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Review – Prinoth Leitwolf, ein 530 PS starkes Schweizer Taschenmesser für die Piste

Februar 3, 2023

Schöne Pisten

Das ist die Wettervorhersage für das kommende Wochenende (4. und 5. Februar 2023). Angesichts der bevorstehenden Frühlingsferien sind das gute Nachrichten für die Skifahrer unter uns. Wunderbare Pisten vor uns! Aber sie kommen nicht von selbst. Dafür müssen sich die Pistenbullys jeden Abend und jede Nacht ins Zeug legen. AutoRAI ging mit dem Prinoth Leitwolf auf Reportage.

Prinoth Leitwolf: der stärkste Pistenbully

Es ist Mitte Januar 2023. Zur verabredeten Zeit, Viertel vor fünf am Nachmittag, wartet Kevin auf uns. Er ist Fahrer eines Prinoth Leitwolfs, des schwersten und leistungsstärksten Pistenbullys, den man für alpine Pistenreparaturen kaufen kann. Dies erfordert jedoch eine Investition, die sich je nach Umsetzung auf rund 450.000 € belaufen könnte. Für Läufe auf einem einzigen Berg braucht man bald 10, um die Arbeit an einem Abend zu erledigen.

Schladming-Hochwurzen

Kevin ist einer der Mitarbeiter des Skiservice Schladming-Hochwurzen, einem Skigebiet, das zu Österreichs Ski Amade gehört. Die Hochwurzen ist der Berg, auf dem ‚unser‘ bulliger Maschinist heute Abend arbeiten wird. Bei der Abfahrt ist es noch hell, aber bald wird die Dunkelheit einsetzen, und dann sollten die leistungsstarken Flutlichter für gute Rundumsicht sorgen.

Bereit für den Aufstieg

Der Sechszylinder-Turbodiesel-Reihenmotor ist schon seit einiger Zeit im Leerlauf warmgelaufen und damit kampfbereit für den steilen Anstieg mit Steigungen bis über 50%! Kevin sitzt auf einem Recaro-Sitz in der Mitte der Kabine, wir als Reporter neben ihm auf einem leicht nach hinten gerichteten Sitz.

Feine Tricks des Pistenbullys

Draußen ist es eiskalt, drinnen ist es schön warm und relativ ruhig in der Kabine, obwohl der Motor auf Hochtouren läuft. Ein Gespräch ist durchaus möglich. Kevin erklärt, dass er diesen Job nun schon seit drei Jahren macht. „Das erste Jahr ist das schwierigste, denn dann muss man die Feinheiten erst noch lernen“, erklärt er. „Zunächst unter der Anleitung eines erfahrenen Kollegen, aber bald muss man es selbst tun. Nein, es gibt keine Ausbildung. Man braucht nur einen Autoführerschein, ansonsten geht es um Learning on the Job“.

Stahlseil und Winde

Kurz unterhalb des Gipfels der Hochwurzen hält er den Leitwolf an, steigt aus und befestigt das Stahlseil des Bullys an einer in Beton gegossenen Halterung. Nach dem Aufstellen der Leuchtbaken und dem Absenken der Schranke, um anzuzeigen, dass die Strecke wegen der Vorbereitungen gesperrt ist. Das Seil ist mit einer Winde verbunden, die das Pistenbully beim Kraxeln und bei Arbeiten an den steilsten Stellen automatisch unterstützt.

Das ist er, der Prinoth Leitwolf.
Die Rutsche ist breit und es gibt bewegliche Teile an den Seiten, um den Schnee zu halten und zu verteilen….

Entgleiten

Kevin erklärt, dass der Pistenbully mit seinen mehr als einen Meter breiten Schienen durchaus in der Lage ist, aus eigener Kraft nach oben zu fahren. Die Winde und das Seil werden hauptsächlich benötigt, um Schlupf und Durchrutschen beim Wenden zu verhindern. Dadurch würde sich die Oberfläche der Piste lockern, und dann ist mehr Arbeit nötig, um die Piste in Ordnung zu bringen und zu halten.

Signalhorn und Klinge

Die Vorbereitungen haben begonnen. Über eine Strecke von mehreren hundert Metern geht es hinunter, dreht sich und steigt wieder hinauf. Der 4,5 Meter breite Schieber an der Vorderseite nimmt es mit den schlimmsten Schneehügeln (Bugles) auf, und an der Rückseite sorgen eine Rollfräse und die so genannte „Schaufel“ dafür, dass eine glatte Piste mit der von Skifahrern so geschätzten gekämmten Profiloberfläche entsteht.

Der Prinoth Leitwolf verfügt über schwere Werkzeuge.
Der Router auf der Rückseite.

Rolls Royce Motor

Wir haben einige Zahlen von Prinoths Website entnommen. Der Prinoth Leitwolf hat einen 390 kW (530 PS) starken Motor. Bereits bei 1.300 Umdrehungen pro Minute liefert er sein maximales Drehmoment von 2.600 Nm. Das 12,8-Liter-Aggregat MTU 6R 1300 stammt aus dem Rolls Royce-Konzern und wird auch in Maschinen für die Forst- und Landwirtschaft eingesetzt.













Hinter dem Steuer des Prinoth Leitwolfs….

Kevin trennt das Kabel ab und führt das Gerät zu einem Hang auf der anderen Seite der Hochwurzen. Auch hier kommt die Winde ins Spiel, und nach dem Anbringen des Stahlseils erklärt und versteht Kevin alle Funktionen und Bedienelemente. Dies geschieht mit einem Joystick und Touchscreens. In der linken Armlehne befinden sich zwei Hebel zur Steuerung.

Die Bedienung erfolgt über einen Joystick.

Rutschen, drehen, wenden

Dann gibt es einen Beschleuniger. Drücken bedeutet Fahren, Loslassen bedeutet Anhalten. Der Joystick steuert den vorderen Schlitten. Diese sollten nicht zu tief sein, da man sich sonst in die Piste verbeißt. Aber auch nicht zu hoch, denn dann rutscht man die Schneehügel nicht weg. Gleichzeitig lenken Sie mit den Hebeln auf der linken Seite. Rechts oben bedeutet, dass man nach rechts lenkt, links oben nach links, beide ganz nach hinten und einer ganz nach oben bedeutet, dass man sich auf der Stelle nach rechts oder links dreht.

Im Prinoth Leitwolf gibt es viele Computer.

Fräsen mit dem Joystick

Kevin macht sich wieder an die Arbeit. Sie können sehen, dass der Pistenbully sofort auf kleine Handbewegungen reagiert. Es ist für den Bediener mit dem Joystick millimetergenau, der Krümmung der Bahn mit dem Schlitten zu folgen. Mit den Hebeln auf der linken Seite hält er den Bully gerade in der Spur und behält gleichzeitig das Display vor ihm im Auge, das die Schneedicke farblich anzeigt. „Rot gefärbte Teile sind dünn und man will keinen Schnee von ihnen nehmen.“

Unterwegs mit dem Prinoth Leitwolf.

Vorbereitung Waffe

Mit dem Joystick können alle Komponenten zur Pistennivellierung gesteuert werden. Außerdem kann der Bediener das Schneidwerk und die Klinge anheben und absenken. Das Einzige, worum Sie sich als Bediener nicht kümmern müssen, ist die Winde. Der Seilarm oberhalb des Daches bewegt sich automatisch und der Windenmotor rollt das Seil selbständig auf und ab. Kevin: „Das Einzige, was man tun muss, ist, sich regelmäßig umzudrehen. Dadurch wird verhindert, dass das Drahtseil einen Schlag bekommt und sich nicht mehr richtig auf die Windenrolle aufwickeln kann.“

Ein Getränk schlucken

Nach 3,5 Stunden ist es Zeit, aufzutanken, und so geht es zurück zur Garage an der Basisstation. Etwa drei Viertel des 180-Liter-Tankvolumens sind durch. Im Durchschnitt verbraucht der Leitwolf etwa 35 Liter pro Stunde. Ziemlich viel, wenn man das mit dem Kraftstoffverbrauch eines Autos vergleicht. Stellen Sie sich vor, Sie würden damit in einer Stunde durchschnittlich 65 km zurücklegen, was bedeutet, dass Sie 35 Liter Kraftstoff verbraucht hätten!

Prinoth Leitwolf

1.700 Liter Dieselkraftstoff pro Schicht

Wir haben nachgerechnet. An diesem Abend sind sechs Pistenbullys auf der Hochwurzen im Einsatz, alle arbeiten etwa acht Stunden lang. Diese verbrauchen also in einer Schicht etwa 1.700 Liter Dieselkraftstoff. Und das nur auf einem Berg und an einem Abend/Nacht. Berechnen Sie das für eine ganze Skisaison und dann noch einmal für mehrere Berge in einem Skigebiet. Das ist ein ganz schöner Schluck und eine Menge Geld. Hinzu kommen das Gehalt des Fahrers, die Abschreibung der Maschine und die Wartungskosten.

Skipass-Preis? Hmm, eigentlich gar nicht so schlecht

Das lässt den Preis für einen Sechstage-Skipass in einem anderen Licht erscheinen. Dafür geben Sie derzeit 300 Euro oder etwas mehr aus. Die Aufzüge, und sie kosten Energie und Wartung, können Sie damit eingeben. Nach diesem Bericht wissen wir jedoch, dass die Einnahmen aus den Skipässen auch in die Präparierung der Pisten fließen. Wenn das nicht passiert ist…. Dann vergessen Sie doch das Skifahren! Auf jeden Fall ist es verständlich, warum ein Skipass so viel kostet, aber was ist schon viel? Eigentlich ist es gar nicht so schlimm, wenn man sieht, was alles dafür getan werden muss.

Dieser Bericht kam zum Teil dank der Mitarbeit von Kevin und dem Unternehmen, für das er arbeitet, zustande.

Wim Otten:
Wim Otten: „Eine Erfahrung und eine Menge Wissen reicher und das auf Pisten bis zu mehr als 50%.“