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Gesichtet: ein 1972er Wartburg 353S

April 21, 2023

Jeder, der regelmäßig eine Auto-Veranstaltung besucht, kennt das: Auf dem Parkplatz gibt es fast so viel Interessantes zu sehen wie auf der Veranstaltung selbst. Dasselbe gilt für das Noordhollands Oldtimer Festival in Hem, das traditionell am letzten Osterwochenende stattfand. In den Veranstaltungshallen waren viele besondere und seltene Klassiker und Youngtimer zu sehen (darunter auch Motorräder und Lastwagen), aber auch der Besucherparkplatz war ein Augenschmaus. In den nächsten Wochen werden wir folgende Themen aufgreifen
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einige unserer Favoriten. Dieses Mal: ein Wartburg 353.

Wartburg 353 als DDR-Ikone

Wenn man an Autos aus der DDR denkt, fällt einem schnell der kultige Trabant ein, aber es gibt noch ein anderes Modell, das so etwas wie ein Symbol für die Autoindustrie der DDR geworden ist: der Wartburg 353. Der 353 kam 1966 als Nachfolger des 1956 gebauten 311 auf den Markt. Was das Design betrifft, war der 353 bei seiner Einführung ein sehr modernes Auto. Das Modell war als viertürige Limousine, als fünftüriger Kombi (Tourist) und als zweitüriger Pick-up erhältlich.

Das Modell wurde bald von verschiedenen Behörden, darunter die Volkspolizei und Rettungsdienste, eingesetzt. Auch Normalsterbliche konnten das Auto kaufen, aber sie wurden auf eine Warteliste gesetzt. Dann war es eine Frage der Geduld. Sehr viel Geduld. Es kann 10 bis 15 Jahre dauern, bis Ihr Wartburg geliefert wird. Die derzeitigen langen Lieferzeiten für Neuwagen sind nichts im Vergleich dazu.



















Vierrädriges Motorrad

Das Auto sah zwar modern aus, aber wie bei den meisten DDR-Autos war die Technik es nicht. Unter der Haube steckte ein einfacher 993-ccm-Dreizylinder-Zweitaktmotor mit 37 bis 40 kW (50 bis 55 PS) und einem ordentlichen Drehmoment von 100 bis 106 Nm. Diese einfache Technik kam dem Eigentümer zugute. Ein vollwertiges Auto, das nur die Wartung eines Motorrads hat“, scheint ein Sprichwort unter Wartburgfahrern gewesen zu sein. Der Motor brachte den Wartburg 353 in 12 Sekunden auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit lag bei 155 km/h.

Eine Besonderheit war, dass das Getriebe (Viergang-Schaltgetriebe) mit einem Freilauf ausgestattet war. Beim Loslassen des Gaspedals schaltete sich der Motor ab. So konnte man schalten, ohne die Kupplung betätigen zu müssen. Der Freilauf konnte auch abgeschaltet werden, so dass man auch mit dem Motor bremsen konnte. Kein unnötiger Luxus, denn vor allem die vorderen Bremsen überhitzten schnell.

Weiterentwicklung des Wartburgs 353

In der DDR gab es wenig bis keine Konkurrenz, dennoch wurde der Wartburg 353 gelegentlich überarbeitet oder gar einem echten Facelift unterzogen. Im Jahr 1970 erhielt das Auto beispielsweise ein neues Kombiinstrument und andere Sitze. Außerdem war der verchromte Kühlergrill jetzt aus schwarzem Kunststoff. Ein echtes Facelifting erfolgte 1985 mit einer komplett in Wagenfarbe gehaltenen Frontpartie. In den umliegenden Jahren wurden einige kleinere Aktualisierungen vorgenommen.

Seit Anfang der 1970er Jahre gab es Projekte für einen Nachfolger des 353, die jedoch aus verschiedenen Gründen scheiterten. Stattdessen wurde die Produktion des 353 bis 1988 fortgesetzt. Doch damit war es noch nicht vorbei, denn im selben Jahr erschien eine weitere Facelift-Version des Wagens. Dieser wurde als Wartburg 1.3 als völlig neues Modell positioniert und hielt sich bis 1991. Von den 353 Exemplaren wurden schließlich über eine Million hergestellt. Der 1.3 hat in diesen wenigen Jahren über 150.000 Einheiten zugelegt.

Das gefleckte Exemplar

Bei dem gesichteten Fahrzeug handelt es sich um einen Wartburg 353S aus dem Jahr 1972, wie er kurz nach der ersten Aktualisierung aussah. Dieses Exemplar ist ein niederländisches Original. In der Tat wurde das Modell auch in eine Reihe von Ländern außerhalb der DDR geliefert, obwohl der 353 dort nicht annähernd so erfolgreich war. Dieser sieht immer noch sehr gut aus und ist mit einigen Accessoires aus der Zeit herausgeputzt. Die Leichtmetallfelgen scheinen zu neu für das Auto zu sein, aber wir sehen mehr 353er mit diesen Felgen auf der digitalen Landstraße. Vielleicht stammen die Räder des gesichteten Wartburgs von einem der späteren Exemplare.