Autotests

Rückblick – Alfa Romeo Giulia Veloce (2022)

August 20, 2022

Mehrere Marken sind als Hersteller echter „Fahrerautos“ bekannt, bei denen der Fahrspaß noch im Vordergrund steht. Alfa Romeo ist eine weitere solche Marke. Doch die Verbraucher scheinen das vergessen zu haben. Nehmen Sie die Giulia. Die schöne Limousine ist zwar glücklicherweise kein seltener Anblick im Straßenverkehr, aber sie ist auch nicht der Verkaufserfolg, der sie hätte sein sollen. Hat die Giulia eine Schwäche oder wird sie nur zu Unrecht vergessen? Wir werden uns bald auf den Weg machen und nachforschen.










Die Alfa Romeo Giulia Veloce

Wir gehen mit der Alfa Romeo Giulia Veloce aus. In ihm leistet der 2,0-Liter-Vierzylinder-Benzinmotor 206 kW (280 PS). Kurz gesagt, die Veloce ist die Brücke zwischen den regulären Giulia-Modellen (140-148 kW (190-200 PS)) und der 375 kW (510 PS) starken Quadrifoglio, dem sportlichen Spitzenmodell. Auch in Sachen Fahrwerksabstimmung und Optik ist der Veloce ein sportlicher Mittelweg. Die Alfa Romeo Giulia Veloce verfügt außerdem serienmäßig über ein Achtgang-Automatikgetriebe und Allradantrieb mit Sperrdifferenzial.



















Schlank, aber bequem

Die Alfa Romeo Giulia Veloce ist sicherlich sportlich, aber auch der Komfort kommt nicht zu kurz. Dadurch ist das Auto fest gefedert, aber nicht unkomfortabel. Unebenheiten im Straßenbelag werden gut ausgeglichen, nur (große) kurze Unebenheiten bleiben spürbar. Aber auch bei höheren Kurvengeschwindigkeiten liegt das Auto gut und straff auf der Straße. Dazu trägt auch der Q4-Allradantrieb bei, der das Auto fast wie auf Schienen durch die Kurve führt. Selbst eine große Querrippe in einer schnellen Kurve bringt das Auto kaum aus dem Gleichgewicht.










Die Fahrmodi der Alfa Romeo DNA

Der bekannte Alfa Romeo DNA-Schalter ist ebenfalls vorhanden. DNA ist Alfas Fahrmodus-System, wobei die Buchstaben jetzt für Dynamic, Normal und Advanced Efficiency stehen. Das A stand früher für All Weather. Was auch immer die Buchstaben bedeuten, das Ergebnis bleibt das gleiche. In Stellung A ist die Motorleistung leicht reduziert. Dies ist bei schlechtem Wetter etwas sicherer, aber auch wirtschaftlicher. Doch auch in diesem „Eco-Modus“ ist noch genügend Leistung vorhanden, die Reaktion auf das Gaspedal ist nur etwas langsam.

Normal“ ist, wie der Name schon sagt, die „Standardeinstellung“ für den Einsatz unter normalen Verkehrsbedingungen. Im „Sportmodus“ Dynamic ist alles auf optimale Leistung abgestimmt. Die Lenkung, die Schaltvorgänge, die Reaktion auf das Gaspedal und der Allradantrieb sind auf ein sportliches Fahrverhalten abgestimmt. Im normalen Verkehr ist der Unterschied zwischen den Fahrmodi zwar spürbar, aber nicht groß. Dennoch ist Dynamic auch im normalen Verkehr unsere bevorzugte Wahl. Dann ist der Motor ein wenig wacher als in den anderen Fahrmodi.










Dynamisch: Die Alfa Romeo Giulia Veloce erwacht zum Leben

Der Unterschied zwischen den Fahrmodi ist nur dann wirklich spürbar, wenn Sie anfangen zu beschleunigen. In Normal macht die Lenkung Spaß, aber in Dynamic erwacht die Alfa Romeo Giulia Veloce erst richtig zum Leben. Außerdem stellt sich die Automatik auf Ihr Fahrverhalten ein. Wenn Sie ruhig im normalen Verkehr fahren, schaltet das Automatikgetriebe auch im Dynamic-Modus rechtzeitig hoch. Wenn man das Gaspedal etwas tiefer/langsamer drückt, hält die Automatik die Drehzahl schön hoch, um alle Pferde unter der Motorhaube zu wecken.










Selbst einen Gang schalten?

Die Automatik leistet gute Arbeit, aber wenn Ihnen die Wahlmöglichkeiten nicht gefallen, können Sie die Gänge mit dem M-Schalthebel oder den Flippern hinter dem Lenkrad selbst wechseln. Für eine optimale Leistung wird auch die Selbstschaltung bevorzugt. Die Maschine kann Ihre Absichten nicht vorhersehen. Er schaltet vor einer Kurve nicht herunter, und der Motor spricht auch besser auf einen Zwischensprint an, wenn man vor dem Beschleunigen selbst herunterschaltet. Das Schalten mit den Flossen geht gut, die Automatik reagiert schön und schnell auf Ihre Befehle.










Klangerlebnis Alfa Romeo Giulia Veloce

Das Klangerlebnis ist unserer Meinung nach ein kleiner Verbesserungspunkt, vor allem in dem Sinne, dass der Klang eher bescheiden ist. Motor und Auspuff erzeugen einen schönen Sound, der bei niedrigen Drehzahlen fast wie ein Diesel klingt, aber wenn man ihn wirklich hören will, muss man die Drehzahlen hoch halten. Das hört sich wirklich gut an, aber selbst dann bleibt es vom Volumen her relativ bescheiden. Für ein echtes Hörspektakel sollten Sie auf den Quadrifoglio sparen.










Verbrauch Alfa Romeo Giulia Veloce

Natürlich ist der Verbrauch nicht das wichtigste Kaufargument für ein Auto wie dieses, aber erwähnen wir es trotzdem. Die Alfa Romeo Giulia Veloce hat einen offiziellen WLTP-Durchschnittsverbrauch von 7,7-8,1 l/100 km (über 1 von 12). Nach unserer Testwoche zeigt der Bordcomputer einen durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch von 8,6 l/100 km (1 zu 11,6). Das ist also nicht ganz die Werksspezifikation, aber es ist nahe dran, und verglichen mit der Leistung, die geliefert wird, ist dieser Verbrauch sicherlich in Ordnung. Wer ruhig im Verkehr mitfährt, sollte die WLTP-Spezifikation einhalten können.










Preise und Ausstattung Alfa Romeo Giulia Veloce

Die Alfa Romeo Giulia ist ab 50.400 Euro erhältlich, für die Veloce muss man mindestens 67.400 Euro bezahlen. Das ist eine Menge mehr, aber abgesehen von den zusätzlichen Pferdestärken erhalten Sie dafür auch eine sehr umfangreiche Serienausstattung. Wir werden die Ausstattung nicht einmal aufzählen, Sie bekommen einfach fast alles, was Alfa Romeo für die Giulia anbieten kann.

Die Serienausstattung der Alfa Romeo Giulia Veloce kann nur durch zusätzliche Fahrhilfen, ein Harman Kardon Audiosystem, andere Polster und Innenverkleidungen, ein Panoramadach, rote Bremssättel und/oder eine andere Karosseriefarbe (serienmäßig bei der Veloce Alfa rot) erweitert werden.

Der Vollständigkeit halber: für das (sportliche) Topmodell Quadrifoglio muss man bis zu 124.900 Euro hinblättern… Die aktuellen Preise und Ausstattungen der Alfa Romeo Giulia finden Sie unter www.alfaromeo.nl.










Schöne Lackierung: Ocra Lipari

Der Testwagen war in der auffälligen Farbe Ocra Lipari lackiert. Eine dreischichtige Farbe, über die man einen langen Absatz schreiben könnte, und das werden wir auch. Wie die Farbe aussieht, hängt sehr stark vom Licht ab. Bei neutralem Licht ist es eine Art ockerähnlicher Goldton, der im Dunkeln fast braun wird. Wenn die Sonne darauf scheint, färbt es sich hell und tief goldfarben. Sie können dies bereits an den Farbunterschieden zwischen den Fotos in diesem Artikel erkennen. Die Farbe sticht trotzdem hervor. Obwohl die Giulia an sich kein exklusives Auto ist, zieht unser Testwagen regelmäßig neugierige Blicke von Umstehenden auf sich.










Rücksitz (Gepäckraum)

Trotz ihrer sportlichen Leistung ist die Alfa Romeo Giulia Veloce auch als Alltagsauto bestens geeignet. Hinten gibt es viel Beinfreiheit, auch wenn wir mit unseren 1,80m hinter uns sitzen. Allerdings ist die Kopffreiheit nicht sehr groß, man sollte zum Beispiel nicht größer als 1,75 m sein. Auch in der Breite gibt es viel Platz, solange man den mittleren Sitz nicht benutzt. Es ist wirklich nur für Kinder gedacht. Der Kofferraum fasst stolze 480 Liter.










Infotainment Alfa Romeo Giulia Veloce

Das Infotainment der Alfa Romeo Giulia Veloce entspricht dem der anderen Giulia-Modelle. Es kann auf zwei Arten bedient werden: Der zentrale Bildschirm ist ein Touchscreen, aber es gibt auch einen BMW iDrive-ähnlichen Bedienknopf in der Mittelkonsole. Wir bevorzugen es, auch wenn die Bedienung über den Touchscreen für die Eingabe von Navigationszielen schneller ist. Die Menüs sind vollständig und logisch aufgebaut, und die Bedienung des Systems – egal wie – ist mühelos. Allerdings braucht das System oft recht viel Zeit, um darüber nachzudenken, auch wenn das Auto und das System schon lange in Betrieb sind.










Fazit

Mit der Alfa Romeo Giulia Veloce beweist die italienische Marke einmal mehr, dass sie in der Lage ist, schöne Autos zu bauen. Bei der Entwicklung der Giulia wurde der BMW 3er als Maßstab genommen und das Ergebnis ist wirklich gelungen. Der Alfa hat in diesem Vergleich sogar unseren Vorzug. Der BMW ist vielleicht ein bisschen raffinierter, aber der Alfa hat ein bisschen mehr „Charakter“ als der „polierte“ BMW. Wir finden auch, dass der Alfa viel hübscher ist, aber das ist subjektiv.

Die Hauptverbesserungspunkte der Alfa Romeo Giulia Veloce sind das träge Infotainment und die relativ geringe Kopffreiheit im Fond. Wenn Sie damit leben können, sehen wir keinen Grund, sich nicht für den Alfa zu entscheiden. Innerhalb der Giulia-Baureihe bietet die Veloce eine ideale Kombination aus sportlicher Leistung und Alltagstauglichkeit, aber Sie können mit keinem der Giulia-Modelle wirklich eine „falsche Wahl“ treffen.