Testbericht – NIO EL6 (2024) – Das bisher beste chinesische Elektrofahrzeug?
Kompakt?
Mit einem etwas kleineren Design als sein größerer Bruder, der EL7, hat der EL6 seinen Auftritt auf niederländischem Boden. Ursprünglich in China als ES6 bekannt, wird es in Europa als EL6 bezeichnet. Audi war der Meinung, dass ‚ES6‘ dem ‚S6‘ zu ähnlich sei und reichte Klage ein. Ein bisschen fade. Oder haben die Deutschen vielleicht Pläne für einen elektrischen S6? Doch zurück zum EL6. Der SUV ist kompakter als der EL7, aber man kann ihn nicht wirklich kompakt nennen. Er ist sogar einen Tick größer als ein BMW iX3 und ein Mercedes-Benz EQE SUV.
Nomi
Dank eines Radstandes von 2,90 Metern ist der Innenraum sehr geräumig. Auf der Rückbank können drei Erwachsene nebeneinander sitzen. Die Sitzbank ist elektronisch neigbar und es gibt einen kleinen Bildschirm, auf dem man die Temperatur im Fond einstellen kann. Im Vorfeld erhalten Sie auch eine Menge an Technologie. Es gibt drei Bildschirme: ein digitales Kombiinstrument, einen Infotainment-Bildschirm und Nomi: ein kleines eiförmiges Objekt, das sich drehen kann.
Nomi ist der Hausroboter des NIO EL6. Eine Art persönlicher Assistent, den man alles fragen kann: das Radio einschalten, die Temperatur senken, wie das Wetter in Rom ist, das Navi einstellen, einen Witz erzählen. Alles, was Sie wollen. Ihre Kinder werden es lieben – es ist eine Frage der Einschätzung – und wir mögen Nomi insgeheim auch. Sie mögen es nicht? Kein Problem, Sie können den EL6 auch ohne das Glücksei bekommen.
Gelassene Atmosphäre
Das minimalistische Design des Innenraums mit deutlichen Tesla-Einflüssen, aber mit einer raffinierten Ausstrahlung, sorgt für eine ruhige Atmosphäre in der Kabine. Der Innenraum des EL6 lässt wenig zu wünschen übrig. Ein großer Bildschirm dominiert das Armaturenbrett, während die 14-fach verstellbaren Sitze mit Luftkissen in der Rückenlehne großen Komfort bieten. Auffallend ist das Fehlen der traditionellen Lüftungsgitter. Stattdessen gelangt der Luftstrom durch verstopfte Lüftungsgitter zu Ihnen, die Sie über den Bildschirm steuern. Auch über das Audiosystem mit 23 Lautsprechern können wir nichts Schlechtes schreiben.
Gepäckraum NIO EL6
Mit einem großzügigen Kofferraum von 578 Litern ist der EL6 auch praktisch, aber sein Anhängelast von 1.200 kg ist ein wenig enttäuschend. Immerhin hat die EL6 genug Leistung, um einige zu ziehen, könnte man sagen. In der Tat erhalten Sie – unabhängig von der gewählten Version – immer zwei Elektromotoren, die zusammen 490 PS und 700 Nm leisten. So sprintet der EL6 in nur 4,5 Sekunden auf 100 km/h.
Bereich NIO EL6
Mit Batterieoptionen von 75 kWh und 100 kWh kann der EL6 auf dem Papier eine Reichweite von 406 km bzw. 529 km erreichen. Wir fahren mit dem großen Akkupack und kommen mit einer vollen Ladung Strom ohne große Schwierigkeiten rund 450 Kilometer weit. Ziemlich beeindruckend, wenn man bedenkt, dass es während der gesamten Testwoche ziemlich kalt war und wir die Fenster jeden Morgen abtauen mussten. Aber täuschen Sie sich nicht: Das Auto ist nicht sparsam. Dafür ist er zu groß und hat zu viel Leistung. Aber dank des großen Akkupakets werden Sie in nächster Zeit nicht unter Reichweitenangst leiden. Außerdem kann der EL6 an einer der acht so genannten NIO Swap Stations in den Niederlanden seine Batterie innerhalb von drei Minuten gegen eine volle austauschen. Sehen Sie sich dieses Video an:
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Angenehmes Fahrgestell
In chinesischen Autos finden wir oft ein schönes Interieur, aber ein gutes Fahrgestell zu bauen, ist in China oft schwieriger. NIO hat es verstanden, ein ausgewogenes Gehäuse zu bauen. Trotz seines Gewichts von 2,3 Tonnen liegt der EL6 stabil und komfortabel auf Kurs. Die fehlende Luftfederung wird durch einstellbare Dämpfer kompensiert, so dass sich das Auto sowohl komfortabel als auch sportlich verhält. Nicht zuletzt deshalb ist er eines der am besten fahrenden chinesischen Autos, die wir bisher getestet haben.
Lidar
Mit Lidar-Sensoren und Kameras auf dem Dach sowie Kameras in den Seitenscheiben und an Front und Heck bietet der EL6 eine Reihe von Fahrerassistenzsystemen. Obwohl es nicht das fortschrittlichste System ist – was man bei so viel Hardware um das Auto herum auch erwarten würde -, kann es Sie auf der Autobahn sauber innerhalb der Linien und auf Abstand zu Ihrem Vordermann halten. Ebenfalls erfreulich: Das EL6 scheint weniger störende Pieptöne zu produzieren als seine NIO-Gegenstücke, die sich vor allem zu fürchten scheinen, was sich in der Umgebung bewegt.
Fazit und Auszeichnungen
Mit einer gelungenen Mischung aus Komfort, Leistung und Funktionalität ist der NIO EL6 – wir wiederholen – vielleicht das beste chinesische Elektrofahrzeug, das wir bisher gefahren sind. Mit einem Startpreis von 68.000 Euro (75 kWh-Version) ist der NIO EL6 in dieser Hinsicht eine attraktive Wahl im wachsenden Segment der Elektro-SUV. Ein Beispiel: Für einen Mercedes-Benz EQE in der Basisversion mit 245 PS verlangt der deutsche Hersteller mindestens 83.480 Euro. Bei BMW zahlt man für einen iX3 ohne Optionen und mit 286 PS mindestens 71.500 Euro. Beide deutschen Modelle bieten eine größere Reichweite als die 406 Kilometer, die der EL6 in der Grundausstattung bietet. Allerdings ist der EL6 standardmäßig viel dicker, und das für viel weniger Geld.
Übrigens: NIO möchte nicht, dass Sie das Auto kaufen, sondern hofft, dass Sie ein Abonnement abschließen. Die Marke verlangt dann 56.000 Euro für das Auto und 170 Euro pro Monat für die Miete der 75 kWh-Batterie oder 290 Euro für die 100 kWh-Batterie. Mehr wissen? Dann sehen Sie sich das folgende Video an: