„Wir bemühen uns, etwas anderes als den Standard auf den Markt zu bringen“ – Interview mit Sjoerd Knipping, Kia Europe
Kia will ab 2035 in Europa nur noch Elektroautos verkaufen. Es gibt Marken, die diesen Schritt schon viel früher gehen; einige Marken verabschieden sich bereits im Jahr 2025 vom Verbrennungsmotor. Warum wartet Kia – einer der führenden Hersteller von Elektrofahrzeugen – so lange?
Sjoerd: „Wenn man sich andere Länder in Europa anschaut, sehe ich Europa in vier Regionen aufgeteilt: Die nordische Region ist die Nummer eins mit etwa 95 Prozent der verkauften Autos, die elektrisch sind. Sie sind die Early Adopters. Dann gibt es die Region zwei, zu der die Niederlande, Deutschland und das Vereinigte Königreich gehören. Dann haben wir Osteuropa und Südeuropa, wo Elektroautos noch nicht so beliebt sind. Kia ist auf allen Märkten tätig, also müssen wir die Vielfalt dieser Märkte berücksichtigen. Ich glaube nicht, dass man in Süd- und Osteuropa in fünf Jahren bereit sein wird, vollständig auf elektrisches Fahren umzustellen.“
Werden Sie in fünf Jahren noch Benzinautos in den Niederlanden verkaufen?
Sjoerd: „Ich kann nicht in die Zukunft sehen, aber es würde mich nicht wundern, wenn wir in fünf oder sogar zehn Jahren in den Niederlanden immer noch Autos mit Verbrennungsmotor verkaufen, aber vielleicht nur noch Hybride oder Plug-in-Hybride.
Wie kann Kia – als einer der Vorreiter in der EV-Landschaft – dazu beitragen, Herausforderungen wie Ladeinfrastruktur und Reichweite zu meistern?
Sjoerd: „Zuerst muss man dafür sorgen, dass man die Autos hat, damit die Leute überhaupt elektrisch fahren können. Daran arbeiten wir jetzt intensiv. In den kommenden Jahren werden wir mehrere neue Modelle auf den Markt bringen, die das elektrische Fahren für mehr Menschen zugänglich machen, darunter auch Modelle im B- und C-Segment.
Auch in Bezug auf die Ladeinfrastruktur leisten wir unseren Beitrag. Wir sind eine Partnerschaft mit Ionity eingegangen und haben für europäische Kunden einen elektrischen Kia Plug&Charge eingeführt. Plug&Charge ist die jüngste Ergänzung des Kia-Portfolios an Ladediensten, zu dem auch Kia Connect, Kia Charge und Kia Smart Charging gehören. Plug&Charge ist ein sehr bequemer Service, mit dem unsere Kunden ihren Kia noch einfacher aufladen können. Dabei handelt es sich um eine neue Technologie, die es dem Auto ermöglicht, direkt mit der Ladestation zu kommunizieren. Kia-Fahrer können ihr Fahrzeug mit Plug&Charge an jede öffentliche und servicefähige Ladestation anschließen und automatisch aufladen, ohne zusätzliche Identifizierung oder Zwischenschritte.“
Was sind einige der wichtigsten Strategien, die Kia Europe derzeit anwendet, um sich in einem wettbewerbsintensiven Markt zu differenzieren, und wie werden diese Strategien weiterentwickelt, um die Position von Kia zu stärken?
Sjoerd: „Zunächst einmal ist da unsere Vision, nachhaltige Mobilität zugänglich zu machen. Dafür brauchen Sie also ein starkes Produktportfolio. Ich denke, wir zeigen mit dem EV6 und dem EV9, dass wir bahnbrechende Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen können. Damit bedienen wir Early Adopters und Innovatoren. Dann kommt der nächste Schritt: die Bedienung der breiten Masse, insbesondere im B- und C-Segment. Wir untersuchen derzeit, welche bahnbrechenden Technologien aus dem EV6 und EV9 wir in die kleineren, erschwinglicheren Fahrzeuge integrieren sollten. Dies wird teilweise durch die Bedürfnisse der Kunden bestimmt.
Auch das Design ist für uns von großer Bedeutung. Untersuchungen zeigen, dass das Design für die Verbraucher während des Kaufprozesses nach wie vor ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal darstellt. Als die EV-Revolution begann, waren Reichweite und Ladegeschwindigkeit die wichtigsten Themen. Vor allem in den Niederlanden zeigen Umfragen, dass Design bei den Verbrauchern wieder an erster Stelle steht. Deshalb stellen wir Autos her, die sich in puncto Design von anderen abheben. Wir streben danach, etwas anderes als den Standard auf den Markt zu bringen, und dafür haben wir eine klare Richtung eingeschlagen, die mit dem EV6 begann und nun mit dem EV9 und anderen zukünftigen Kia-Modellen sichtbar wird.
Ein kleines Detail ist zum Beispiel schon das Logo. Im Jahr 2021 haben wir ein komplettes Rebranding durchgeführt, von dem ein kleiner Teil das neue Logo ist. Stellen Sie sich das alte Logo auf dem EV9 vor. Dann sieht man, was für einen Unterschied ein neues Logo machen kann.“