Hintergrund

Dieser Nissan LEAF braucht kein Lenkrad

Oktober 3, 2023

F&E-Zentrale

In Cranfield im Vereinigten Königreich – etwa eine Stunde oberhalb von London – befindet sich die europäische Forschungs- und Entwicklungszentrale von Nissan: das Nissan Technical Centre Europe (NTCE). Wir sind nicht ohne Grund dort: In diesem Monat besteht sie 35 Jahre. Ursprünglich war das Forschungs- und Entwicklungsteam von Nissan in einer bescheidenen Baubaracke neben dem Nissan-Werk in Sunderland untergebracht, doch 1988 wurde das NTCE eröffnet. Es ist ein wahres Hightech-Paradies.

1.000 Mitarbeiter

In 35 Jahren ist NTCE auf rund 1.000 Mitarbeiter angewachsen und hat inzwischen 33 Modelle für den europäischen Markt entwickelt, darunter die beliebten Nissan Qashqai, Juke und Leaf. In diesem Forschungszentrum werden neue Nissan-Modelle einer intensiven Prüfung unterzogen, bevor sie in die Serienproduktion gehen.

Technisches Zentrum von Nissan, Cranfield

Solide Klatsche

Ein Neuwagen, der in das Zentrum einfährt, durchläuft in nur wenigen Wochen den Alterungsprozess von Jahrzehnten. Dieser strenge Prozess ist unerlässlich, um festzustellen, ob ein Modell den hohen Qualitätsstandards entspricht, für die Nissan steht. Bei unserem Rundgang durch das Zentrum sehen wir zum Beispiel, wie Roboter alle fünf Sekunden mit einem kräftigen Ruck Motorhauben, Türen und Heckklappen von Fahrzeugen öffnen und mit einem kräftigen Knall schließen. Dieses mechanische Ballett findet 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche statt. In beeindruckenden Temperaturkammern sind die Autos extremen Temperaturen ausgesetzt, die von extrem hoch bis weit unter den Gefrierpunkt reichen.

evolvAD

Auch Nissan erforscht in Cranfield das autonome Fahren. In einer Art Labor zeigt uns Nissan stolz einen Leaf mit einer ganzen Reihe von Kameras und Sensoren auf dem Dach. Das Auto ist Teil des evolvAD-Projekts, einer neuen Forschungsinitiative im Bereich des autonomen Fahrens (AD), an der Nissan beteiligt ist.

Schwierige Bedingungen

Das Hauptziel von evolvAD besteht darin, die Möglichkeiten des autonomen Fahrens im Vereinigten Königreich zu verbessern und zu prüfen, ob ein großflächiger Einsatz möglich ist. Das Projekt konzentriert sich auf die Herausforderungen, denen AD-Technologien auf Straßen und außerhalb von Straßen begegnen können. Denken Sie an enge Wohnstraßen mit parkenden Autos und niedrigen Geschwindigkeiten in städtischen Gebieten sowie an höhere Geschwindigkeiten und kurvenreiche, enge Straßen ohne Fahrbahnmarkierungen auf Landstraßen. Kurzum: schwierige Bedingungen.

Lidar und Radar

Der Leaf, den Sie auf den Fotos in diesem Artikel sehen, ist mit einer Vielzahl von Kameras und Sensoren ausgestattet, darunter Lidar- und Radarsensoren. Dadurch hat das Auto einen 360-Grad-Blick auf seine Umgebung und ist sich ständig bewusst, was um es herum passiert. Nach Angaben des Automobilherstellers ist dieser spezielle Leaf bereits jetzt in der Lage, völlig autonom von A nach B zu fahren. Einen Lenker braucht er eigentlich nicht mehr. Rechtlich ist es nicht erlaubt, aber technisch kann es völlig autonom fahren. Mit Tausenden von Testkilometern will die Marke zeigen, was mit fortschrittlicher AD-Technologie möglich ist.

Robert Bateman, evolvAD-Projektleiter und Leiter des Forschungs- und Vorentwicklungsteams im Nissan Technical Centre Europe (NTCE), sagt: „In früheren Forschungsprojekten haben das AD-Team und unsere Partner das autonome Fahren auf der Autobahn und in der Stadt untersucht. Jetzt stehen wir vor unserer nächsten Herausforderung: Wohngebiete und Landstraßen. Bevor wir echtes autonomes Fahren anbieten können, müssen wir die Technologie ausgiebig auf so vielen Straßen wie möglich testen. Aus diesem Grund sind Projekte wie evolvAD so wichtig. Letztlich wollen wir das Autofahren sauberer, sicherer und inklusiver machen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit unseren Partnern, um dieses Ziel zu erreichen.“

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