Autotests

Rückblick – Renault Mégane E-Tech Electric (2022)

Juli 11, 2022

Der neue Renault Mégane unterscheidet sich in fast jeder Hinsicht von seinem Vorgänger. Die vielleicht größte Neuigkeit ist die technische Seite, denn der neue Megane ist nur mit einem rein elektrischen Antrieb erhältlich. Deshalb trägt er den Namen Renault Mégane E-Tech Electric. Das Auto wird auf einer völlig neuen Plattform für Elektromodelle gebaut.










Visuelle Täuschung?

Und dann ist da noch die Körperform. Während die Vorgängergeneration als Schrägheck, Kombi und in einigen Ländern auch als Limousine erhältlich war, gibt es den neuen Mégane nur noch als… tja, was ist das? Auf den ersten Blick scheint der Mégane ein Crossover geworden zu sein, aber das ist teilweise eine optische Täuschung. Die großen Räder und die besonders hohe Gürtellinie verleihen dem Auto ein SUV-ähnliches Aussehen, aber „insgeheim“ ist der Megane ein Fließheck geblieben.

Er ist 16 cm kürzer, 4 cm schmaler und 6 cm höher als die Schrägheckversion des Vorgängermodells. Der Unterschied ist also gar nicht so groß. Noch wichtiger ist, dass durch die Positionierung der Räder an den Ecken der Karosserie trotz der leicht geschrumpften Länge und Breite viel mehr Platz im Innenraum vorhanden ist. Der Kofferraum zum Beispiel bietet großzügige 440 Liter.










Platz im Fond

Auch auf der Rückbank ist viel mehr Platz, als man aufgrund des äußeren Designs erwarten würde. Trotz der zusätzlichen Höhe ist die Kopffreiheit nicht sehr groß. Wenn wir mit unserer Körpergröße von 1,80 m aufrecht sitzen, berühren unsere Köpfe gerade das Dach. An der Bein- und Schulterfreiheit gibt es jedoch wenig auszusetzen. Außerdem sieht er viel besser aus, als man es bei den kleinen Seitenfenstern erwarten würde.

Was den sonstigen Sitzkomfort angeht, so sind die Rücksitze etwas hart. Während der Testfahrt hatten wir eine gute Zeit und die durchschnittliche Fahrt wird gut sein, aber wir fragen uns, wie lange es bequem bleiben wird, wenn Sie für eine lange Fahrt gehen. Außerdem führt der hohe Boden dazu, dass man mit leicht angehobenen Beinen sitzt, so dass der Sitz sie nicht mehr stützt.










Hinter dem Lenkrad

Wir verlassen den Rücksitz und nehmen hinter dem Lenkrad Platz. Auch hier haben Sie ein Gefühl von Weite. Außerdem blickt man auf ein recht schlichtes, aber zumindest aufgeräumtes Armaturenbrett. Das Lenkrad verfügt über die notwendigen Tasten zur Steuerung des Audiosystems, des Tempomats und zur Auswahl des Fahrmodus. Ansonsten steuern Sie fast alles über den großen Touchscreen. Am unteren Rand des Bildschirms befinden sich jedoch einige Shortcuts für die Klimasteuerung. Sie müssen nicht erst ein Menü öffnen.










Sehr großes Smartphone

Die Bedienung des Touchscreens ist angenehm. Es funktioniert genau wie Ihr Smartphone oder Tablet. Selbst wenn Sie Ihr Telefon nicht mit dem System verbunden haben, passen einige der „Apps „. Die glänzenden Bildschirme sind sehr empfindlich gegenüber Staub, Fingerabdrücken und Spiegelungen. Eine matte Oberfläche wäre vielleicht die bessere Wahl gewesen.

Auch von Ihrem Handy bekannt: die Navigation über Google Maps. Unter anderem durch die Verknüpfung mit dem Bordcomputer des Fahrzeugs wurde die Navigation um einige nützliche Funktionen für EV-Fahrer ergänzt. Standorte von Ladestationen zum Beispiel, aber auch eine Vorhersage über die verbleibende Batterieladung bei der Ankunft. Diese Vorhersage erwies sich als ziemlich zutreffend, doch dazu später mehr.










Die Instrumente hinter dem Lenkrad sind trotz der verspiegelten Oberfläche gut ablesbar. Auch bei der Darstellung gilt: Das Wichtigste ist klar ersichtlich, alles Unwichtige wird nicht angezeigt. Wenn Sie mehr Informationen oder ein anderes Layout wünschen, können Sie auch das einstellen. Sie können sogar die Navigation in den Vollbildmodus verschieben.

Ein nettes Detail ist, dass das kleine Auto in der Instrumententafel hinter dem Lenkrad auch bremst oder die Richtung anzeigt, wenn man dies tut. Das Auto hat auch eine praktische Funktion, denn direkt vor dem Auto kann man sehen, wie viele Sekunden man noch von dem Auto vor einem entfernt ist.



















Fahren mit dem Renault Mégane E-Tech Electric

Wir machen uns auf den Weg, und was wir bald bemerken, ist der Fahrkomfort. Das Fahrwerk gleicht Unebenheiten auf der Fahrbahn aus. Nur kurze Stöße werden spürbar übertragen, aber das ist bei großen Felgen mit relativ wenig Gummi drum herum der Fall. Trotz des Komforts der Federung liegt das Auto in Kurven sehr straff auf der Straße. Darüber hinaus bieten die Sitze einen guten Seitenhalt und einen ausgezeichneten Sitzkomfort, selbst bei schnellen Kurvenfahrten wie einer Autobahnauf- oder -abfahrt.










Fahrmodus Komfort

Wir haben bereits die Fahrmodi erwähnt, die mit der großen runden Taste am Lenkrad ausgewählt werden können. Wie üblich gibt es die Wahl zwischen Comfort, Eco und Sport. Der ‚Standard‘-Komfortmodus ist bei weitem unser bevorzugter Modus. Sie haben dann einfach eine sanfte Beschleunigung und Rekuperation, die auch im starken Modus mit dem so genannten „Ein-Pedal-Fahren“ leicht zu dosieren ist.

Wir fahren übrigens die 220-PS-Version des EV60. Es versteht sich von selbst, dass damit mehr als genug Leistung zur Verfügung steht, vor allem, wenn man bedenkt, welches Drehmoment der Elektromotor sofort zur Verfügung stellt. Wir sind überzeugt, dass es auch der 130-PS-Version des Renault Mégane E-Tech Electric nicht an Leistung mangelt.










Regeneration: vom Ausrollen zum Ein-Pedal-Fahren

Der Grad der Regeneration kann mit den Flippern hinter dem Lenkrad eingestellt werden. Von sehr leicht (als ob Sie das Gaspedal in einem normalen Auto loslassen würden) bis stark (das Bremspedal wird nur für wirklich starkes Bremsen oder Anhalten benötigt). Wir bevorzugen Letzteres, aber wenn Sie es anders sehen, können Sie die Stärke nach Ihren Wünschen anpassen.

Leider müssen Sie die Stärke der Rekuperation vor jeder Fahrt einstellen, denn der Renault Mégane E-Tech Electric startet immer im leichtesten Modus. Dieses Zurücksetzen ist ein geringer Aufwand, aber eine im Grunde unnötige Aktion, die nach jedem Start durchgeführt werden muss.










Fahrmodus Eco

Theoretisch hilft Ihnen der Eco-Modus, sparsam zu fahren, mit einer moderaten Reaktion auf das Gaspedal und einer besonders starken Regeneration. Hört sich gut an, aber in der Praxis fühlt sich das Auto durch die Kombination von beidem schwer wie Blei an, als ob es schwer zu fahren wäre. Besser ist es, einfach im Komfortmodus so sparsam wie möglich zu fahren.

Fahrmodus Sport

Im Sport-Modus reagiert das Auto sehr enthusiastisch auf die Betätigung des Gaspedals. So enthusiastisch, dass Sie den Sport-Modus nur dann einschalten sollten, wenn Sie auf einer schönen und geeigneten Straße tatsächlich sportlich fahren wollen. Ganz einfach, weil der Sport-Modus unter normalen Bedingungen zu einer etwas unruhigen Fahrt führt.










Reichweite Praxis Renault Mégane E-Tech Electric

Was die Kraftstoffeffizienz betrifft, so hat uns der Renault Mégane E-Tech Electric in dieser Hinsicht positiv überrascht. Nach den offiziellen WLTP-Daten hat die von uns gefahrene Version eine Reichweite von 450 Kilometern und einen durchschnittlichen Stromverbrauch von 16,1 kWh/km. Bei voll geladener Batterie zeigte der Bordcomputer eine voraussichtliche Reichweite von etwa 370 Kilometern an.

Einerseits ist das viel weniger als der WLTP-Wert, andererseits werden die 370 Kilometer aber auch erreicht. In einigen Fällen haben wir sogar weniger Kilometer Reichweite verbraucht, als die Reise lang war. Das sehen wir wirklich nicht sehr oft. Auch der durchschnittliche Stromverbrauch am Ende der Testwoche überrascht positiv: 13,9 kWh/100 km. Viel wirtschaftlicher als die Herstellerangaben!

Um diese Zahlen in einem gewissen Kontext zu sehen, wurden die Kilometer hauptsächlich auf Autobahnen und Bundesstraßen zurückgelegt. Außerdem hatten wir während der Testwoche „perfekte“ Wetterbedingungen: wenig Wind und Außentemperaturen von über 15 Grad, was die ideale Betriebstemperatur für die Batterie ist. Ein sparsamer Fahrstil hilft natürlich auch. Am Ende der Fahrt gibt Ihnen der Bordcomputer des Renault Mégane E-Tech Electric eine Ökobilanz. Offenbar haben wir einen sparsamen Fahrstil, denn ohne uns zu sehr anzustrengen, erreichten wir immer eine Punktzahl von über 90 % und einmal sogar 100 %.










Verbesserungen: Rundumsicht

Gibt es nichts zu beanstanden? Das ist es. Die Aussicht lässt wirklich etwas zu wünschen übrig. Die erwähnte hohe Gürtellinie mag Ihnen gefallen, aber sie sorgt für kleine Seitenfenster. Wenn man dann noch bedenkt, dass die Fenstergitter recht dick sind, ergeben sich eine Menge toter Winkel. Deshalb brauchen Sie die Einparkhilfe, aber Sie müssen auch beim Fahren vorsichtig sein.

Nicht nur die Sprossen der Heckscheibe sind dick, auch die A-Säule könnte eine Schlankheitskur vertragen. Bei der Annäherung an eine Kreuzung verschwand ein kompletter Radfahrer einfach dahinter, aus einer Seitenstraße kommend. Wir mussten sowieso an dieser Kreuzung anhalten…










Digitaler Rückspiegel

Auch zum Thema „Sehen“: der digitale Rückspiegel. Einerseits ist es eine bequeme Lösung für diejenigen, die oft Mitfahrer im Fond haben, die die Sicht durch die Heckscheibe versperren. Auch das Bild des digitalen Rückspiegels ist klar und gestochen scharf. In dieser Hinsicht gibt es nichts zu beanstanden.

Allerdings ist der digitale Rückspiegel anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Insbesondere die Einschätzung, wie groß der Abstand zum Hintermann ist. Außerdem ist die Oberfläche des Bildschirms immer noch glänzend, was bedeutet, dass sich vor allem an sonnigen Tagen oft alles im Kamerabild spiegelt.

Der Bildschirm ist glänzend, da Sie den Spiegel auf Knopfdruck auch als herkömmlichen Rückspiegel verwenden können. Dies bringt uns zurück zum vorherigen Punkt: Rundumsicht. Wegen der kleinen Heckscheibe ist es ein bisschen so, als würde man durch einen Briefkasten schauen. Es genügt, wenn Sie den Verkehr direkt hinter sich im Auge behalten.










Klangkomfort

Um auf den Fahrkomfort zurückzukommen: Auch akustisch ist er gut gelungen. Alle Fahrgeräusche bleiben im Hintergrund. Natürlich gibt es ohnehin keine Motorgeräusche, obwohl das Summen der „Fußgängerwarnung“ bei niedriger Geschwindigkeit manchmal etwas penetrant ist.

Harman Kardon-Audioanlage

Apropos Akustik: Das Audiosystem von Harman Kardon ist sehr zu empfehlen. Der Sound aus den Lautsprechern ist ohnehin gut, aber es gibt sogar zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten. Neben den üblichen Optionen wie der Stärke des Basses, der Höhen, der Betonung von vorne/hinten usw. gibt es auch Klangthemen. Ob Sie nun einen klaren Studiosound, den Nachhall eines Konzertsaals oder das Dröhnen von Clubmusik wünschen, alles ist möglich.










Preise und Ausstattung Renault Mégane E-Tech Electric

Bei den Antrieben gibt es drei Varianten des Renault Mégane E-Tech Electric: den EV40 130 PS (ab 37.590 Euro), den EV60 130 PS (ab 43.190 Euro) und den EV60 220 PS (ab 42.190 Euro). Die Leistung des Elektromotors bzw. der Elektromotoren steht im Namen, und die erste Zahl gibt die Größe des Akkupakets an (40 oder 60 kWh).

Hinzu kommen die Ausstattungsstufen Equilibre (ab 37.590 Euro), Techno (ab 40.590 Euro), Evolution (ab 43.190 Euro) und Iconic (ab 48.190 Euro). Die meisten Antriebsvarianten sind mit den meisten Ausstattungsstufen kombinierbar. Eine Ausnahme ist der EV60 mit 130 PS, der nur als Evolution erhältlich ist.










Ausstattung Renault Mégane E-Tech Electric

Der Renault Mégane E-Tech Electric ist bereits serienmäßig mit 18-Zoll-Leichtmetallrädern, Voll-LED-Beleuchtung, schlüssellosem Zugang, zentralem 9-Zoll-Touchscreen, Infotainment mit Apple CarPlay und Android Auto wireless sowie in den ersten fünf Jahren mit kostenlosem Remote Service Pack, TEP-Lederlenkrad und Innenraumteilen, Sitzbezügen aus recycelten Materialien und vielem mehr ausgestattet. Darüber hinaus gibt es bereits serienmäßig ein umfangreiches Paket an Sicherheits- und Assistenzsystemen, darunter Verkehrszeichenerkennung und Rückfahrkamera.

Bei unserem Testwagen handelt es sich um das Topmodell Iconic, das serienmäßig mit 20-Zoll-Leichtmetallfelgen, zweifarbiger Karosserie, teilweise lederbezogenem Armaturenbrett, Vordersitzen mit Massagefunktion, dem umfangreichsten Infotainment mit 12-Zoll-Touchscreen und Navigation sowie dem Harman Kardon Premium Sound System ausgestattet ist. Hinzu kommen einige optionale optische Details, so dass sich der Gesamtpreis unseres Testwagens auf knapp unter 50 Millionen beläuft.

Die aktuellen Preise und Ausstattungen finden Sie natürlich unter www.renault.nl.

Fazit Renault Mégane E-Tech Electric

Die Rundumsicht ist etwas, das wir wirklich gerne verbessern würden, aber abgesehen davon sind unsere Anmerkungen eher gering. Nach unserer Testwoche bleibt uns der Renault Mégane E-Tech Electric als ein sehr angenehmes Auto in Erinnerung, das durch seinen geringen Stromverbrauch und eine realistische Anzeige der Reichweite auf dem Bordcomputer besticht. Der neue Renault Mégane kann aufgrund der großen Unterschiede nicht mit seinem Vorgänger verglichen werden, aber er könnte genauso erfolgreich werden. Der Wettbewerb auf dem Markt für Elektroautos wird immer härter, aber Renault hat mit dem Mégane E-Tech Electric ein starkes Angebot.