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Zwanzig Jahre Evolution: Peugeot 308 SW HYbrid180 (2023) – Peugeot 406 Break 2.2 16V GT (2003)

Oktober 11, 2023

Es gibt Autoliebhaber, denen die Vorliebe für eine bestimmte Marke schon in jungen Jahren in die Wiege gelegt wurde. Ich bin selbst ein großer Autoliebhaber. Als kleiner Junge saß ich voller Bewunderung auf dem Rücksitz des 605 meines Vaters; nachdem ich meinen Führerschein gemacht hatte, machte ich meine ersten Kilometer im schwarzen 205 meiner Mutter und später in meinem eigenen blauen 205 Génération. Als dieser 406 Break zum Verkauf angeboten wurde, habe ich sofort zugeschlagen.

Manche „Kenner“ sagen, dass Peugeot nach der Jahrtausendwende keine schönen, zuverlässigen und angenehm zu fahrenden Autos mehr gebaut hat. Schlägt Peugeot mit dem neuen 308 SW HYbrid180 zurück? Wenn wir ihn mit dem alten 406 vergleichen, sehen wir dann hauptsächlich Unterschiede oder auch auffällige Ähnlichkeiten? Und was bleibt von meiner Liebe zu diesem geliebten 406er?

308 versus 406: die harten Zahlen

Beginnen wir so objektiv wie möglich: harte Zahlen, sie lügen nicht. Wer 2003 einen 406 in dieser Version bestellte, zahlte dafür rund 28.000 Euro. Bei einer Inflationsanpassung 20 Jahre später haben Sie etwa 45.000 €. Überraschenderweise ist das auch der neue Preis unseres getesteten Peugeot 308 SW HYbrid180: Er kostet 45.510 Euro.










Es handelt sich um Autos in unterschiedlichen Segmenten: der 308 SW gehört zum C-Segment, der 406 Break zum D-Segment. Dennoch ist das Raumangebot sowohl innen als auch außen sehr ähnlich. Der 308 hat einen etwas längeren Radstand, bietet aber dennoch weniger Kopffreiheit im Fond. Beim 308 macht man schon allein wegen des Akkupakets Zugeständnisse. Dennoch ist das Kofferraumvolumen in beiden Fahrzeugen ausgesprochen großzügig: 548 Liter (1574 Liter bei umgeklappten Rücksitzen) im Vergleich zu 526 Litern (1741 Liter bei umgeklappten Rücksitzen) im 406 sind sicherlich nicht schlecht.

Technologie und Innovation

Was die Technologie angeht, ist die Zeit keineswegs stehen geblieben. Schauen Sie sich den modernen Hybrid-Antriebsstrang des 308 SW HYbrid180 an. Ein 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit 150 PS und ein 110 PS starker Elektromotor sorgen für eine Systemleistung von 180 PS und eine Durchzugskraft von 360 Nm. Überlassen Sie das Schalten ruhig der 8-Gang-Automatik, die Sie auch mit Flippern am Lenkrad bedienen können. Sie können Ihren 308 auch nurmit Benzin-oder Dieselmotor bekommen, aber es gibt auch mehrere Hybrid- und vollelektrische Versionen.










Der 406 war mit bescheidenen 1,8- und 2,0-Vierzylinder-Benzinmotoren, grundsoliden HDi-Dieseln und – in den Topversionen – mit potenten V6-Benzinmotoren erhältlich. Die goldene Mitte ist der Benzinmotor in meinem 406: ein 2,2-Liter-Vierzylinder mit 160 PS und 217 Nm Drehmoment. Ausreichend Leistung, aber nicht extravagant. Der Antrieb auf die Vorderräder erfolgt über ein Fünfgang-Getriebe, das Sie – ganz altmodisch – von Hand bedienen müssen.

Fahrpraxis

Schon nach wenigen Kilometern merkt man, wie völlig unterschiedlich das Fahrgefühl dieser beiden Autos auf der Straße ist. Betrachten Sie sie als Luxuspferd und als Arbeitstier. Mit seinem Hybridantrieb übertrumpft der 308 HYbrid180 seinen 20 Jahre alten Stallgefährten gnadenlos. Er ist ruhiger und zivilisierter, fühlt sich aber gleichzeitig begierig. Er beschleunigt mühelos und ohne zu schwitzen und ist dabei deutlich sparsamer und schadstoffärmer als der alte 406er. Er gibt seine Kraft pflichtbewusst und ohne Verzögerung ab, hat eine lineare Leistungsentfaltung und zieht den Kombi schon aus niedrigen Drehzahlen beherzt vorwärts.










Diejenigen, die den Hybrid 308 rein elektrisch fahren würden, müssten theoretisch nie tanken. In diesem HYbrid180 können Sie rund 50 Kilometer leise und bequem fahren. Das schnelle Aufladen des Akkus dauert 3-4 Stunden. In unserem Test stellen wir jedoch fest, dass Sie den im Prospekt versprochenen Verbrauch von 1,1 l/100km (WLTP) in der Praxis nicht erreichen werden. Rechnen Sie stattdessen mit 5,5 l/100km bei gelegentlichem Aufladen des Stroms. Und seltsamerweise unterscheidet sich das nicht einmal so sehr vom alten 406, der eine ruhige Fahrweise mit einem kombinierten Verbrauch von 6,5 l/100km belohnt. Und dank des 70 Liter fassenden Tanks (der 308 schluckt 40 Liter) können Sie zwischen den Tankstopps 1000 km weit fahren.

Jede hat ihre eigene Geschichte

Jeder dieser beiden Peugeots erzählt mit seinem Interieur seine eigene Geschichte. Der Einstieg in den 308 SW fühlt sich an wie ein sorgfältig geschneiderter Anzug mit einer gesunden Portion Prestige. Sein Antriebsstrang unterscheidet sich nicht von dem der anderen Hydrid-Modelle der Stellantis-Gruppe. Was auffällt und beeindruckt, ist das moderne i-Cockpit mit kompaktem Sportlenkrad und Overhead-Blinkern. Die großen Informationsbildschirme, die Sie endlos konfigurieren können, bieten unterwegs eine Fülle von Informationen über den Verbrauch des Hybridantriebs, Live-Verkehr und endlose DAB-Radiosender.







Nach dem schnittigen Cockpit des 308 geht es mit dem 406 wirklich zurück in die Vergangenheit. Der Innenraum wirkt einfach, übersichtlich und altmodisch. Selbst für damalige Verhältnisse schnitt der 406 nicht gut ab. Aber er ist robust und langlebig: Alle Funktionen – einschließlich Licht- und Wischautomatik, Tempomat, Klimaautomatik, Audiobedienung am Lenkrad – funktionieren auch nach 20 Jahren noch einwandfrei. Dennoch besticht der 308 durch ein absolut hochwertiges Erlebnis.

Erneuerung/Verbesserung

Kurzum, die Zeiten ändern sich. Beim 406 muss man hoffen, dass kein Knopf oder Schieberegler abbricht, während beim 308 eher die Software ins Stocken gerät oder der Infotainment-Bildschirm einfriert. Und wie wird in 15 Jahren eine Wartung des technisch komplexen Hybridfahrzeugs 308 aussehen? Vielleicht ist Innovation nicht immer eine Verbesserung. Drei konkrete Beispiele:

Sie wollen ein unverwechselbares Auto, das Sie nicht an jeder Straßenecke finden? Dann entscheiden Sie sich für den langsam verschwindenden Peugeot 406. Ein ehrlicher, solider und reich ausgestatteter Packesel mit einem gutmütigen Charakter. Wenn Sie mich fragen, ist sein Design immer noch frisch und elegant, besonders im Vergleich zu Zeitgenossen wie dem Ford Mondeo, Vauxhall Vectra oder Toyota Avensis. Die kosmetischen Mängel, die fehlenden Pixel im Display und das französische Knarren im Innenraum verzeiht man ihm nach 20 Jahren und 300.000 Kilometern.

Aber es führt kein Weg daran vorbei: Der Peugeot 308 SW HYbrid180 ist objektiv gesehen in jeder Hinsicht ein besseres, moderneres und effizienteres Auto. Ein angenehm zu lenkender, komfortabler und vielseitiger Kombi mit modernem Antriebsstrang und beeindruckendem Innenraum. Aber werde ich den 308 SW in 20 Jahren mit der gleichen Zuneigung betrachten wie meinen 406 Break? Das wird die Zeit zeigen.