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In der Praxis: lange Strecken mit einem erschwinglichen Elektrofahrzeug

Mai 6, 2022

Mittlerweile gibt es genügend Elektroautos mit einer so großen Reichweite, dass Sie sich keine Sorgen mehr machen müssen, Ihr Ziel in einem Rutsch zu erreichen. Auch nicht, wenn das Ziel weit entfernt ist. Die überwiegende Mehrheit dieser Elektrofahrzeuge befindet sich jedoch im höheren Segment. Wer ein einigermaßen günstiges Elektroauto möchte, hat derzeit eine Reichweite von ca. 300 km. Laut einer offiziellen Aussage, also in der Praxis ist es sogar noch niedriger.

In einer Woche, in der wir mehrere lange Reisen geplant haben, bekommen wir den Peugeot e-2008 leihweise. Er hat jetzt eine offizielle WLTP-Reichweite von 341 Kilometern. Eine großartige Gelegenheit, um herauszufinden, wie weit Sie das in der Praxis bringt, wenn Sie auf der Autobahn Kilometer fressen wollen.

Die von uns getestete konkrete Version hat zudem eine WLTP-Reichweite von 332 Kilometern, weil zum Beispiel die größere Radgröße mehr Energie kostet. Weitere Informationen zum getesteten Peugeot e-2008 und seinen Spezifikationen finden Sie am Ende dieses Artikels.










Der Kontext

Unser Fahrverhalten haben wir während des Tests nicht angepasst. Insofern: Wir pflegen eine ruhige Fahrweise, fahren aber auf der Autobahn mit 100 bis 110 km/h mit dem Verkehr und Stromverbraucher wie Klimaanlage und Radio werden auf Wunsch eingeschaltet. Kurz gesagt, wir nutzen das Elektroauto so oft wie möglich wie ein Benzinauto. Das Wetter wechselt während der gesamten Testwoche zwischen sonnig und bewölkt, mit wenig Wind und Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad. Kurz gesagt, grundsätzlich gute Voraussetzungen für den Stromverbrauch.










Die ersten Fahrten

Die erste Reise führt vom Importeur in Amsterdam zu unserer Redaktion in Bodegraven. Das ist eine Autobahnfahrt von etwa 50 Kilometern. Wir fahren mit vollgeladenem Akku los und der Bordcomputer gibt mehr als 320 Kilometer als Reichweite an. Nach der Ankunft scheint die Reichweite um etwa 70 Kilometer abgenommen zu haben.

Die Ladestationen in der Redaktion sind belegt, ein Aufladen ist aber noch nicht nötig. Es folgt eine Autobahnfahrt von rund 90 Kilometern. Dabei haben wir mehr als 130 Kilometer Reichweite „entzogen“. Nach der Heimkehr zeigt der Bordcomputer eine Restreichweite von 104 Kilometern an, nachdem er heute 149 Kilometer gefahren ist. Mit anderen Worten, bei 149 Autobahnkilometern verbrauchte das Auto 216 Kilometer Reichweite. Die verbleibende Batterieladung beträgt 43 %.

Ich habe den Luxus, eine öffentliche Ladestation in der Nähe meines Zuhauses zu haben, wo fast immer Platz ist. Das Aufladen des Peugeot ist daher kein Problem. Bei voll aufgeladenem Akku zeigt der Bordcomputer eine Reichweite von 326 Kilometern an. Das ist etwas mehr als heute Morgen.

Echt: die erste lange Fahrt

Nach diesen „Aufwärmübungen“ folgt die erste richtig lange Fahrt: eine Rückfahrkarte von Nordholland nach Rhenen. Der WLTP-Reichweite nach zu urteilen, sollte man mit einer Akkuladung hin und her fahren können. Auf dem exakt 130 km langen Weg dorthin verbraucht der Peugeot allerdings 196 Kilometer Reichweite. Auf dem Bordcomputer bleiben exakt 130 km Reichweite. Leider gibt es in der Nähe des Ziels keine Ladestation.

Es ist also genau so viel Reichweite wie der Rückweg lang ist, aber in der Praxis werden wir das natürlich nicht erreichen. Unterwegs machen wir deshalb einen Zwischenstopp am Fastned-Standort De Poel, in der Nähe von Ede. Schnellladen ist eigentlich genauso einfach wie Tanken. Mit der Ladekarte anmelden, den richtigen Stecker ins Auto stecken und warten.

Apropos letzteres: Ist Schnellladen Zeitverschwendung? Ja und nein. Zum einen hatten wir diesen Zwischenstopp nicht mit einem Tankwagen gemacht. Andererseits haben wir gerade eine Pause verschoben. Statt erst kurz vor dem Abflug noch etwas zu trinken, tun wir dies nun während des Schnellladens. Außerdem ist das Warten im Peugeot e-2008 keine Strafe: Die Sitze bieten mehr als genug Komfort, um die Ladepause zu überstehen. Auch die Passagiere im Fond haben nichts zu meckern.

Obwohl der Akku noch halb voll ist, zeigt der Bordcomputer des Autos an, dass der Schnellladevorgang eine Stunde dauern wird. Es stellt sich heraus, dass die zu erwartende Ladezeit bis zu 100 % beträgt, denn am Ende ist Schnellladen in der Praxis eben schnell. In zwei Minuten ist der Akku um etwa zehn Prozent aufgeladen.



















Allerdings gibt es eine Überraschung, wenn das Auto weiter lädt, sobald der Batteriestatus 80% erreicht hat. Um den Akku zu schonen, soll laut Handbuch die Schnellladung bei 80 % aufhören. Nach diesen 80% ist der Ladevorgang etwas langsamer, um den Akku zu schonen. Nach unserer 20-minütigen Trinkpause ist der Akku wieder zu 86 % geladen, gut für eine Reichweite von 282 km. Wir sind bald wieder unterwegs.

Wenn Sie nach Hause zurückkehren, bleiben noch etwa 80 Kilometer Reichweite übrig. Beide Plätze an der Ladestation scheinen diesmal besetzt zu sein. Es ist bereits Abend, also wird es heute nicht mehr das Auto laden. Zum Glück habe ich für morgen früh keine Fahrten geplant…










Die große Herausforderung: ins Ausland gehen

Als am nächsten Tag die Ladestation frei war, habe ich den Peugeot wieder voll aufgeladen (wieder 326 km Reichweite auf dem Bordcomputer). Dann kommt die größte Herausforderung: eine Auslandsreise. Nun, zu einem Ziel kurz hinter der deutschen Grenze, aber immerhin. Das ist noch ein weiter Weg von Nordholland. Die erste Etappe ist 160 Kilometer lang. Ein Vorteil gegenüber der vorherigen langen Fahrt ist, dass die heutige Strecke fast ausschließlich aus N-Straßen besteht. Bei einigen beträgt die Höchstgeschwindigkeit sogar 100 km/h, macht aber immer noch einen Unterschied im Stromverbrauch im Vergleich zu einer Autobahnfahrt.

Auf dem Weg dorthin hängen wir das Auto bei einem bereits geplanten Zwischenstopp in Zwolle ans Schnellladegerät. Das gibt etwas mehr „Luft“ in der weiteren Ladeplanung des Tages. Auf dem Weg nach Zwolle verbrauchten wir auf 101 km 152 km Reichweite. Der Zwischenstopp dauert schließlich etwa 25 Minuten, in denen der Akku von 64 auf 90 % aufgeladen ist. Um Lademöglichkeiten müssen wir uns vorerst keine Gedanken mehr machen.

Das erste Ziel für heute ist Uelsen, gleich hinter der Grenze in Deutschland. Auf dieser 63 km langen Fahrt haben wir 84 km Reichweite verbraucht, wobei 214 km verbleiben. Aufladen ist daher über längere Zeit nicht nötig. Hätte ich auch nicht machen können, denn an unserem Zielort am Dorfrand gibt es keine Ladestationen. Es gibt zwei Ladepunkte in der Mitte des Dorfes, obwohl wir von Anwohnern erfahren haben, dass diese in der Praxis immer von einer kleinen Firma belegt sind.

Später am Tag fahren wir in ein Dorf in der Nähe von Ommen. Auf dieser Distanz von 30 km verringerte sich die Reichweite um 38 km. Gleiche Geschichte hier: Aufladen ist bei weitem nicht notwendig. Gut, denn es gab keine Ladestationen in Laufnähe zu unserem Ziel. Konkret sind wir nach dem Schnellladen heute Morgen in Zwolle 93 km gefahren, haben 122 km verbraucht und haben noch 176 km Reichweite übrig. Das Fahren auf N-Straßen macht einen spürbaren Unterschied im Stromverbrauch im Vergleich zu Autobahnen.

Theoretisch sollten wir abends mit dieser Restreichweite nach Hause kommen, aber wir bevorzugen etwas mehr Sicherheit. Auf dem Heimweg machen wir einen weiteren Stopp in Zwolle an der gleichen Schnellladestation wie heute Morgen. Im Nachhinein ist uns bewusst, dass wir das Auto auf dem Weg dorthin auch auf die Schnellladestation gestellt haben, sonst wäre es wohl eng geworden bis nach Zwolle. Dann hätten wir wohl einen Umweg über einen Schnelllader in Hardenberg gemacht. Auf den 36 km nach Zwolle haben wir 46 km Reichweite genutzt. In 20 Minuten laden wir den Akku von 48 auf 79 Prozent auf, gut für eine Reichweite von 256 km.

Wenn wir nach Hause kommen, haben wir noch 44 % Akkuladung und 114 km Reichweite übrig. Mit anderen Worten, eine Fahrt von 97 km erforderte 142 km Reichweite. Der Zwischenstopp „vorsichtshalber“ war also notwendig.










Eine letzte Autobahnfahrt

Nach dem vollständigen Aufladen zu Hause meldet der Bordcomputer eine Reichweite von 330 km. Fast der WLTP-Wert und auch der höchste, den der Bordcomputer diese Woche bei voller Batterie angezeigt hat. Nochmals: Das Fahren auf N-Straßen macht einen spürbaren Unterschied im Stromverbrauch im Vergleich zu Autobahnen. Der Vollständigkeit halber: Auf der 60 km langen Autobahnfahrt zurück zum Importeur haben wir 94 km Reichweite verbraucht (78 % Rest).










Fazit

Die wichtigste Frage: Ist ein bezahlbares Elektroauto für lange Strecken praktisch nutzbar? Die Antwort hat sich mit Sicherheit als „Ja“ herausgestellt, vorausgesetzt, Sie sind bereit, eine zusätzliche Pause einzulegen oder eine Pause zum Schnellladen zu „verschieben“. Angenommen, Sie möchten wirklich eine lange Reise machen, dann ist der Peugeot e-2008 genau das Richtige für Sie: Fahren Sie ruhig zwei Stunden, machen Sie eine zwanzigminütige (Schnelllade-) Pause und fahren Sie weiter.

Eine lange Fahrt mit einem Elektroauto erfordert in der Regel etwas mehr Vorbereitung, sei es nur, indem Sie prüfen, wo sich Schnellladegeräte befinden und wann Sie die Ladepause am besten einplanen können. Dies ist in den Niederlanden machbar, aber im Ausland kann es manchmal eine Herausforderung sein.

Damit kommen wir zum Nebenschluss: In der Praxis hat ein (bezahlbares) Elektroauto bei längeren Fahrten immer noch das Nachsehen gegenüber einem Verbrennerauto. Wenn Sie zu Hause oder am Zielort nicht laden können, erfordert das sofort etwas zusätzliche Organisation. Wenn Sie weiterhin die gleichen langen Strecken fahren, wird es natürlich eine Regelmäßigkeit und einen Automatismus beim Laden geben. Die Zeit, die wir jetzt bei der Vorbereitung der Fahrten verloren haben, entfällt dann. Wenn Sie jedoch immer mehrere lange Strecken fahren, bleibt dies etwas zu berücksichtigen.










Ressource: ANWB Routenplaner für Elektroautos

Der ANWB-Routenplaner ist ein praktisches Tool zur Reisevorbereitung, von dem es jetzt auch eine Version speziell für Elektroautos gibt. So können Sie eine Route für Ihre Marke und Ihr Elektroautomodell planen, wobei sich der Routenplaner an der zu erwartenden Reichweite in der Praxis orientiert. Der EV-Routenplaner ist nur eine Beta-Version, hat sich aber während unserer Testwoche als nützliches Tool erwiesen. Folgen Sie jedoch nicht blind den Reisehinweisen und prüfen Sie auch die beiliegende Karte auf (Schnell-)Ladepunkte, falls die Reichweite in der Praxis anders ausfällt als der Planer prognostiziert.










Über den Peugeot e-2008

Der aktuelle Peugeot 2008 kam 2019 auf den Markt und war fast von Beginn an auch als vollelektrischer e-2008 erhältlich. Das Modell wurde kürzlich einem kleinen Update unterzogen. Die wichtigste Neuigkeit ist, dass die offizielle WLTP-Reichweite etwas zugenommen hat und der traditionelle Schalthebel durch einen neuen Schalter ersetzt wurde.

Batterie und Aufladung Peugeot e-2008

Der Peugeot e-2008 hat ein 50-kWh-Akkupaket, wobei die neueste Version für eine offizielle WLTP-Reichweite von 341 Kilometern gut ist. Das Auto hat einen 11 kW 3-Phasen-Bordlader. Auch Schnellladen mit bis zu 100 kW ist möglich. Das vollständige Aufladen an einer regulären Ladestation dauert etwas mehr als fünf Stunden, das Schnellladen von 10 auf 80 % Akkuladung dauert wie gewohnt 30 Minuten. Neben dem Laden kann das Ladekabel bequem in einer Tasche (oder separat) unter dem Ladeboden verstaut werden.



















Stromverbrauch in der Praxis

Der durchschnittliche Stromverbrauch liegt laut Bordcomputer während unserer Testwoche bei 17,3 kWh auf 100 Kilometer. Ganz ordentlich angesichts der vielen Autobahnkilometer, denn der offizielle WLTP-Verbrauch liegt bei der von uns gefahrenen Version bei 16,0 kWh auf 100 Kilometer.

Antrieb und Gewichte Peugeot e-2008

Der Elektromotor leistet 100 kW (136 PS) und 260 Nm Drehmoment. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h dauert 9,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 150 km/h begrenzt. Snel war in den Niederlanden vorne und, abgesehen von der Höchstgeschwindigkeit, den Benzinversionen des Peugeot ebenbürtig. Das Leergewicht des Peugeot e-2008 beträgt 1.523 kg. Das Gewicht ist für ein Elektroauto gar nicht so schlecht. Zum Vergleich: Die Fuel-Version wiegt je nach Ausführung rund 1.200 kg. Ein wichtiger Unterschied: Der e-2008 darf nichts ziehen, die Benziner-Version einen Anhänger bis 1.200 kg (gebremst).

Preise Peugeot e-2008

Der Einstiegspreis des Peugeot e-2008 liegt derzeit bei 36.330 Euro. Davon wird ein staatlicher Zuschuss in Höhe von 3.350 Euro abgezogen, sofern dieser natürlich noch verfügbar ist. Ein Peugeot 2008 mit gleichwertiger Motorisierung und Ausstattung ist ab 31.060 Euro zu haben, da ist der Unterschied zwischen beiden nicht allzu groß. Unser Testexemplar ist ein GT Pack (das Topmodell) mit einigen zusätzlich geprüften Optionen und kostet 45.110 Euro (abzüglich etwaiger Subventionen). Generell beginnt die Preisliste des Peugeot 2008 bei 29.560 Euro. Aktuelle Preise und Ausstattung finden Sie unter www.peugeot.nl .