Hintergrund

Hier quält Renault die Autos: im Testzentrum in Aubevoye:

August 5, 2022

Aubevoye

Salzsprühnebel, heiße oder kalte Windkanäle, die Temperaturen von -30 bis + 55 Grad Celsius simulieren, mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 230 km/h… All das zielt darauf ab, den jahrelangen Einsatz beim Kunden in allen Teilen der Welt, auch unter härtesten Bedingungen, in nur wenigen Monaten zu simulieren. Alle neuen Renault Modelle werden im Testzentrum in Aubevoye auf Herz und Nieren geprüft, bevor sie in die Produktion gehen.

Hinter den Kulissen

Normalerweise haben nur Insider Zutritt, aber anlässlich des 40-jährigen Jubiläums öffnet Renault ausnahmsweise die Türen des riesigen, im Eure-Wald versteckten Testzentrums. In dieser geschlossenen Anlage sind alle Prototypen der Marken der Renault-Gruppe untergebracht.

CTA

Im CTA werden neue Renault Modelle zertifiziert, bevor sie auf den Markt kommen. Das Streckennetz von Aubevoye erstreckt sich über mehr als 60 Kilometer und ahmt alle Straßentypen der Welt nach. Die verschiedenen Strecken und Straßen wurden zwischen 1982 und 2000 gebaut. Auf dem Asphalt testen die Franzosen jeden Aspekt ihrer Autos, von der Lenkung bis zur Aufhängung, von der Ausdauer bis zum Handling.

Trockener Kreislauf

Die 3,9 Kilometer lange „trockene“ Strecke dient der Fahrwerksabstimmung und ist ideal für eine Vielzahl von Tests: Abstimmung der Vorder- und Hinterradaufhängung, Fahrwerk, Bremsen und Gripverhalten. Jede Kurve hat einen gut durchdachten Namen. Es gibt die „patte d’oie“, den „Gänsefuß“. Am Anfang der Strecke teilt sie sich nach links und rechts, so dass sie wie die Zeichnung eines Vogelbeins aussieht.

Bei der Benennung der schnellsten Kurve der Strecke (hier werden über 200 km/h erreicht) haben sie sich von einem Fahrer aus den 1950er Jahren inspirieren lassen: dem zweimaligen Formel-1-Weltmeister Alberto Ascari. Neben dem Trockenkreislauf gibt es auch – Sie haben es erraten – einen Nasskreislauf, der die Tests im Trockenkreislauf ergänzt.

Städtische Umwelt

Außerdem gibt es einen über zwei Kilometer langen Parcours, der dazu dient, die Fahrbedingungen in der Stadt zu simulieren. Die Strecke ist mit Ampeln, Haltestellen, Bodenschwellen und einigen Kreuzungen ausgestattet. Verschiedene Schilder zeigen an, welche Stadt Sie „betreten“ haben.

Geschwindigkeitsring

Dann gibt es noch den „l’anneau de vitesse“, den Geschwindigkeitsring. Wie der Name schon sagt, wird hier die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Die Testfahrer können dank schräger Kurven bis zu 250 km/h schnell fahren, ohne das Lenkrad zu drehen sogar bis zu 180 km/h. Hier werden alle aerodynamischen Tests durchgeführt. Eine Besonderheit sind die sechzehn riesigen Ventilatoren entlang dieser Strecke. Sie simulieren Windgeschwindigkeiten von 14 bis 72 km/h, um die Stabilität der einzelnen Modelle zu überprüfen und Abweichungen von der Flugbahn zu berechnen. Bei Nutzfahrzeugen wird aufgrund ihres hohen Gewichts ein elektronischer Spoiler eingebaut, um die Stabilität auf der Straße zu gewährleisten.

Abseits der Straße

Auch die Renault-Gruppe hat eine Reihe von robusten SUVs im Programm, die einiges aushalten müssen. Auf dem riesigen Gelände in Aubevoye gibt es auch steile Pisten und Geländestrecken zum Testen der verschiedenen Modelle, darunter auch Geländewagen. Das zerklüftete Gelände weist vor den Bergen einen Höhenunterschied von 40 Metern auf, aber auch große Höhenunterschiede, die mit Brücken, „Bombenkratern“ und sehr steilen Straßen überwunden werden.

Folterkammer

Neben den verschiedenen Teststrecken gibt es auch eine Reihe von „Folterkammern“. Dabei handelt es sich um Teststrecken, auf denen verschiedene Straßentypen und Witterungsbedingungen die Arbeit eines Autos so schwierig wie möglich machen. Ein Beispiel ist der Staubtunnel, der die Bedingungen in Argentinien simuliert, einem Land mit einem sehr hohen Staubanteil. In Ländern mit starken Regenfällen ist die Furt 24 Zentimeter tief, mit zusätzlichen Vertiefungen von 6 Zentimetern.

30 cm tief

Insgesamt müssen die verschiedenen getesteten Modelle also den Erschütterungen standhalten, die beim Waten durch 30 Zentimeter tiefes Wasser auftreten. Außerdem wird ein riesiger künstlicher Teich von drei mal drei Metern angelegt, um zu prüfen, ob das Auto bei einer Durchfahrt mit 80 km/h keinen Schaden nimmt. Wenn ein Modell diese Tests nicht besteht, geht Renault zurück ans Reißbrett. Rührt sich ein Auto während der Folterphase nicht? Dann ist es bereit für die Produktion.

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