langen Wartungsintervalle: alle 32.000 km eine große Wartung.