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Rückblick – Abarth 500e Cabrio Turismo (2023)

November 10, 2023

Ob zu Recht oder zu Unrecht, ab 2035 dürfen in Europa keine neuen Autos mit Benzinmotor mehr verkauft werden. In der Zwischenzeit sollten die Marken die durchschnittlichen CO2-Emissionen ihrer Modelle weiter senken. Was tun Sie also als Hersteller von Sportwagen, deren unverwechselbarer Sound ein wesentlicher Bestandteil des Fahrerlebnisses ist? Nun, man kommt auf so etwas: den Abarth 500e.










Abarth 500e Spezifikationen

Fangen wir gleich mit den technischen Daten an. Der Abarth 500e verfügt – unabhängig von der jeweiligen Version – über eine Leistung von 114 kW (155 PS) und ein Drehmoment von bis zu 255 Nm. Der Motor befindet sich wie immer unter der Motorhaube und treibt die Vorderräder an. Mit dieser Leistung sprintet der Abarth in exakt 7,0 Sekunden auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 155 km/h.

Damit ist die Leistung bereits gleichwertig zu der der bisherigen Benzinmodelle. Die vorherige Abarth 500-Familie hatte einige leistungsstärkere Versionen, aber da der Abarth 500e seine Leistung und sein Drehmoment dank des Elektromotors sofort zur Verfügung hat, hat er die schnellste Beschleunigung. Der Zwischensprint von 40 auf 60 km/h dauert sogar nur 1,5 Sekunden. Aus dem Stand auf 100 km/h war nur der Abarth 695 Biposto einen Tick schneller.










Fahrbereich Abarth 500e

Ebenfalls nicht unwichtig bei einem Elektroauto: die Reichweite. Der Abarth 500e verfügt über ein 42,2 kWh-Batteriepaket (37,8 kWh nutzbar), das eine WLTP-Reichweite von 242 km ermöglicht. Das ist der Wert für den Abarth 500e Cabrio Turismo, den wir getestet haben. Die anderen 500e-Modelle haben eine etwas größere Reichweite, je nach Ausführung bis zu 265 km. Auf den Übungsplatz werden wir zurückkommen, wir wollen erst einmal mit dem Auto rausfahren.










Fahren mit dem Abarth 500e

Hinter dem Lenkrad fühlt man sich wie in einem traditionellen Abarth 500-Modell. Das bedeutet auch, dass die Sitzposition relativ hoch ist, sowohl im Verhältnis zum Auto als auch in absoluten Zahlen. Für das sportliche Gefühl wäre es schön gewesen, wenn der Sitz noch ein wenig tiefer gelegt worden wäre. Das sportliche Gefühl stellt sich jedoch ein, sobald wir auf die Straße gehen. Mit der sofort verfügbaren Leistung schießt der Abarth aus den Startlöchern und fühlt sich schneller an, als er auf dem Papier ist. Dies gilt bereits für den Standard-Turismo-Fahrmodus, in dem die Leistung auf 100 kW (136 PS) und das Drehmoment auf 200 Nm begrenzt ist. Ganz zu schweigen davon, wenn Sie im Fahrmodus Scorpion Street oder Scorpion Track die ganze Kraft entfesseln.

Wie bei den bisherigen Benzinmodellen kommt der Abarth 500e auf kurvigen Landstraßen am besten zur Geltung. Auf der Autobahn kommt er gut zurecht, aber schnelleres Fahren bringt nicht mehr Fahrspaß. Nein, er lädt Sie wirklich dazu ein, eine Abkürzung zu Ihrem Ziel zu nehmen. Er nimmt die Kurven mit Freude und sein Handling ist dabei beeindruckend. Im Rahmen dessen, was auf öffentlichen Straßen vertretbar ist, konnten wir den Abarth nicht dazu verleiten, auch nur ein wenig zu untersteuern. Selbst plötzliche Querrillen bringen ihn nicht aus der Ruhe.










Auch hier ist die Elektrotechnik sogar im Vorteil. Die benzinbetriebenen Abarth 500 Modelle waren relativ kopflastig, wie die Trofeo Abarth 500 (Rennklasse) zeitweise zeigte. Stattdessen liegt der Abarth 500e dank der Batterie im Boden wie ein Klotz auf der Straße. Zugegeben, mit einem Zulassungsgewicht von 1.335 kg (1.310 kg für die Fließheckversion) ist er in der Tat schwer für seine Größe. Andererseits hat man dadurch und durch die höhere Sitzposition das Gefühl, mit einem größeren Auto unterwegs zu sein. Bis man sich umdreht und feststellt, dass man eigentlich doch in einem kleinen Schrägheck sitzt.

In guter Abarth-Tradition ist der 500e hart gefedert, so sehr, dass man selbst auf einer scheinbar flachen Autobahn manchmal noch „hüpft“. Bei einer sportlichen Fahrt trägt dies tatsächlich zum ‚Rennerlebnis‘ des Autos bei; bei normalen Fahrten hätten wir uns dennoch eine komfortablere Einstellung gewünscht.










Ist der Abarth 500e praktisch?

Das bringt uns direkt zum nächsten Punkt: die praktische Benutzerfreundlichkeit. Der Abarth 500e hat auch das im Griff. Erstens ist der neue Abarth – wie auch der Fiat 500e(Straßentest)– rund sechs Zentimeter länger geworden. Das hört sich nach einem kleinen Unterschied an, aber der Innenraum hat sich viel sensationeller verbessert. Auf dem Papier ist das Kofferraumvolumen mit 185 Litern fast gleich geblieben. Die zusätzliche Länge kam vor allem dem Platz auf den Rücksitzen zugute.

Im vorherigen Fiat/Abarth 500 konnte man als 1,80 m großer Erwachsener nicht wirklich hinten sitzen. Im neuen Fiat/Abarth 500e ist es natürlich immer noch eng im Fond, aber durch die zusätzliche Fahrzeuglänge hat man etwas mehr Beinfreiheit. Der Beifahrer muss seinen Sitz immer noch etwas weiter nach vorne rücken und auch die Kopffreiheit bleibt knapp, aber diesmal passt es. Nur an.










Abarth 500e Reichweite in der Praxis

Eine weitere Form der praktischen Benutzerfreundlichkeit ist die Reichweite in der realen Welt. Der durchschnittliche WLTP-Verbrauch der getesteten Version liegt bei 18,8 kWh/100 km. Am Ende der Testwoche kamen wir auf einen Durchschnittsverbrauch von 17,2 kWh/100 km. Mit anderen Worten: viel niedriger. Dies wurde mit einer ziemlich gleichmäßigen Verteilung zwischen Autobahnen und Nationalstraßen erreicht. Ansonsten sind wir hauptsächlich mit dem Verkehrsfluss gefahren, wobei wir auf den Nebenstraßen natürlich auch die sportlichen Fahreigenschaften ausgenutzt haben.

Unser realer Verbrauch entspricht bei einer nutzbaren Batteriekapazität von 37,3 kWh einer realen Reichweite von 220 km. Der Bordcomputer des Fahrzeugs stimmt dem zu, denn nach dem vollständigen Aufladen der Batterie hat er tatsächlich jedes Mal eine Reichweite von rund 220 km vorhergesagt. Ob das für Sie reicht, müssen Sie selbst entscheiden, aber solange wir am Zielort aufladen konnten, waren auch längere Autobahnfahrten machbar.










Eigenheiten Abarth 500e

Wie es sich für einen echten Italiener gehört, hat auch der Abarth 500e einige Macken. Wir haben zum Beispiel länger als wir zugeben wollen nach den Audioreglern gesucht. Die Bedienelemente des Lenkrads sind auf der Rückseite der horizontalen Speichen vollständig verborgen. Die regulären Audiobedienelemente sucht man im Armaturenbrett vergeblich, denn sie befinden sich zwischen den Sitzen, neben der elektronischen Handbremse. Das erwartet man dort nicht. Andererseits befinden sich die Getriebetasten (oder besser: der Richtungswahlschalter) auf dem Armaturenbrett, unten in der Mittelkonsole und etwas weit weg von Ihnen. Zum Glück braucht man sie nur beim Parken, also wenn man steht.

Etwas ganz anderes: Beim Ent- und Verriegeln leuchten nur die Blinker auf, man hört kein beruhigendes „Klick“. Eine Kleinigkeit, aber wir zweifelten trotzdem mehr als einmal daran, dass wir das Auto richtig abgeschlossen hatten. Was bei vielen Elektroautos immer noch der Fall ist: Es gibt keinen wirklich guten Platz für das Ladekabel. Das sollte einfach lose im Kofferraum liegen (oder in einer optionalen Tasche verstaut werden). Zu den netten Details gehören die Skyline von Turin auf dem kabellosen Smartphone-Ladegerät und die seitlichen Scheibenheizungen (hinten rechts) in Form des A von Abarth. Letzteres wird allerdings ein Zufall sein, denn die Fiat-Version hat das auch.










Was ist mit dem Klang?

Hatten wir denn alles? Fast. Wir hören schon die Puristen der Marke fragen: Ein elektrischer Abarth, fehlt dem nicht der unverwechselbare Sound? Stimmt, aber dafür hat Abarth etwas gefunden: den Engine Sound Generator. Einfach ausgedrückt handelt es sich dabei um einen großen Lautsprecher unter dem hinteren Stoßfänger, der den charakteristischen Abarth-Auspuffsound erzeugt. Vorausgesetzt, Sie aktivieren sie, denn standardmäßig ist sie ausgeschaltet. Das Einschalten erfolgt über ein Menü für die Display-Einstellungen, das Sie dort nicht suchen werden und das auch nur im Stand zugänglich ist. Apropos Macken. Der Engine Sound Generator ist übrigens nur für die Turismo-Version verfügbar.

Nach dem Einschalten ist das unverwechselbare Rumpeln eines Abarth im Leerlauf zu hören. Wenn Sie „Gas geben“, steigt der „Motor“ sehr überzeugend in der Drehzahl. Weniger überzeugend ist, dass der Sound keine Umschaltmomente hat. Es ist wie ein einziger langer Gang, dessen Lautstärke mit der Fahrgeschwindigkeit ansteigt. Bei konstanter Geschwindigkeit verwandelt sich das Geräusch zudem in ein monotones Brummen oder Summen, was vor allem auf der Autobahn etwas nervig ist. Es bleibt zu hoffen, dass ein Software-Update folgt, das die Schaltvorgänge hörbar macht. Und wenn wir schon dabei sind: Auspuffgeräusche beim Gasgeben, denn die fehlen auch.










Bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten, wie z. B. auf den erwähnten Landstraßen, ist der Klang jedoch durchaus überzeugend. Wir haben es auch geschafft, andere damit zu verwirren, sogar Leute, die sich sowieso mit Autos auskennen. „Hm, aber war der neue Abarth nicht nur elektrisch?“ Andererseits: Wenn Sie es wissen, können Sie sicher hören, dass Sie sowieso eine Aufnahme hören. Man kann Musik über die besten Boxen abspielen, aber man hört trotzdem, dass es sich nicht um ein Live-Orchester handelt. Diese Idee. Ein letztes Detail: Der externe Lautsprecher ermöglicht es Ihnen, den Ton außerhalb des Fahrzeugs besser zu hören als innerhalb. Wir hätten genau das Gegenteil getan.

Preise und Ausstattung

Bei sportlichen Autos sind die Preise oft das Kapitel, das am wenigsten Spaß macht, und das ist beim Abarth 500e nicht anders. Die Preisliste beginnt bei 38.490 Euro für den Abarth 500e mit festem Dach und bei 41.490 Euro für das getestete Cabrio. Der Aufpreis für die Turismo-Version beträgt in beiden Fällen 4.000 Euro. Zum Vergleich: Der reguläre Fiat 500e hat einen Startpreis von 28.990 Euro (31.990 Euro für das Cabrio).










Der Abarth ist also nicht billig, aber in Bezug auf die Ausstattung bekommt man viel zurück. Einige Highlights: 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, Voll-LED-Beleuchtung, Sportsitze mit integrierten Kopfstützen, Klimaautomatik, digitales 7-Zoll-Kombiinstrument, zentraler 10,25-Zoll-Touchscreen, Vorbereitung für drahtloses Apple CarPlay und Android Auto sowie Uconnect-Dienste. Ebenfalls praktisch: Ein 11-kW-Bordladegerät ist serienmäßig vorhanden, so dass das Aufladen sehr schnell geht. Die üblichen Sicherheits- und Assistenzsysteme sind natürlich auch an Bord.

Bei dem Testexemplar handelt es sich um die Version Turismo. Hinzu kommen unter anderem 18-Zoll-Leichtmetall-Sporträder, ein mit Alcantara und Leder bezogenes Sportlenkrad, ein mit Alcantara bezogenes Armaturenbrett, eine Sitzheizung, der Engine Sound Generator und ein JBL-Audiosystem. Danach ist nur noch die auffällige Karosseriefarbe Acid Green angekreuzt, was den Gesamtpreis auf 46.190 Euro bringt.










Fazit

Unserer Meinung nach ist der Abarth 500e eine gelungene Fortsetzung der beliebten Abarth-Modelle mit Benzinmotor. Der neue Abarth zeigt auch, dass man nicht unbedingt viel Motorleistung braucht, um viel Fahrspaß zu haben. Dies ist wirklich eines dieser Autos, die dazu einladen, die Hauptstraßen zu ignorieren und die kurvigen Nebenstraßen zu genießen. Außerdem fühlt er sich durch die schnell verfügbare Leistung schneller an, als er auf dem Papier ist. Es mag sein, dass er in der Abarth-Kirche flucht, aber er fährt sich tatsächlich etwas angenehmer als der Benzin-Abarth, weil er so schnell anspricht… Und der Soundgenerator… nun ja. Die Idee ist nett, aber zumindest in ihrer jetzigen Form brauchen wir sie so nicht. Der Abarth 500e überzeugt auch ohne Sound.