Rückblick – Audi RS 3 (2022) – Der ideale Alltagsfahrer?
Ideal täglich?
Ein streckentauglicher Daily Driver, das ist laut Audi der neue RS 3. Ein Auto, mit dem man jeden Tag pfeifend zur Arbeit fährt und das man am Wochenende auf wunderbar kurvenreichen Landstraßen loslässt. Den neuen Audi RS3 gibt es natürlich in zwei Geschmacksrichtungen: Sportback und Limousine. Von Downsizing oder Elektrifizierung ist noch keine Rede: Für den Antrieb sorgt wieder der bekannte 2,5-Liter-Fünfzylinder-Turbomotor.
Er ist noch da, der Fünfzylinder
Auch gut so! Als Audi im Sommer 2021 den neuen RS 3 vorstellte, waren wir nur auf eines gespannt: Ist der geschundene 2,5-Liter-Fünfzylinder noch vorne? Wir konnten aufatmen. Die 400-PS-Kraftquelle des Vorgängermodells ist wieder präsent und leistet sogar 20 Newtonmeter mehr, was das Drehmoment auf 500 Nm bringt. Genug Power, um den allradgetriebenen Audi in 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu sprinten. Drei Zehntel schneller als zuvor.
Erst bei 250 km/h hört der grüne Giftfrosch auf zu beschleunigen, es sei denn, man überweist Audi etwas mehr Geld und wählt das RS-Dynamikpaket. Dann greift der Geschwindigkeitsbegrenzer erst bei 290 km/h ein. Dazu bekommt man Keramikbremsscheiben, damit der RS 3 auch schnell von 290 auf 0 km/h kommt. Während unserer Testwoche haben wir es nicht ausprobiert, fast 300 km/h in einem „ Audi A3 Fließheck “, aber wir glauben sofort, dass es möglich ist.
Einzigartig
Der dicke Fünfzylinder macht den Audi extra einzigartig. Wer einen weiteren sportlichen Fließheck mit Fünfzylindermotor haben möchte, kann lange suchen. Tatsächlich steckt auch in der Topversion der C-Klasse – dem Mercedes-AMG C63 – heutzutage kein V8 mehr vorne, sondern ein Vierzylinder.
Auch der größte Rivale des RS 3, der Mercedes-AMG A 45 S 4Matic+, hat weniger Zylinder als der Audi. Der holt aus einem Vierzylinder mit einer Gesamtlungenkapazität von zwei Litern 425 PS. Schön, könnte man sagen, aber wie Sie vielleicht wissen: Hubraum ist durch nichts zu ersetzen . Der infernalische Fünfzylinder hat einen einzigartigen Charakter und erzeugt auf Wunsch eine wunderschöne Symphonie! Ach, dieses Geräusch ! Wie ein Rudel Höllenhunde, die dir nachlaufen. Wie bei vielen anderen modernen Sportwagen verstärkt das Soundsystem das Klangerlebnis, aber das dunkle Dröhnen aus den beiden ovalen Auspuffendrohren (mit den vier „echten“ Auspuffen dahinter) klingt immer noch sehr gut.
Vorderreifen breiter
So ein fetter Fünfzylinder sorgt für viel Spaß, aber auch für einige Unannehmlichkeiten. Der charakterstarke Fünfzylinderblock wiegt einiges, sodass es der Nase manchmal unangenehm ist, wenn sie schnell die Richtung wechseln muss. Das ganze Gewicht würde lieber geradeaus gehen. Um das Untersteuern zu eliminieren, montiert Audi jetzt extrabreite Reifen an der Front des RS 3. Die Reifen sind vorne noch breiter als hinten. Das sieht man nicht oft.
RS Drehmomentsplitter
Auch Audi wirft Torque Vectoring in den Kampf gegen das Untersteuern. Der RS 3 ist mit dem sogenannten „RS Torque Splitter“ ausgestattet. Wir kennen das System aus dem Volkswagen Golf R und verteilen die Heckkraft über zwei elektronisch gesteuerte Kupplungen auf die Hinterräder. Das System arbeitet sehr schnell. Wenn Sie eine scharfe Linkskurve nehmen, aber die Nase nicht mitspielt, schickt das System sofort zusätzliche Kraft an das rechte Hinterrad. Das aktive Differenzial macht den RS 3 zu einem der wendigsten Audis, die wir je gefahren sind. Wenn Sie in Spiellaune sind, können Sie sogar die gesamte Kraft auf eines der Hinterräder schicken. So kann auch die Oma kontrolliert im Kreisverkehr driften.
Blickfang
Der RS 3 ist ein Auto für Menschen, die gerne im Mittelpunkt stehen. Er ist das Gegenteil eines „Schläfers“. Splitter, Diffusoren, Spoiler, Seitenschweller, Kotflügelverbreiterungen, rote Bremssättel, sollen wir weitermachen? Okay: zusätzliche Luftschlitze, gequetschte LED-Matrix-Scheinwerfer mit kariertem Flaggenmuster, ein breiter, finsterer schwarzer Kühlergrill und – diese Farbe! Die Körperfarbe heißt kyalami green und das Schöne ist: Sie müssen dafür nichts bezahlen. Für Farben wie Schwarz, Weiß und Grau muss man den Geldbeutel zücken. Starker Schachzug von Audi, als wollten sie nicht, dass Kunden das brutale Performance-Fließheck auf langweilige Weise verkleiden.
Aber ist es ein guter Alltagsfahrer?
Alles zeigt, dass der RS 3 schärfer denn je ist. Er lenkt ausreichend präzise, das Siebengang-Doppelkupplungs-Automatikgetriebe S Tronic schaltet blitzschnell und das Auto ist zu skurrilen Kurvengeschwindigkeiten fähig. Aber kannst du dieses Kraftpaket auch für tägliche Fahrten nutzen? Wir können uns kurz fassen: Ja, kein Problem. Der kompakte Deutsche verfügt über mehrere Fahrmodi, die für die unterschiedlichsten Bedingungen die nötigen Anpassungen bieten.
Stellt man ihn für eine Fahrt zum umliegenden Supermarkt in die Komfortfahrposition, merkt man kaum, dass man ein Rennmonster mit 400 PS fährt. Okay, die Federung ist etwas steif, aber nicht steifer als die eines Kia EV6, eines Familien-SUV. Zudem sind die Sitze im RS 3 bequem. Sie bieten viel Unterstützung, aber versuchen Sie niemals, den Heimlich-Griff auf Sie auszuüben. Außerdem schließen in der Komfortstellung die Auslassventile und das tiefe Brummen ist kaum hörbar. Es ist so, dass Passanten Sie ständig anstarren und Mitfahrer auf der Autobahn sogar Fotos von Ihnen machen, sonst wüssten Sie es nicht besser, als in einem traditionellen A3 zu sitzen.
Was kostet der Audi RS 3?
Mindestens 94.867 Euro verlangt Audi für den neuen RS 3, wovon 28.061 Euro wegen seines relativ hohen CO2-Ausstoßes direkt an den Fiskus gehen. Mit ein paar netten Optionen können Sie schnell über eine Tonne gehen. Der Listenpreis unseres Testwagens liegt bei 105.739 Euro. Das RS-Dynamic-Paket im Wert von 7.865 Euro würden wir nur prüfen, wenn Sie planen, regelmäßig nach Nürburg zu reisen. Sowohl die Höchstgeschwindigkeit von 290 km/h als auch die Keramikbremsen, die man dann bekommt, bieten hierzulande kaum einen Vorteil. Hier können Sie selbst im Konfigurator herumspielen.
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