Auto Nachrichten Hintergrund

Ein Ford mit Seitenrädern ist in Lommel ganz normal

Oktober 31, 2022

Wer ein professionelles Fahrtraining wollte, musste zu Slotemakers in Zandvoort oder zum Driving Skills Centre in Lelystad gehen. Gute Nachrichten für alle, die im Süden des Landes wohnen – oder auch mal einen anderen Anbieter ausprobieren wollen: Ab sofort kann man Ford auch auf dem Testgelände in Lommel besuchen.

Ford in Lommel

Seit 1965 verfügt Ford über eine Teststrecke in der Nähe der kleinen belgischen Stadt Lommel, gleich hinter der Grenze bei Eindhoven. Inzwischen ist aus dieser Teststrecke ein ganzer Testkomplex geworden, in dem auf über hundert Kilometern Teststrecken mit allen möglichen simulierten Straßen- und Wetterbedingungen die neuen Modelle von Ford – und anderen Marken! – für die Serienproduktion vorbereitet werden.

Fahrtechnik-Training

Bei all diesen Tests gehen wir regelmäßig bis an die Grenzen. Die Testfahrer von Ford wissen also, wie man ein Auto auch unter schwierigsten Bedingungen unter Kontrolle hält. Die Marke ist bestrebt, dieses Wissen zu teilen. Deshalb werden seit vielen Jahren Fahrfertigkeitstrainings zum Beispiel für zukünftige Testfahrer, aber auch für Testfahrer anderer Marken durchgeführt.

Seit einigen Jahren können Unternehmen ihre Mitarbeiter auch nach Vereinbarung an einem Fahrtraining teilnehmen lassen. In diesem Jahr wurde das Schulungsangebot weiter ausgebaut, denn ab sofort können auch Einzelpersonen ihre Fahrkenntnisse auffrischen.

Das Angebot an Fahrtrainings ist vielfältig. Von Grundkursen bis hin zum Erlernen des Fahrens sehr leistungsstarker Autos. Es finden mehrere Fahrtrainings statt, immer unter der Leitung eines professionellen Testfahrers. Die Preise für die Kurse liegen zwischen 250 und 550 Euro. Das vollständige Angebot an Schulungen und die entsprechenden Gebühren finden Sie auf der Website des Ford Driver Training Centre.

Fahrsicherheitstraining 1: Notbremsung und Ausweichen, nicht so einfach wie es scheint

AutoRAI.de wurde eingeladen, einige der Workouts selbst auszuprobieren. Dazu gehören die Notbremsung mit Ausweichmanöver, ein einfacher Schleuderkurs und das Verfolgen der Ideallinie auf einem „Rundkurs“. Wir beginnen mit dem ersten und setzen uns hinter das Steuer eines Ford Mustang Mach-E GT. Das ist schon mal ein guter Anfang, auch wenn es in diesem Test noch nicht um Fahrspaß geht. Nein, heute geht es hauptsächlich um sicheres Fahren.

Bei einer Notbremsung muss man einfach nur stark bremsen, oder? Ja, aber es gibt noch einiges zu bedenken, wie der Prozess schnell deutlich macht. Der Test sieht folgendermaßen aus: Ich fahre mit 60 km/h auf eine Blockade von Masten zu. Erst im allerletzten Moment darf ich ausweichen, entweder nach links oder nach rechts. Um den Überraschungseffekt zu erhalten, darf ich jedoch erst bremsen und ausweichen, wenn der Ausbilder das Signal dazu gibt. Klingt einfach, oder?










Ups… kein ABS?

Ich fahre auf die Pylonen zu, bekomme das Signal vom Fahrlehrer und… mit einer untersteuerten Kurve rutsche ich noch durch einen Teil der Pylonen… Ist das ABS heimlich ausgeschaltet worden? Nein. Offenbar habe ich unbewusst doch nicht mit voller Kraft gebremst, so dass das ABS nicht ausgelöst hat. Eine Lektion vorweg: Bei einer Notbremsung muss das Bremspedal immer in einem Zug voll durchgetreten werden.

Eine Vollbremsung kann aufregend sein, vor allem im Ernstfall, aber Sie sollten wissen, dass das ABS (und beim Ausweichen auch das ESP) Sie wirklich auf der Straße halten. Achten Sie darauf, dass Sie nach dem Ausweichen die Bremse erst lösen, wenn das Auto wieder in der gewünschten Fahrtrichtung steht (es sei denn, Sie haben vorher angehalten), sonst kann das Auto noch in eine unerwartete Richtung schießen.

Im weiteren Verlauf des Tests wird die Schwierigkeit zunächst durch eine leichte Erhöhung der Geschwindigkeit erhöht. Dann gibt es auch eine vorgeschriebene Ausstiegsrichtung, die Ihnen ebenfalls erst im allerletzten Moment mitgeteilt wird. Die größte Herausforderung besteht meiner Meinung nach darin, auf das Zeichen zu warten. Sie sind der Meinung, dass Sie den Pylonen schon längst ausweichen mussten. Ich weiche zwar das eine oder andere Mal auf die „falsche“ Seite aus, aber nach ein paar Versuchen gelingt es mir, auch dieses sehr späte Ausweichen zu verfeinern.










Die wichtigste Lektion?

Abgesehen von der Vollbremsung ist die wichtigste Lektion eigentlich, dass man auch im letzten Moment noch eine gute Chance hat, dem „Hindernis“ auszuweichen. Alle modernen Autos haben ABS und ESP, und diese Systeme helfen Ihnen, das Auto gut unter Kontrolle zu halten. Der Fahrlehrer gibt noch einen weiteren Tipp zur Lenktechnik: Drücken Sie das Lenkrad von sich weg. Ziehen Sie zum Beispiel beim Rechtsabbiegen das Lenkrad nicht mit der rechten Hand nach unten, sondern drücken Sie das Lenkrad mit der linken Hand nach oben. Das macht nicht nur das Lenken leichter, sondern drückt Sie auch sofort fester in Ihren Sitz.

Fahrtechnik-Training 2: Kontrolliertes Schleudern

Weiter geht es mit dem Grundschleuderkurs. Dafür steigen wir auf einen handgeschalteten Ford Focus Wagon um, der mit Seitenrädern ausgestattet ist. Diese Seitenräder heben das Heck des Fahrzeugs leicht an, um den Effekt geringer (oder fehlender) Bodenhaftung zu simulieren. Wenn das Heck ausbricht, besteht der Trick darin, sofort gegenzulenken und (da es sich um ein Auto mit Frontantrieb handelt) das Gaspedal zu benutzen, um das Auto wieder gerade zu ziehen. All dies, während wir natürlich weiterhin dem Weg (oder der „Straße“) folgen.

Dabei ist es wichtig, darauf zu achten, wohin das Auto fahren soll, und nicht darauf, wohin man zu schleudern droht. Ich wusste, dass man dorthin schaut, wo man hin will, aber anscheinend muss man noch weiter vorausschauen, als ich dachte. Nicht bis zum Ende des Zuges, in dem man sich befindet, sondern sogar schon bis zum nächsten Zug. Zu guter Letzt sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass das Fahrzeug nach einem Schleudervorgang häufig in die entgegengesetzte Richtung ausweicht. Außerdem müssen Sie diese (manchmal starke) Körperbewegung gegebenenfalls durch Gegenlenken ausgleichen.










Mit dem Rutschen des Fords komme ich gut zurecht, aber im weiteren Verlauf des Tests wird die Fahrgeschwindigkeit leicht erhöht. Zweimal habe ich den Ford trotzdem rückwärts gefahren, weil ich einfach zu spät mit dem Gegenlenken und/oder dem Korrekturgas dran war. Nach etwas mehr Übung gelingt es uns schließlich, einen schönen ‚Drift‘ hinzulegen, d.h. den Ford Focus kontrolliert durch die Kurve und in die nächste zu führen.

Die wichtigste Lektion?

Die wichtigste Lehre für mich ist, noch weiter nach vorne zu schauen, aber für die „Feinabstimmung“ sicherlich auch die oben beschriebenen Lenkungstechniken. Vor allem, wenn man es sich wirklich zu eigen macht. Man kann die Theorie kennen, aber im Moment suprême muss man sie auch aus einem Automatismus heraus anwenden. Vorsichtshalber mit einer Hand am Lenkrad zu fahren, mag zwar entspannend sein, ist aber in heiklen Situationen wie dieser nicht sinnvoll. Obwohl man sich überwinden muss, steuert man mit zwei Händen schneller und hat auch mehr Grip am Lenkrad.










Fahrtraining 3: die Ideallinie

Natürlich ist es wichtig zu wissen, wie man sich in einer Notsituation verhält, aber auch der Fahrspaß kommt bei der Fahrausbildung nicht zu kurz. Wir steigen wieder in den Ford Mustang Mach-E GT und fahren auf die Teststrecke 7, um die Ideallinie zu üben. Dabei fahren Sie allein im Auto und folgen dem Fahrlehrer. In diesem Sinne ist es eine einfache Übung: Sie folgen einfach der Linie, die der Ausbilder vorgibt.

Die wichtigste Lektion?

Bei dieser Übung geht es in erster Linie um den Spaß am Sport, aber natürlich steckt auch eine Lektion darin. Die wichtigste Lektion ist, dass die Ideallinie manchmal anders aussieht, als man es erwartet. Man nimmt nicht unbedingt die kürzestmögliche Kurve, sondern muss manchmal sogar die längere Außenkurve nehmen, um am Ende der Kurve den so genannten Scheitelpunkt (den „innersten“ Punkt der gesamten Kurve) zu treffen und so am schnellsten aus der Kurve herauszukommen.










Der Ford Mustang Mach-E GT

Bei all der Bewegung würde man fast vergessen, dass der Mustang Mach-E GT ein wirklich lustiges Spielzeug ist. Eine Leistung von 358 kW (487 PS) und ein Drehmoment von 860 Nm sind offensichtlich ein Rezept für beeindruckende Leistungen, wie zum Beispiel eine 0-100-Zeit von 3,7 Sekunden. Dazu gehört auch ein sportlicher Sound. Sie wird größtenteils über die Lautsprecher erzeugt, trägt aber dennoch zum Fahrerlebnis bei.

Bei den Übungen, sowohl Ausweichen als auch Ideallinie, zeigt sich auch, dass der Mach-E GT ein sehr gutes Handling hat. Wir sind nicht ans Limit gegangen (außer ein bisschen beim Ausweichen), aber während unserer Übungsrunden für die Ideallinie hat es geregnet. Selbst auf der klatschnassen Strecke scheint der Mustang Mach-E auf der Straße zu bleiben. In den schnellsten Kurven lässt er einen leichten Rutscher zu, aber die wirkliche Grenze scheint noch nicht in Sicht zu sein. Selbst auf einer nassen, kurvigen Kopfsteinpflasterstraße hält der Mustang den gewünschten Kurs.