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Fahrende Nachbarschaftsbatterien für Transport und Energieversorgung

Juni 4, 2025

Es ist ein Projekt von Renault, dem Mitfahrdienst MyWheels und We Drive Solar in Zusammenarbeit mit der Stadt Utrecht. Es ist einzigartig, denn es ist Europas erster groß angelegter Vehicle-to-Grid (V2G) Sharing-Service, genannt Utrecht Energized. Die Initiative trägt zu einem nachhaltigeren und effizienteren Energiesystem in einer Stadt bei, in der bereits 35% der Dächer mit Sonnenkollektoren bedeckt sind.

Renault 5 E-Tech Electric - V2G-Projekt in Utrecht
Renault 5 E-Tech Electric – V2G-Projekt in Utrecht

Strom speichern und liefern

Die Einführung dieses Sharing Car Service mit V2G-Technologie wurde für November 2024 angekündigt. Diese Initiative ist ein Schritt in Richtung sauberer Mobilität, indem sie auf die großflächige Verfügbarkeit von Elektroautos mit bidirektionaler Ladetechnologie setzt, um das Stromnetz in der Stadt Utrecht auszugleichen.

Renault und We Drive Solar

„Wir tragen mit unserer Technologie direkt dazu bei, die Überlastung des Stromnetzes in Utrecht zu verringern“, sagt Robin Berg, Direktor von We Drive Solar. Er arbeitet seit mehr als 15 Jahren an der Nutzung von Solarenergie zum Aufladen von Elektroautos. Nach und nach wurde ihm klar, dass diese Elektroautos eine entscheidende Rolle bei der Entlastung des überlasteten Stromnetzes spielen könnten.










Pilot mit Renault ZOE

Im Jahr 2016 wurde eine Vereinbarung mit der Renault-Gruppe in Paris unterzeichnet, um die Möglichkeiten des bidirektionalen Ladens zu erkunden. Dies führte zu dem Pilotprojekt mit dem Renault Zoe im Jahr 2019 in der Stadt Utrecht. Berg: „Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Ladestationen, die für das Energiesystem der Zukunft geeignet sind, arbeiten wir mit Koolen Industries, der Investmentgruppe von Kees Koolen, zusammen. Die Entwicklung, Produktion und Lieferung von bidirektionalen Ladelösungen findet in Hengelo unter dem Firmennamen We Drive Solar statt.“

Skalierbare Ladestation

Das bidirektionale ySystem der Renault Gruppe, We Drive Solar und MyWheels. Berg: „Solarenergie steht in immer größeren Mengen zur Verfügung, gleichzeitig wollen wir das Stromnetz entlasten, weil es zunehmend überlastet ist. Die V2G-Technologie ist eine intelligente und effiziente Lösung. Seit mindestens zehn Jahren versuchen mehrere Parteien, die Technologie in kleinem Maßstab einzusetzen, aber bisher ist es niemandem gelungen, ein skalierbares Konzept zu entwickeln. Gemeinsam mit der Renault-Gruppe ist dies nun gelungen. Die Renault Gruppe hat die Technologie in ein erschwingliches Auto integriert und We Drive Solar hat in eine skalierbare Ladestation investiert.“





Renault 5 E-Tech Electric - V2G-Projekt in Utrecht




Ertragsmodell

Da die gemeinsam genutzten Autos mit Reservierungen arbeiten, weiß MyWheels genau, wann ein Elektroauto vollständig aufgeladen sein muss. Das Aufladen und die Einspeisung sind somit leicht zu planen. Für jede Ladestation hat We Drive Solar einen dynamischen Energievertrag. Wenn nachts viel Wind weht oder tagsüber viel Sonne scheint, kostet der Strom vielleicht nur ein paar Cent pro kWh oder ist sogar kostenlos. Abends, wenn die Nachfrage hoch ist, steigt der Strompreis. Dann ist die Einspeisung interessant. Der Unterschied ist das Erlösmodell. Für den Netzbetreiber ergibt sich daraus die Verringerung der Netzüberlastung zu Spitzenzeiten.

Überlastetes Stromnetz

Insbesondere die Region Utrecht hat eines der am stärksten überlasteten Stromnetze in den Niederlanden. Deshalb wurde die Stadt auch ausgewählt, um ihren Share Car Service mit Elektroautos und V2G-Technologie zu starten. Ab sofort stehen 50 elektrische Renaults 5 zur Verfügung. Diese Zahl wird im Laufe dieses Jahres auf 500 anwachsen, was das Netz um 5 Megawatt entlasten kann. Allerdings beträgt das Kapazitätsdefizit in der Region Utrecht zu Spitzenzeiten 250 Megawatt.


Renault 5 E-Tech Electric - V2G-Projekt in Utrecht


Renault 5 E-Tech Electric - V2G-Projekt in Utrecht





Renault 5 E-Tech Electric - V2G-Projekt in Utrecht

Strom für die gesamten Niederlande

Eine Ausweitung ist jetzt wichtig. „Wir haben errechnet, dass 1,5 Millionen Zweiwege-Elektrofahrzeuge benötigt werden, um die gesamten Niederlande mit Strom zu versorgen. Wenn Sie dafür Sonnen- und Windenergie nutzen, haben wir ein nachhaltiges Energiesystem. Dann werden Kohle- und Gaskraftwerke nicht mehr benötigt. Elektroautos sind jetzt auch ein Puffer, um Spitzen im Stromnetz abzufangen. Das nimmt gleichzeitig den Druck von den Netzbetreibern, die das Netz kurzfristig nicht überall auf einmal ausbauen können. Es fehlt ihnen an Geld, Personal und Ausrüstung, um dies zu tun. Ein solcher Netzausbau bleibt notwendig. Bi-direktionale Ladesysteme in großem Maßstab nehmen den Druck weg.“

Autos von MyWheels teilen

MyWheels, die größte Plattform für gemeinsam genutzte Autos in den Niederlanden, wird die Flotte von elektrischen Renault-Modellen verwalten. Laurens van de Vijver, CEO von MyWheels: „Die Batterien der fahrenden Nachbarschaft werden fast immer als Transportmittel oder Energiequelle genutzt, und zwar von jedem in der Nachbarschaft, während private Fahrzeuge 97% der Zeit nur Platz wegnehmen. Utrecht ist die erste Stadt, in der geteilte Mobilität und Energieversorgung tatsächlich zusammenwachsen. Diese Initiative zeigt, was möglich ist, wenn Städte, Unternehmen und Bürger zusammenarbeiten. Sie ist ein Beispiel für europäische Innovation in ihrer besten Form.“

Von links nach rechts: Robin Berg (We Drive Solar), Eva Oosters (Stadträtin von Utrecht), Anouk Poelmann (Renault), Jérôme Faton (Mobilize) und Laurens van de Vijver (MyWheels)

Weniger Parkdruck

Für Utrecht sind gemeinsam genutzte Autos für die Lebensqualität in der Stadt unerlässlich. Sie reduzieren den Parkdruck und die Anzahl der privaten Autos und spielen gleichzeitig – dank der V2G-Technologie – eine aktive Rolle bei der Energiewende. Stadträtin Eva Oosters (Emissionsfreier Verkehr): „Mit dieser technologischen Innovation machen wir einen großen Schritt in Richtung einer Stadt, in der die Autos nicht nur mit Solarenergie fahren, sondern diese Energie auch an die Nachbarschaft zurückgeben. Dies wird uns auch dabei helfen, die Probleme der Netzüberlastung zu lösen. Das ist von entscheidender Bedeutung, denn ein zuverlässiges Energienetz ist das Rückgrat unserer Klimaziele und der weiteren Entwicklung der Stadt, z. B. beim Bau neuer Häuser.

Beispiel für Europa

Die Renault Gruppe fordert klare und einheitliche Regelungen in ganz Europa, einschließlich steuerlicher Anreize, Überarbeitung der Netzgebühren und vereinfachte Zertifizierungsverfahren. Jérôme Faton, Direktor von Mobilize Energy: „Um das volle Potenzial von V2G auszuschöpfen, müssen wir die bestehenden Hindernisse beseitigen – von der Anpassung der Steuervorschriften und Netzgebühren bis hin zur Förderung der internationalen Einsatzfähigkeit und der Vereinfachung der Zertifizierungsverfahren. Mit der richtigen Ausrichtung kann V2G ein Eckpfeiler des Energienetzes der Zukunft werden.“