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Wie dieser Niederländer Tausenden von Autofahrern das Leben rettete

Dezember 21, 2022

Unbekannte Namen

Jaap Haartsen, Victor Hayes und Lou Ottens. Es sind Namen, die den meisten Niederländern absolut nichts sagen. Eigentlich seltsam, denn fast die ganze Welt nutzt täglich ihre Erfindungen. Haartsen erfand 1994 Bluetooth, Hayes entwickelte WiFi und Ottens ist der Erfinder des Kassettenbandes und spielte eine sehr wichtige Rolle bei der Entwicklung der CD. Dass der Durchschnittsniederländer Maus Gatsonides, der Erfinder des Blitzers, nichts sagt, damit können wir leben. Obwohl dieser Niederländer 1953 die Rallye Monte Carlo gewonnen hat, ist er eigentlich auch ein Volksheld.

Anton van Zanten

Auch Anton van Zanten ist kein berühmter Niederländer geworden. Er hat nicht einmal eine eigene Wiki-Seite. Seltsam, denn laut dem deutschen multinationalen Unternehmen Bosch, dem größten Automobilzulieferer der Welt, hat die Arbeit von Anton van Zanten allein in Europa 260.000 Unfälle verhindert und Tausende von Menschenleben gerettet. Nach Angaben der US-amerikanischen Verkehrssicherheitsbehörde National Highway Traffic Safety Administration verhindert seine Erfindung ein Drittel der sonst tödlichen Verkehrsunfälle.

ESP

Van Zanten ist nämlich der Erfinder des Fahrsicherheitssystems ESP. Das System wird auch als „elektronischer Schutzengel“ bezeichnet. Die Erfindung gilt neben dem Sicherheitsgurt und dem Airbag als wichtigster Beitrag zur Verkehrssicherheit.

Wie funktioniert das ESP?

ESP arbeitet mit Sensoren und einem Mikroprozessor. Das System vergleicht auf diese Weise die vom Fahrer gewünschte Fahrtrichtung mit der tatsächlichen Fahrtrichtung des Fahrzeugs. Das System greift ein, wenn die beiden nicht übereinstimmen. Kurz gesagt: wenn man ins Rutschen kommt und die Kontrolle über das Auto verliert. In diesem Fall ermöglicht es das System, die Geschwindigkeit einzelner Räder zu verringern – entweder durch eine geringere Kraftübertragung oder durch einen kurzen Bremseingriff -, so dass das Fahrzeug wieder auf eine gerade Linie zurückkehren kann. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über das ESP-System, manchmal auch ESC, VDC (Vehicle Dynamic Control), VSA (Vehicle Stability Assist) und DSC (Dynamic Stability Control) genannt.

Bosch

Van Zanten studierte in den 1970er Jahren Maschinenbau an der TU Eindhoven und ging anschließend zum Studium nach Amerika. Dort erwarb er seinen Doktortitel an der Cornell University. Anschließend arbeitete er für das deutsche Unternehmen Bosch, wo er am ABS-System arbeitete. Die Technologie, die hinter diesem System steht, hat dann das ESP-System ermöglicht.

Mercedes-Benz

Van Zanten hat sich den Namen des Systems nicht ausgedacht. Mercedes-Benz war von dem System beeindruckt und brachte es als Erster unter dem Namen Elektronisches Stabilitätsprogramm auf den Markt. 1997 wurde das System schlagartig berühmt, als sich die Mercedes-Benz A-Klasse bei einem Elchtest überschlug. Alle 130.000 produzierten Fahrzeuge wurden zurückgerufen und werksseitig mit dem ESP-System ausgestattet. Damit war das Problem sofort gelöst. Seit 1999 ist ESP bei allen Mercedes-Benz Modellen serienmäßig. Seit 2014 ist das System in der Europäischen Union für alle neuen Personenkraftwagen und leichten Nutzfahrzeuge vorgeschrieben.

Nicht reich

Obwohl jährlich etwa 30-40 Milliarden Euro in die Welt der ESP-Technologie fließen – fast jedes neue Auto ist mit dem System ausgestattet – ist Anton van Zanten mit seiner Erfindung nicht reich geworden. Er verkaufte das Patent für einen angemessenen Betrag an seinen Arbeitgeber, ohne zu wissen, dass es so wertvoll werden würde. Zum Glück ist Anton damit einverstanden, denn er weiß, dass seine Erfindung jeden Tag Leben rettet. Im Jahr 2016 erhielt er für seine Arbeit eine Auszeichnung für sein Lebenswerk vom Europäischen Patentamt. Im folgenden Video können Sie das ESP-System in Aktion sehen:

Titelfoto: Europäisches Patentamt (EPA)