Rückblick – BMW 230e Active Tourer (2023): MPV mit 326 PS!
Wir stehen an der Ampel, vor uns eine schnurgerade Straße und neben uns ein Volkswagen Golf GTI. Der Fahrer des Golf schenkt unserem BMW 230e Active Tourer keine Sekunde Aufmerksamkeit. Denn in seinen Augen ist ein so „langweiliger“ MPV kein würdiger Gegner. Für uns ist dies ein guter Zeitpunkt, um zu sehen, was der 230. zu bieten hat. Wir schalteten in den Sport-Modus und hielten die Sport-Boost-Taste gedrückt, um die maximale Leistung von 326 PS voll auszuschöpfen. Linker Fuß auf der Bremse, rechter Fuß auf dem Gas und… GRÜN! Bremsen Sie ab und der 230. schießt wie ein Pfeil davon. Der Golf ist nirgends zu finden. In 5,7 Sekunden stehen 100 km/h auf der Uhr, Zeit, das Gaspedal wieder loszulassen. Wenige Augenblicke später treffen wir den Fahrer des Golfs wieder, der uns ungläubig ansieht. Auch wir schauen ihn etwas erstaunt an: für einen MPV ist das geradezu spektakulär!
BMW 230e Active Tourer (2023) – der Hot-Hatch-Killer?! – REVIEW – AutoRAI TV
Erst schauen, dann lesen? Sehen Sie sich unseren Videobericht über den BMW 230e Active Tourer an!
Ein geräumiger BMW i8?
Zunächst ein kurzer Blick auf den Antriebsstrang des BMW 230e Active Tourer. Wie das ‚e‘ in der Typenbezeichnung andeutet, handelt es sich um einen Plug-in-Hybrid. Der Verbrennungsmotor ist ein 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbomotor mit 150 PS und 230 Nm, während der Elektromotor eine maximale Leistung von 176 PS und 247 Nm Drehmoment hat. Damit steigt die Systemleistung auf 326 PS und 477 Nm. Es wäre ein wenig übertrieben, diese stürmische Kraft nur auf die armen Vorderräder zu übertragen. Der 230e Active Tourer verfügt daher immer über den Allradantrieb xDrive, der die Kraftübertragung übernimmt.
Die Kombination aus einem 1,5-Liter-Dreizylinder und einem Elektromotor haben wir bereits im BMW i8 kennengelernt. Mit 326 PS kommt der 230e Active Tourer den 374 PS des Sportwagens ziemlich nahe. Dass die 326 PS für spektakuläre Fahrleistungen sorgen, haben wir gerade am eigenen Leib erfahren: Der Sprint auf 100 km/h ist in 5,7 Sekunden geschafft. Was die Höchstgeschwindigkeit angeht, ist der 230e Active Tourer mit 205 km/h etwas unspektakulärer.
Praktischer Verbrauch und Reichweite BMW 230e Active Tourer
Diese Leistung ist natürlich ein schöner Bonus, aber man kauft einen Plug-in-Hybrid auch, um sparsamer zu fahren als nur mit einem Verbrennungsmotor an Bord. Zum Glück kann der BMW 230e Active Tourer in dieser Hinsicht punkten. Im Boden des Fahrzeugs befindet sich eine Batterie mit einer Nettokapazität von 14,9 kWh. Die Reichweite soll laut BMW bei 80 Kilometern liegen. Dem kommen wir schon ziemlich nahe. In der Praxis liegt die elektrische Reichweite des 230e bei rund 70 Kilometern. In unserem Fall ist das mehr als genug, um die Strecke rein elektrisch zurückzulegen. Das drückte den praktischen Endverbrauch ziemlich stark. Nach einer Woche Testbetrieb und häufigem Aufladen kamen wir auf einen praktischen Verbrauch von 2,2 Litern pro 100 Kilometer.
Geschmäcker sind verschieden
Dann der Auftritt der neuen Generation des 2er Active Tourer. Mit der Einführung der ersten Generation nahm BMW eine fragwürdige Wendung, wie die Puristen meinen. Er war der erste BMW mit Frontantrieb und außerdem ein MPV, eine Fahrzeugkategorie, die nicht sofort die Assoziation mit Freude am Fahren“ hervorruft. Aus wirtschaftlicher Sicht war das kein schlechter Schritt, denn der 2er Active Tourer verkauft sich gut. Die zweite Generation baut also hauptsächlich auf der ersten auf, was das Aussehen betrifft. Sofort ins Auge fällt der große Nierengrill, der fast so groß ist wie der der 7er-Reihe. An der Silhouette hat sich abgesehen von der etwas schärferen Fensterlinie wenig geändert. Am Heck fallen die breiten LED-Rückleuchten und der Diffusor unseres Exemplars auf. Das letztgenannte Element ist Teil des M Sportpakets, das den 2er Active Tourer sportlicher aussehen lässt.
Innenraum und Raumangebot BMW 230e Active Tourer
Im Inneren des 2er Active Tourer sitzt man etwas höher als in manchem BMW. Durch die höhere Sitzposition ist die Sicht gut. Ansonsten ist der Innenraum ähnlich gestaltet wie der des neuen BMW X1. Das neue iDrive 8, bestehend aus zwei miteinander verbundenen Bildschirmen, nimmt einen prominenten Platz ein und der zentrale iDrive Controller musste weichen. Die Bedienung über den Touchscreen ist schnell, aber – vor allem, wenn man die Vorgängerversion von iDrive gewohnt ist – gewöhnungsbedürftig.
In puncto Stauraum kann der 2er Active Tourer punkten. Unter der schwimmenden Mittelkonsole haben Sie reichlich Platz, um größere Gegenstände zu verstauen, und das zentrale Staufach ist ein guter Ort, um kleinere Gegenstände unterzubringen. Im Fond haben Erwachsene viel Beinfreiheit, aber die Kopffreiheit ist etwas enttäuschend. Das liegt an dem großen Glas-Panoramadach, das vor allem auf der Seite etwas Kopffreiheit einbüßt.
Normalerweise ist der Kofferraum eines Plug-in-Hybridfahrzeugs viel kleiner als der eines Fahrzeugs ohne Zusatzbatterie, aber im Fall des 2er Active Tourer ist dieser Unterschied sehr viel geringer. Das Kofferraumvolumen des 230e Active Tourer beträgt 406 Liter, gegenüber 415 Litern bei den reinen Kraftstoffversionen. Durch das Umklappen der Rücksitze entsteht zwar etwas mehr Platz, aber das Umklappen der Rücksitze ist leider nicht sehr praktisch. Davor werden die Sitze mit drei Seilen einzeln heruntergeklappt, während der 3er Touring über zwei Knöpfe im Kofferraum verfügt, mit denen sich die Rücksitze mit einem Handgriff umklappen lassen. Besonders für ein Auto mit praktischem Charakter könnte es besser sein.
Schwergewicht
Der 230e Active Tourer fährt extrem schnell geradeaus, aber wie fährt er sich sonst? Dank des Allradantriebs xDrive haben Sie immer Grip, aber man merkt deutlich, dass der 2er Active Tourer auf Komfort ausgerichtet ist. Daran ändert auch das M-Sportpaket unseres Testwagens wenig. Man kann mit dem MPV ziemlich hart in die Kurve fahren, aber man hat trotzdem das Gefühl, dass er etwas mehr kippt als beispielsweise ein 1er. Die Lenkung ist direkt, aber sehr leicht und selbst im Sportmodus etwas unpräzise. Das bedeutet, dass der 2er Active Tourer nicht wirklich zum sportlichen Fahren einlädt. Abgesehen von diesem einen Sprint gegen den Golf fuhren wir das Auto daher während des gesamten Testzeitraums weitgehend ruhig. Das passt eigentlich wieder zum Zielmarkt der Vans, denn diese Menschen suchen in der Regel nicht nach einem ausgesprochen dynamischen Auto.
Fazit BMW 230e Active Tourer
Nach einer Woche mit dem BMW 230e Active Tourer sind wir vor allem vom Plug-in-Hybrid-Antrieb positiv überrascht. Wenn Sie es konsequent aufladen, haben Sie eine mehr als ausreichende elektrische Reichweite, einen sparsamen praktischen Verbrauch und einen kräftigen Stromtank. Darüber hinaus bietet der 230e Active Tourer die typischen Vorteile einer Großraumlimousine: höherer Einstieg, gute Übersicht und mehr Platz im Innenraum als ein Fließheck. Dafür muss man zwar ein paar Abstriche bei der Fahrdynamik machen, aber dafür hat BMW andere Autos im Programm. Kurzum, der MPV ist noch nicht tot, es lebe der MPV!