Rückblick – Doppeltest Opel Astra Electric und Peugeot e-308 (2024)
Das so genannte „Rebadging“, also das Anbieten eines Autos unter mehreren Markennamen, ist ein alter Hut. Vor allem innerhalb von Konzernen. Manchmal handelt es sich nur um unterschiedliche Logos, wofür der neue Mitsubishi Colt ein aktuelles Beispiel ist. In anderen Fällen erhalten die Fahrzeuge eine eigene Karosserie, und nur die Unterbodentechnik stimmt überein. Das ist bei den Fahrzeugen der Fall, die im Mittelpunkt dieses Berichts stehen: dem Peugeot e-308 und dem Opel Astra Electric.
Motorenpalette Opel Astra Electric und Peugeot e-308
Beide Modelle basieren auf der EMP2-Plattform der Muttergesellschaft Stellantis. Das kann man an sich gleich vergessen, der Punkt ist, dass beide Modelle im Grunde identisch sind. Bei den Motoren lassen sich jedoch bereits erste Unterschiede zwischen den beiden erkennen. So ist der Einstiegsmotor, ein 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner mit 81 kW (110 PS) und Sechsgang-Schaltgetriebe, nur für den Opel erhältlich. Die etwas leistungsstärkere Version mit 96 kW (130 PS) ist in beiden Fahrzeugen zu finden, aber nur bei Peugeot ist sie optional mit Achtgang-Automatikgetriebe erhältlich. Stattdessen bietet Opel eine Variante an, die es im Peugeot gar nicht gibt: eine 100 kW (136 PS) starke Mild-Hybrid-Version desselben Motors, die als Hybrid bezeichnet wird und an ein Sechsgang-Automatikgetriebe gekoppelt ist. Ab Anfang 2023 werden beide Fahrzeuge keine Dieselmotoren mehr haben
Bei den Plug-in-Hybridmodellen ist die Reichweite ähnlich. Bei beiden Fahrzeugen handelt es sich um eine 133 kW (180 PS) und eine 165 kW (225 PS) starke Version, beide mit Achtgang-Automatikgetriebe. Allerdings gibt es einen kleinen Unterschied in der Positionierung. Bei Opel ist die leistungsstärkste Version mit dem wieder eingeführten (halb-)sportlichen GSe-Label verbunden; bei Peugeot ist die leistungsstärkste Version eine „normale“ Version.
Dann die vollelektrischen Modelle. Auch hier ist das Angebot identisch. Sowohl der Peugeot e-308 als auch der Opel Astra Electric verfügen über einen 115 kW (156 PS) starken Elektromotor mit Frontantrieb und eine 54 kWh-Batterie.
Preise Opel Astra Electric und Peugeot e-308
Der Opel Astra ist ab 33.499 Euro erhältlich, während der Peugeot 308 ab 32.300 Euro zu haben ist. Und das, obwohl Sie serienmäßig einen etwas stärkeren Motor erhalten. Wenn Sie eine Automatik wünschen, steigt der Preis des Opel auf 36.999 Euro und Sie zahlen 35.200 Euro für den Peugeot, mit dem Unterschied, dass der Opel dann ein paar PS mehr hat.
Der Einstiegspreis für den Plug-in-Hybridantrieb ist bei beiden Fahrzeugen nahezu gleich: 40.999 Euro für den Opel und 40.470 Euro. Unter den vollelektrischen Modellen ist Opel das sparsamste. Der Opel Astra Electric ist ab 40.749 Euro zu haben und der Peugeot e-308 kostet mindestens 43.585 Euro.
Dies sind jedoch keine wirklich großen Unterschiede, und sie werden auch durch einige Abweichungen bei den zugehörigen Geräten ausgeglichen.
Ausstattungen Opel Astra Electric und Peugeot e-308
Im Großen und Ganzen ist das Leistungsspektrum ähnlich. In der Luxusklasse bietet Opel die Modelle Edition, GS, Ultimate und GSe an. Peugeot stellt dem das Active Pack Business, Allure und GT gegenüber. Ein (halb-)sportliches Flaggschiff wie der GSe fehlt also bei Peugeot. Es würde zu weit führen, alle Ausstattungen dieser Modelle hier aufzulisten, wir konzentrieren uns auf die Unterschiede.
Zunächst einmal sind die Edition von Opel und das Active Pack Business von Peugeot gleichwertig. Es gibt einige Detailunterschiede, aber der Hauptunterschied, den wir in der Preisliste entdecken können, ist, dass der Peugeot keinen adaptiven Tempomat als Standard hat. Danach sind der Astra GS und der 308 Allure gleichwertig, wobei der Opel mit Keyless Entry und der Peugeot mit integrierter Navigation und einem Air Quality System für den Innenraum glänzt.
Damit bleiben Ultimate (Opel) und GT (Peugeot) als gleichwertige höchste Ausstattungsstufen übrig. Bei Peugeot ist der adaptive Tempomat nur hier serienmäßig, während der Astra nur die Navigation als Ultimate serienmäßig hat. Als Ultimate verfügt der Opel auch über eine serienmäßige Innenraumreinigung. Der Hauptunterschied besteht darin, dass der Opel mit einer serienmäßigen Windschutzscheibenheizung und einem Schiebe-/Ausstelldach aufwarten kann, die beim Peugeot immer optional bleiben. Das Head-up-Display des Astra Ultimate ist für den Peugeot gar nicht erhältlich, da seine regulären Zähler bereits höher liegen. Mehr dazu im nächsten „Kapitel“. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Astra GSe dem Ultimate in puncto Luxus ähnelt, aber über eine betont sportliche Ausstattung und einen stärkeren Antriebsstrang verfügt.
Schließlich fällt auf, dass der Peugeot e-308 als Allure und GT etwas luxuriöser ist als die gleichen Ausstattungsvarianten mit Benzin- oder Hybridantrieb. So verfügt der e-308 Allure bereits serienmäßig über einen adaptiven Geschwindigkeitsregler sowie eine Lenkrad- und Sitzheizung. Die beiden letztgenannten sind selbst für den Benzin- und Hybrid-GT noch optional.
Design und Einrichtungskonzept
Unter der Haube sind der Opel Astra und der Peugeot 308 also fast identisch, aber das gilt nicht für das Design. Vauxhall hat sich für ein eher sachliches, schlankes Design mit dem markanten Vauxhall Vizor, dem schwarzen Balken“ auf der Front, entschieden. Peugeot entscheidet sich für ein etwas hektischeres und dynamischeres Design mit den markanten LED-Zinnen für das Tagfahrlicht. Entscheiden Sie vor allem, welches Design Ihnen am meisten zusagt.
Im Inneren ist der Unterschied zwischen den beiden Fahrzeugen wirklich groß. Auch hier setzt Opel auf sachliche und schlichte Formen, obwohl es je nach Version noch einige Farbakzente gibt. Bei Peugeot sehen wir das für die Marke typische i-Cockpit, bei dem sich die Zähler über dem Lenkrad statt dahinter befinden. Auch das Lenkrad ist etwas kleiner als üblich. Theoretisch ermöglicht dies eine feinere Handhabung, und die hoch angeordneten Zähler machen ein teures Head-up-Display überflüssig. Machen Sie selbst eine Sitzprobe: Die Zähler können in Ihrer idealen Sitzposition genau hinter den Lenkradkranz fallen.
Platz an Bord
Bringt das andere Design andere Dimensionen mit sich? Ja, in der Tat. Beginnend mit dem Stiefel. Im Fond fasst der Opel Astra Electric 352 Liter, während der Peugeot auf ein Fassungsvermögen von 412 Litern kommt. Der Vauxhall hat außerdem eine um fünf Zentimeter höhere Hubschwelle. Die anderen Innenabmessungen sind ähnlich. Der Peugeot bietet etwas mehr Bein- und Schulterfreiheit, aber das liegt auch daran, dass die Sitze etwas kleiner sind.
Außerdem sind all diese Unterschiede minimal, und wir wissen sie nur, weil wir die offiziellen Maße nachgeschlagen haben. In Bezug auf die Raumwahrnehmung in der Praxis gibt es keinen Unterschied. Bei einer Körpergröße von 1,80 m sitzen wir in beiden Autos sehr gut „hinter uns“, mit viel Bein- und Kopffreiheit. Viel Spielraum gibt es allerdings nicht.
Fahrverhalten Opel Astra Electric und Peugeot e-308
Auch bei der Handhabung gibt es kaum Unterschiede. Wie Sie es von einem Elektrofahrzeug erwarten, ist der Antrieb direkt, sanft und leise. Dadurch sind die Reifengeräusche relativ präsent (teilweise abhängig von der Fahrbahnoberfläche) und bei höheren Geschwindigkeiten kommen Windgeräusche hinzu. Beunruhigend ist nichts von alledem. Abgesehen vom reinen Elektroantrieb unterscheiden sich die beiden Autos nicht von den Benzin- oder Hybridmodellen Opel Astra(Fahrtest) und Peugeot 308(Fahrtest).
Gibt es dann wirklich keine Unterschiede zwischen ihnen? Das ist es. Die Fahrwerksabstimmung dürfte bei beiden Modellen identisch sein, aber die Lenkung ist anders. Auf angenehme Art und Weise hat der Opel eine etwas schwerere Lenkung, was das Lenken bei höheren Geschwindigkeiten „wie auf der Autobahn“ angenehmer machen soll, so Stellantis. Der Vauxhall wird von uns auf der Autobahn bevorzugt, aber ob das wirklich an der unterschiedlichen Lenkung liegt? Auf jeden Fall liegt das größere Lenkrad beim gemütlichen Cruisen einfach besser in der Hand als das kleine Peugeot-Lenkrad. Das wiederum kommt auf kurvigen Straßen besser zur Geltung, wie wir bereits festgestellt haben.
Ein letzter Unterschied sind die Assistenz- und Sicherheitssysteme. Beide Autos haben die gleichen Systeme an Bord, aber im Peugeot sind sie ein bisschen präsenter. Sowohl der Fahrspurassistent als auch der Frontkollisionswarner zeigen ihre Präsenz etwas zu oft mit subtilen Eingriffen bzw. Warntönen. Im Vauxhall haben wir ihre Anwesenheit nicht bemerkt. Das könnte Zufall sein, aber Nachforschungen haben ergeben, dass der Peugeot tatsächlich etwas straffer abgestimmt ist.
Reichweite in der Praxis
Schließlich der praktische Verbrauch. Trotz des identischen Antriebsstrangs hat der Opel Astra Electric einen offiziellen WLTP-Verbrauch von 14,8 kWh/100 km, während der Peugeot e-308 genau 15,0 kWh/100 km verbraucht. Das entspricht einer Reichweite von 418 bzw. 410 Kilometern.
Beim Start mit voller Batterie gibt der Bordcomputer beider Autos eine Reichweite von 220 km an. Einmal in Gang gekommen, wird dies bald auf eine realistischere Prognose korrigiert. Der praktische Verbrauch lag bei 16,8 kWh/100 km für den Opel und 19,6 kWh/100 km für den Peugeot. Wir haben die Batterie nicht leer gefahren, aber das würde eine Gesamtreichweite von knapp 370 km für den Opel und über 310 km für den Peugeot bedeuten. Zum Vergleich: Mit beiden Autos sind wir hauptsächlich auf Autobahnen und Landstraßen gefahren.
Das ist ein ziemlicher Unterschied, aber das lässt sich erklären. Wir sind den Peugeot in einer Woche mit Temperaturen um den Gefrierpunkt gefahren. Wir fuhren den Opel einige Wochen später, bei Temperaturen um 10 Grad. Das macht einen großen Unterschied. Für die Reichweite muss man sich nicht unbedingt für das eine oder das andere entscheiden, sie ist unter gleichen Bedingungen gleich.
Fazit
Unter der Haube ähneln sich der Opel Astra Electric und der Peugeot e-308, und auch sonst gibt es nur wenige Unterschiede. Welches werden Sie nehmen? Zumindest was das Fahrverhalten angeht, sind beide Autos gleichauf. Der Opel hat einen leichten Vorteil auf der Autobahn, der Peugeot auf kurvigen Straßen. Der Unterschied ist jedoch nicht wirklich groß. Auch bei den technischen Daten und der Reichweite gibt es keine wirklich großen Unterschiede. Wenn Sie bestimmte Ausstattungswünsche an Bord haben, legen Sie beide Preislisten nebeneinander und sehen Sie im Detail, wer was ab welcher Ausstattungsstufe bietet.
Ansonsten heben sich beide Fahrzeuge besonders nachdrücklich durch ihr Design- und Innenraumkonzept ab. Entscheiden Sie sich für das schnittige Design des Astra oder die dynamischeren Linien des 308? Mögen Sie das Peugeot i-Cockpit oder bevorzugen Sie das traditionellere Interieur von Vauxhall? So haben beide Fahrzeuge nach wie vor ihre eigene Identität.