Auto Nachrichten Autotests

Rückblick – Lamborghini Huracán Tecnica (2023)

November 1, 2022

Elektrifizierung

Selbst in dem Segment, in dem nur die Superreichen einkaufen können, ist die Elektrifizierung das Gebot der Stunde. Dabei handelt es sich nicht einmal um vollelektrische Modelle wie den Rimac Nevera, sondern um Fahrzeuge traditioneller Supersportwagenhersteller, die ebenfalls an die Steckdose angeschlossen werden sollen. Denken Sie an den McLaren Artura und den Ferrari SF90 sowie den 296 GTB, alle drei Plug-in-Hybride. Verrückte Autos, die dank elektrischer Unterstützung schneller als je zuvor an der Ampel losfahren. Aber sie können uns nicht den rauen, reinen Klang eines ungeblasenen V10 vergessen lassen.

Nachfolger Lamborghini Huracán

Glücklicherweise können Sie sich immer noch an Lamborghini wenden, um eine Dosis altmodischer V10-Gewalt zu erleben. Nicht, dass die italienische Marke nicht mit der Zeit gehen würde. Der Huracán wird im Jahr 2025 einen Nachfolger bekommen, der teilweise elektrisch betrieben wird. Das müssen sie auch, wenn die Italiener weiterhin Autos in Europa verkaufen wollen. Aber keine Sorge, der Huracán-Nachfolger wird einen V8 bekommen, im Gegensatz zu seinen Konkurrenten, dem Ferrari 296 GTB und dem McLaren Artura, die beide mit einem V6 durchs Leben gehen.

Lamborghini Sterrato

Jedenfalls ist es noch nicht so weit. Bevor die Marke den V10 endgültig an den Nagel hängt, wird sie zunächst zwei neue Versionen des Huracán auf den Markt bringen: den Tecnica und den Sterrato. Bei letzterem handelt es sich um eine Offroad-Studie, die die Marke im Jahr 2023 in limitierter Auflage auf den Markt bringen wird. Dann – nach zehn Jahren Produktion – war es endgültig vorbei mit dem Huracán. Bis dahin baut die Marke auch die Tecnica, die seit 2022 auf dem Markt ist.

EVO – Technik – STO

So sieht das Lamborghini Huracán-Angebot derzeit wie folgt aus: Das Einstiegsmodell ist der Huracán EVO, den es mit Allrad- und Heckantrieb, mit oder ohne Dach gibt. Das Spitzenmodell ist der Huracán STO, den man sich als Rennversion mit Straßenzulassung vorstellen kann. Dazwischen positioniert die Marke die Tecnica. Er liegt in Bezug auf den Komfort zwischen den beiden Modellen, nicht aber in Bezug auf die Ausstattung. Wie der STO verfügt auch der Tecnica über 640 PS und 656 Nm. Ausreichend.

neues Gesicht

Sie erkennen die Tecnica sofort. Die Designer haben die Front fast vollständig neu gestaltet. Der vordere Stoßfänger ist noch schärfer und weist ein spezielles Y-Design-Element auf, das eine Anspielung auf den Lamborghini Sián ist. Es gibt auch viele neue aerodynamische Elemente, wie z. B. einen neuen Splitter, der kühle Luft zu den Kühlern und den Karbon-Keramik-Bremsen leitet oder sie einfach um das Auto herumführt.

Verteidigungsmaßnahmen

Der hintere Stoßfänger wurde ebenfalls überarbeitet und mit einem markanten Diffusor und zwei faustdicken Kühlluftöffnungen versehen, in die fast der ganze Arm passt. An dieser Stelle kann Wärme aus dem Motorraum entweichen. Dank der neuen Stoßstange ist der Tecnica 6,1 Zentimeter länger als ein Huracán Evo. Zwei sechseckige Auspuffrohre ragen wie Deflektoren aus dem Heck heraus, und ein feststehender Spoiler sorgt für 35 Prozent mehr Abtrieb im Vergleich zum Evo, aber für 20 Prozent weniger Luftwiderstand.

Molto grasso

Der hintere Stoßfänger wurde an den Seiten etwas eingezogen, so dass von hinten mehr Gummi der Bridgestone-Hinterreifen zu sehen ist. Das trägt nicht zur Aerodynamik des Autos bei, sieht aber schön fett aus, finden die Italiener. Wir paraphrasieren ein wenig, aber das ist die Quintessenz. Die monströsen Potenza Sport Hausschuhe sind fast überall zu sehen. Für noch mehr Grip zieht Lamborghini Potenza Race-Reifen auf die 21-Zoll-Felgen.

Reihenfolge des Beitritts

Die Motorhaube besteht teilweise aus Kohlefaser und ist deutlich niedriger als bei einem EVO oder STO. Dort ist die Motorhaube Teil der Dachlinie; beim Technica endet das Dach abrupt hinter dem Fahrersitz, danach setzt sich die niedrige Motorhaube fort. Daher hat die Tecnica eine kleine Heckscheibe, durch die man kaum etwas sehen kann. Schließlich ist ein Titan-Rohrrahmen im Weg. Mit etwas Glück kann der Spoiler im Rückspiegel Sie sehen, aber den übrigen Verkehr können Sie vergessen. Das sind Dinge, die man bei einem Lamborghini als selbstverständlich ansieht. Auf der Motorhaube hat die Marke ein kleines Schild angebracht, das eine italienische Flagge und die Zündfolge (ordine di accensione) des 5,2-Liter-V10-Motors zeigt. Kleine Details, die das Herz eines Autoliebhabers höher schlagen lassen.










Gehörschutz

Sobald man den Huracán startet, geht das Herzklopfen in ein solides Hämmern über. Der Tecnica erwacht mit lautem Gebrüll zum Leben, so dass wir uns fragen, ob dies der zivilisiertere Huracán im Vergleich zum STO ist. Sobald sich das Auto in Bewegung setzt, lässt das Geräusch wie beabsichtigt schnell nach. Bei geringer Belastung bleiben die Ventile des Einlass- und Auslasssystems geschlossen, so dass Sie sich einfach mit Ihrem Beifahrer unterhalten können. Schön, ein Lamborghini, mit dem man ohne Gehörschutz leise von A nach B fahren kann.

Altmodischer Spaß

Sobald man das Gaspedal tiefer drückt – oder vom Strada-Fahrmodus auf Sport oder Corsa umschaltet – öffnen sich alle Ventile und das Zehnzylinder-Biest erwacht zum Leben. Das Ergebnis ist eine rauschende italienische Symphonie. Ein Sound, um den sie die Formel 1 derzeit beneidet. Keine Turbos, keine Batterien, keine unterstützenden Elektromotoren. Nur zehn Zylinder, gefüllt mit Benzin und Sauerstoff. Auf dem Papier hoffnungslos altmodisch, aber in der Wahrnehmung immer noch unschlagbar.

Der V10-Motor ist eine Klasse für sich. Oberhalb von 6.000 Umdrehungen pro Minute verwandelt sich die Gänsehaut auf den Armen in pures Sandpapier, so intensiv ist das Erlebnis, wenn man dem V10 die Sporen gibt. Der Lambo schaltet alle 1.000 Umdrehungen zusätzliche Musikinstrumente ein, bevor er einen Soundtrack spielt, der Sie bis zum Begrenzer voll in die Seele trifft.

Leistung

Natürlich ist der Klang nur ein Teil des Erlebnisses. Auch seine Leistung ist beeindruckend. Der Tecnica ist in 3,2 Sekunden auf 100 km/h. Nur 0,2 Sekunden langsamer als der STO. Der Sprint von 0 auf 200 km/h erfolgt in 9,1 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 325 km/h. Das sind 10 km/h mehr als beim STO, dank des bescheidenen Heckspoilers des Tecnica.

Äußerst präzise

Mit einem Gewicht von 1.339 Kilogramm wiegt der Tecnica nur 40 Kilogramm mehr als ein STO. Wie sein rennstreckentauglicher Bruder steuert sich das Tecnica mit äußerster Präzision. Die Lenkung fühlt sich nie zu schwer oder zu leicht an, sie ist genau richtig. Die Hinterradlenkung passt sich bei Bedarf an und ermöglicht es Ihnen, noch schneller durch eine Kurve zu fahren. Die Bremsen des Tecnica sind ebenso beeindruckend wie seine Beschleunigungszeiten. Die Keramikscheiben bringen den Wagen bei Bedarf aus 100 km/h in 31,5 Metern zum Stehen.










Täglicher Fahrer?

Aber ist der Tecnica wirklich ein Lamborghini, den man bequem als Alltagsfahrzeug nutzen kann? Das hängt von Ihrer Definition von Komfort ab. Wenn man mit der Tecnica über eine Euro-Münze fährt, kann man nicht sagen, ob sie Kopf oder Zahl war. Die STO kann das tun. Komfortabel kann man das Tecnica aber nicht nennen, dafür ist die Federung einfach zu hart. Selbst im Strada-Modus sind die variablen Stoßdämpfer, die mit Magnetflüssigkeit arbeiten, zu steif, um wirklich Komfort zu bieten. Er ist und bleibt ein Supercar. Aber für einen Supersportwagen kann man gut damit leben, und für einen langen Roadtrip an die Amalfiküste mit dem blauen Italiener kann man uns im Handumdrehen aufwecken.

Fotografie: YN – Automobilfotograf