Autotests

RÜCKBLICK – SEAT IBIZA (2022)

März 30, 2022

Konkurrenzfähiger Preis

Das erfolgreichste Seat-Modell aller Zeiten erhält neue Technik, eine reichhaltigere Ausstattung und ein frisches Gesicht. Mit einem Einstiegspreis von 19.700 Euro ist der runderneuerte Ibiza durchaus preisgünstig.

Neues Gesicht?

Wir mussten zweimal hinschauen, als uns die Tasten in die Hände gedrückt wurden. Der erneuerte Ibiza sieht dem Vorgängermodell sehr ähnlich, obwohl er wirklich überarbeitet wurde. Äußerlich beschränken sich die kosmetischen Änderungen auf neue Scheinwerfer mit LED-Technik und einer „handgeschriebenen“ Typenbezeichnung am Heck. Das ist es. Oder besser gesagt, eso es todo. Die Designabteilung war also nicht sehr beschäftigt. Das Design des Ibiza der fünften Generation wirkt jedoch nicht veraltet und kann noch eine Runde drehen.

Schöne Materialien

Der Innenraum ist eine andere Geschichte. Das Finish wurde eindeutig auf ein höheres Niveau gebracht. Sie müssen nach hartem Plastik suchen, denn fast alles, was Sie berühren, ist mit weichen Materialien bedeckt. Nicht nur die Armlehne, der Schürhaken, die Handbremse und das Lenkrad sind mit Nappaleder bezogen, sondern auch die oberste Schicht des Armaturenbretts besteht aus einem weicheren Material für ein luxuriöseres Gefühl.

Technik beeindruckt

Auch die Benutzerfreundlichkeit wurde verbessert. Der Infotainment-Bildschirm ist neu und ist jetzt viel höher. So müssen Sie nicht mehr mit dem Kopf nach unten starren, wenn Sie die Navigationskarte lesen möchten. Außerdem ist es einfacher zu bedienen. Der Bildschirm misst standardmäßig 8,25 Zoll, aber in teureren Versionen des Ibiza schaut man auf einen 9,2-Zoll-Bildschirm.

Die Geschwindigkeit des Systems überrascht uns etwas, da es sehr schnell reagiert. Apps und Menüs öffnen sich sofort, sobald Sie auf ein Symbol drücken, was die Bedienung während der Fahrt angenehm macht. Für noch mehr Komfort sorgt eine 10,25 Zoll große digitale Instrumentierung hinter dem Lenkrad. Dank dieses Bildschirms müssen Sie den Blick kaum von der Straße abwenden, denn hier können Sie auch die Navigationskarte einsehen. Dieses Virtual Cockpit ist in allen Versionen, außer dem Einstiegsmodell, verfügbar. Es muss mit traditionellen Uhren auskommen.

Einzelheiten sind wichtig

Die digitalen Instrumente lassen sich über Tasten am neuen Multifunktions-Sportlenkrad bedienen. Das Lenkrad mit der abgeflachten Unterseite kannst du ebenso wie die Sitze einfach verstellen, sodass du schnell eine gute Sitzposition findest. Die gut sitzenden Sitzflächen sind mit einer Art Mikrofaser überzogen, die gut aussieht und sich weich anfühlt.

Dann kommen wir zu den kleinen Details und Seat hat sich gut darum gekümmert. So haben die Lüftungsgitter auf beiden Seiten des Armaturenbretts jetzt eine runde Form und sind mit einer LED-Beleuchtung ausgestattet. Im Dunkeln scheint es, als würde man einen teuren Mercedes-Benz fahren. Je nach gewählter Ausführung hat die Beleuchtung eine bestimmte Farbe: von Weiß bis Rot. Gut gefällt uns auch die Kunststoffleiste in Alu-Optik – die sich über die gesamte Breite des Armaturenbretts zieht. Es verleiht dem Interieur ein ausgereiftes und modernes Aussehen.

Sicherheit zuerst

Der Ibiza ist jetzt auch mit dem Travel Assist-System ausgestattet. Dieses Fahrerassistenzsystem kann das Lenken, Beschleunigen und Bremsen selbst übernehmen. Dazu nutzt das System den Abstandsregeltempomat und den Spurhalteassistenten. Damit bleibt der Ibiza automatisch auf Abstand zum Vordermann und sauber zwischen den Linien.

Wir sind sehr zufrieden mit Travel Assist. Der Ibiza scheint nicht zwischen den Fahrbahnmarkierungen zu „ping-pongen“, und außerdem tritt das System nicht voll auf die Bremse, wenn ein Auto plötzlich die Spur wechselt und vor dem Ibiza landet. Das System senkt das Fahrzeug dann schrittweise auf eine niedrigere Geschwindigkeit ab.

Natürlich müssen Sie bei aktivem Travel Assist nur den Blick auf die Straße und die Hände am Lenkrad richten, aber auf der Autobahn können Sie sich etwas mehr zurücklehnen. Dass derartige Systeme bereits in Autos dieser Preisklasse zum Einsatz kommen, ist eine gute Entwicklung.

Hinten

Als erwachsene Person von 1,80 Metern sitzt man im Fond des Ibiza überraschend gut. Beim Einsteigen muss man sich etwas bücken, sonst stößt man sich schnell den Kopf. Wenn Sie das einmal getan haben, werden Sie es nie vergessen und Sie können damit leben. Außerdem werden vor allem Kinder hinten einsteigen. Mit einem Volumen von 355 Litern (1.165 Liter bei umgeklappten Rücksitzen) bietet der Gepäckraum ausreichend Platz für den Alltag.

Ausreichende Leistung

In den Niederlanden ist der Ibiza mit einem 1,0-Liter-Dreizylinder-Benzinmotor mit einer Leistung von 80 PS, 95 PS oder 110 PS erhältlich. Nur die 110-PS-Version ist serienmäßig an ein 7-Gang-DSG-Doppelkupplungs-Automatikgetriebe gekoppelt.

Unser Testwagen hat 95 PS und ein Fünfgang-Schaltgetriebe. Die Box ist einfach zu bedienen und der Dreizylinder verrichtet ordentlich seinen Dienst. Mehr als 95 PS braucht man in einem kompakten Schrägheck hierzulande absolut nicht. Wenn Sie nicht gerne Automatik fahren, sollten Sie zur 110-PS-Version greifen.

Fazit

Stellt man das alte und das neue Ibiza nebeneinander, sieht nur ein Kenner den Unterschied. Das ist normalerweise ein Zeichen dafür, dass die Verkäufe des aktuellen Modells gut sind. Ändere niemals ein erfolgreiches Team. Der Innenraum hat eine grundlegende Überarbeitung erfahren. Das neue Infotainmentsystem funktioniert hervorragend und die im Innenraum verwendeten Materialien würden in einem Auto mit einem höheren Preisschild nicht fehl am Platz aussehen. Der Antriebsstrang macht seine Sache gut und der Dreizylinder spricht im Sportmodus noch recht pikant an. Schade, dass keine Form der Elektrifizierung zum Einsatz kommt, nicht einmal ein Mild-Hybrid-System. Das Fahrwerk bietet auch auf längeren Strecken ausreichend Komfort, sodass der runderneuerte Ibiza nach wie vor ein vielseitiger Kompakt-Fließheck ist.