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Rückblick – Mercedes-Benz EQE (2023) – Reichweitenangst ade!

Februar 21, 2023

Mercedes-Benz ist derzeit führend unter den deutschen Premiumherstellern, was die Anzahl der Elektromodelle in seinem Portfolio angeht. Inzwischen hat Das Haus in jedem Segment ein elektrisches EQ-Modell, wobei der Mercedes-Benz EQE das elektrische Pendant zur E-Klasse ist. E-Klassen-Besitzer fahren in der Regel lange Strecken, da muss man schon eine starke Alternative bieten, um diese Kunden zum Elektroauto zu locken.

Obwohl das Fahren langer Strecken mit einem Elektroauto in den letzten Jahren einfacher geworden ist, bleibt das Thema der Reichweite ein heißes Eisen. Da hilft es auch nicht, dass die angegebene Reichweite und die tatsächliche Reichweite oft weit auseinander liegen. Deshalb dachten wir, es wäre interessant, den EQE von Mercedes-Benz für eine Woche auszuleihen und so viele lange Strecken wie möglich damit zu fahren.

Mercedes-Benz EQE (2023) – Der ultimative Elektro-Kilometerfresser? – AutoRAI TV

Technische Daten Mercedes-Benz EQE 350+

Für uns hat Mercedes-Benz den EQE 350+ Long Range vorbereitet. Die Typenbezeichnung verrät es schon: Das ist die Version mit der größten Reichweite. In der Tat gibt Mercedes-Benz einen WLTP-Wert von satten 662 Kilometern an! In der Praxis erweist sich das übrigens als weit hergeholt, aber dazu später mehr. Zunächst die trockenen Zahlen: Der EQE 350+ hat einen 292 PS starken Elektromotor an der Hinterachse, der seinen Strom aus einer 100 kWh-Batterie bezieht. Das Auto wiegt knapp 2.300 Kilogramm, sprintet in 6,4 Sekunden auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h. Die Schnellladung ist mit einer Ladeleistung von bis zu 170 kW möglich, wodurch die Batterie in etwa einer halben Stunde von 20 % auf 80 % aufgeladen werden kann. An einer regulären Ladestation bezieht der EQE Strom mit einer Ladeleistung von bis zu 11 kW.

Zu heiß gewaschen

Diese Zahlen sind sicherlich nicht falsch, aber wie wirkt sich die EQE auf die Stimmung aus? Beginnen wir mit dem Aussehen. Wir wollen nicht um den heißen Brei herumreden: Die Tropfenform des Autos muss Ihr Ding sein. Einige Leute, mit denen wir während der Testphase gesprochen haben, waren begeistert, andere wiederum fanden es nicht der Rede wert. Urteilen Sie also hauptsächlich für sich selbst. Objektiv betrachtet ist die Wahl der Tropfenform nicht sehr unklug, da die guten aerodynamischen Eigenschaften der EQE zu einer größeren Reichweite beitragen.

Wir kennen das Armaturenbrett der EQE bereits aus der EQS. Tatsächlich ist das Innendesign – wie das des Exterieurs – fast eins zu eins von seinem großen Bruder kopiert. Vor der Nase des Fahrers sitzt ein 12,3 Zoll großes digitales Kombiinstrument, in der Mitte dominiert ein 12,8 Zoll großer OLED-Touchscreen das Bild. Auf diesen Bildschirmen läuft das MBUX-Infotainmentsystem, das gut und schnell funktioniert. Leider können Sie den das Armaturenbrett ausfüllenden MBUX Hyperscreen nicht für den EQE 350+ bestellen. Diese Option bleibt den teureren Versionen vorbehalten.

Mercedes-Benz EQE 350+ als Taxi?

Nimmt man im Mercedes-Benz EQE 350+ Platz, fällt sofort auf, wie bequem die Vordersitze sind. Sie haben viele Einstellmöglichkeiten und der Sitz ist angenehm weich. Aber auch die Fondpassagiere haben keinen Grund zur Klage. Vor allem die Beinfreiheit ist in gutem Zustand. Die abfallende Dachlinie beeinträchtigt die Kopffreiheit etwas schneller, aber das gilt vor allem für Personen, die größer als 1,90 Meter sind. Durch den Platz im Fond ist der EQE sehr gut als… Taxi einsetzbar.

Und dann ist da noch der Kofferraum: Mit 430 Litern ist er ausreichend, aber nicht besonders geräumig. Außerdem ist der EQE eine Limousine, was bedeutet, dass die Heckscheibe fest ist und nicht mit hochgeklappt werden kann, um den Zugang zum Laderaum zu erleichtern. Das ist sofort ein großer Unterschied zum EQS, denn bei diesem Auto ist die Heckscheibe mit aufklappbar.

Weiter nach Brüssel

OK, Zeit für eine Spritztour mit dem Mercedes-Benz EQE 350+. Wir haben einen Termin in Brüssel und fahren von Zwolle aus dorthin. Das Navi zeigt eine Strecke von 290 Kilometern an. Vor ein paar Jahren hätte man sich bei einer solchen Distanz in einem Elektroauto die Zehen wund geschwitzt, aber nicht im EQE. Als wir das Auto morgens mit voller Batterie aus der Ladestation nehmen, zeigt der Bordcomputer eine Reichweite von knapp über 450 Kilometern an. Die Zahl basiert auf dem Stromverbrauch zu einem früheren Zeitpunkt im Testzeitraum. Ja, das ist definitiv weniger als die angegebenen 662 Kilometer, aber wenn man bedenkt, dass es draußen weniger als 5 Grad hat und wir mit allen Komfortfunktionen fahren, ist das immer noch ein ordentliches Ergebnis.

Wir fahren übrigens bewusst mit allen Komfortfunktionen, um zu sehen, was von der angegebenen Reichweite übrig bleibt, wenn man nicht sehr bewusst an den Stromverbrauch des Autos denkt. Im Falle der EQE erweisen sich diese 450 Kilometer als ziemlich genau. Wir sind – auch dank der hervorragenden Fahrassistenzsysteme – ganz entspannt mit rund 150 Kilometern Restreichweite angekommen. Die Rückfahrt nach Brüssel wäre also nicht möglich gewesen, aber während des Termins war mehr als genug Zeit, um das Auto aufzuladen und die Rückfahrt ohne Probleme anzutreten.

Das EV für lange Strecken?

Wenn Sie ein Elektroauto im Winter fahren, werden Sie immer noch einen großen Unterschied zwischen der angegebenen Reichweite und der tatsächlichen Reichweite feststellen. Im Sommer sollte man mit dem EQE jedoch deutlich näher an die angegebenen 662 Kilometer herankommen, so dass die Reichweitenangst“ bereits der Vergangenheit angehört.

Unsere Fahrt nach Brüssel zeigt, dass der Langstreckenfahrer auch im Winter mit der EQE schon gut zurechtkommt. Auf noch längeren Strecken bietet das Schnellladegerät Trost, das den Akku in etwa einer halben Stunde auffüllt. Die meisten Menschen brauchen ohnehin nach mehr als 400 Kilometern Fahrt eine Pause, so dass man sich fragen könnte, wie schlimm es ist, dass man das Auto dann aufladen muss.

Was ist mit der Konkurrenz?

Dann stellt sich natürlich die entscheidende Frage: Wäre es nicht besser, sich für ein Tesla Model S mit seinen Superchargern zu entscheiden, wenn Sie viele lange Strecken fahren? Ja, das kann man, aber dann muss man im Vergleich zur EQE Kompromisse bei der Verarbeitungsqualität eingehen. Außerdem kann man heutzutage auch Supercharger mit einem EQE verwenden.

Mercedes-Benz zeigt mit dem EQE, dass es bereit ist für das elektrische Zeitalter. Die Konkurrenz ist jedoch nicht untätig: BMW und Audi arbeiten derzeit an Elektroversionen des 5er und A6. Also, Fortsetzung folgt…