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Porsche 718 Cayman GT4 RS, von einem anderen Planeten – Test und Video

Oktober 19, 2022

Die Magie des Theaters

Der Kultursektor befindet sich in einer Krise. Vor allem das Theater hat stark an Popularität verloren. Mögen die Leute dann die Atmosphäre im Theater nicht mehr? Sie würden sagen, dass das Theater die Sinne mehr anregt als ein Video auf einem Fernseher oder Tablet. Es bleibt die Tatsache, dass das Erlebnis im Theater unübertroffen ist. Man spürt mehr, erlebt mehr Atmosphäre, aber irgendwo weiß man auch, dass diese Art der Unterhaltung durch die zunehmende Digitalisierung bald vorbei sein könnte.

Der Porsche 718 Cayman GT4 RS wird Sie zum Heulen bringen! – AutoRAI TV

Porsche 718 Cayman GT4 RS ist letzte Konvulsion

Man könnte den Porsche 718 Cayman GT4 RS für den Kulturbereich halten. Wer es sich noch leisten kann, gönnt sich ein unübertroffenes Fahrerlebnis voller Geruch und Farbe inklusive begleitendem Streicheln der Sinne. Aber wir wissen bereits, dass es bald zu Ende sein wird. In der Tat ist der Porsche 718 Cayman GT4 RS die allerletzte Konvulsion eines Porsche Kompaktsportwagens mit konventionellem Mittelmotor in seiner extremsten Form. Die Zukunft des 718 Cayman ist elektrisch.

Der brutalste 718 Cayman aller Zeiten

Und ja, die Tage des 718 Cayman, wie wir ihn heute kennen, sind gezählt. Das weiß auch Porsche. Aus diesem Grund hat Porsche alle Register gezogen, um den brutalsten 718 Cayman aller Zeiten zu bauen. Mit Hilfe des 911 GT3 ist das gelungen. Der Porsche 718 Cayman GT4 RS ist ein Auto wie kein anderes. Er ist instinktiv von einem anderen Planeten. Die verwendete Rezeptur ist einzigartig, die Wirkung meisterhaft.

Antriebsstrang Porsche 911 GT3

Dass der 718 Cayman GT4 RS ein besonderes Auto ist, sieht man sofort, wenn dieser Sportwagen auf der Netzhaut erscheint. Seine Spoiler, die mächtigen Lufteinlässe und die exotischen Materialien verraten, dass man es hier mit einem besonderen Automobil zu tun hat. Die Hauptattraktion ist seine Kraftquelle, die vom Porsche 911 GT3 übernommen wurde. Atmosphärisch, mit anderen Worten. Keine Turbos, aber ein Je-mehr-Drehzahl-desto-Spaß-Charakter.

9.000 Umdrehungen pro Minute!

Der Sechszylinder-Boxermotor stammt direkt aus dem 911 GT3 R und 911 RSR. Mit einer maximalen Leistung von 368 kW (500 PS) bei 8.400 U/min und einem maximalen Drehmoment von 450 Nm bei 6.750 U/min ist der in der Mitte montierte 4,0-Liter-Atom-Sechszylinder der stärkste unter den 718-Modellen. Die rote Linie liegt nur bei 9.000 U/min.

Zu den Merkmalen des Blocks gehören eine zentrale Ölzufuhr, Schmiedekolben und leichte Titan-Kolbenstangen. Das Zweimassenschwungrad stammt aus dem 718 Cayman GT4 Clubsport. Den starren Ventiltrieb und die Trockensumpfschmierung mit separatem Öltank kennen wir bereits aus dem 911 GT3. Es handelt sich um einen Rennwagen mit Nummernschildern.

Sieben-Gang-PDK

Geschaltet wird mit einem blitzschnellen 7-Gang-Getriebe Porsche Doppelkupplung (PDK) mit neuem PDK-Wählhebel, der wie ein Schalthebel aussieht. Dieses Getriebe passt perfekt zu dem wilden Charakter des Sechszylinders. Außerdem ist die Platzierung des Schürhakens perfekt. Ihre Hand fällt direkt darauf, wenn Sie das Lenkrad loslassen. Die Gänge können auch mit den Flossen hinter dem Lenkrad geschaltet werden, aber irgendwo ist die Belohnung größer, wenn man die Gänge selbst mit dem Schaltknüppel schaltet.

Spoiler-Alarm

Aggressiv. So lässt sich das Styling dieses Porsche am besten zusammenfassen. Die oberen Öffnungen in den Kotflügeln aus Kohlefaser (CFK), die so genannten Louvres, optimieren die Belüftung der Radkästen ebenso wie die neu gestaltete Frontspoilereinfassung mit seitlichen Lamellen, die den Luftstrom in alle Richtungen lenken. Ein Schwanenhals-Heckspoiler rundet das Erscheinungsbild ab. Das vordere Ventil hat NACA-Lufteinlässe für eine optimale Bremsenkühlung. Das Ergebnis: mehr Abtrieb.

Spezifisches Fahrgestell

Zu einem Auto dieses Kalibers gehört ein passendes Fahrgestell, das all die Gewalt aushalten kann. Porsche kombiniert Fahrwerkskomponenten aus dem Rennsport. Die Einzelradaufhängung in Leichtbauweise basiert auf der Konstruktion des 911 GT3 RS (991 II). Starre Federn in Kombination mit motorsporttypischen Zusatzfedern und spezifischen Aufhängungen sorgen für Traktion und Stabilität. Höhe, Radsturz, Vorspur und Stabilisatoren können individuell auf die Rennstrecke abgestimmt werden.

Vorderachs-Liftsystem

Einzigartig am 718 Cayman GT4 RS ist das Vorderachs-Lift-System, das die Nase auf Knopfdruck um 30 mm anhebt. Der Verzicht auf dieses System wäre fast eine Qual für das Auto, da der weit ausladende Frontsplitter bei der erstbesten Schwelle zerquetscht würde. Dank des Liftsystems bleibt der Frontsplitter mit GT4 RS-Aufdruck in einem Stück, wenn die Schwelle ein wenig zu hoch ist.

Dehnen der Beine

Wer den GT4 RS seine sprichwörtlichen Beine ausstrecken lässt, sprintet in 3,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der Sprint von 0 auf 200 ist nach 10,9 Sekunden beendet. Tolle Werte für einen 1.415 Kilogramm schweren Sportwagen. Zum Glück kann man mit diesem Porsche auch ruhig fahren. Auch ein Wochenendausflug ist kein Problem, denn der vordere Kofferraum fasst 125 Liter und der hintere 136 Liter.

Startpreis 718 Cayman GT4 RS

Haben wir schon den Startpreis des Porsche 718 Cayman GT4 RS erwähnt? Nein, jetzt kommt es: 226.400 Euro. Zum Vergleich: Ein normaler 718 Cayman mit 300 PS beginnt bei 93.600 Euro. Diese 226.000 Euro schließen immer noch wünschenswerte Optionen aus. Die Preise können weit über 280.000 Euro liegen. Der Porsche 718 Cayman GT4 RS, den wir gefahren sind, hat ein solches Preisschild.

Weissach-Paket

Dies ist zum Teil auf das vorhandene Weissach-Paket zurückzuführen. Die Kosten für dieses Paket betragen 16.699 Euro. Das Weissach-Paket besteht aus den folgenden Einzelteilen:

Hinzu kommen die 20-Zoll-Leichtbau-Schmiederäder aus Magnesium (spart insgesamt 10 Kilogramm). Diese Räder sind nur in Verbindung mit dem Weissach-Paket erhältlich.

Porsche Keramik-Verbundbremse (PCCB)

Eine weitere teure Option ist PCCB. Das steht für Porsche Ceramic Composite Brake. Für 8.356 Euro erhalten Sie eine Keramik-Bremsanlage, kohlefaserverstärkte, innenbelüftete und gelochte Keramik-Bremsscheiben sowie Bremskammern aus geschmiedetem Aluminium. Die Bremsscheiben haben vorne einen Durchmesser von 410 mm und hinten von 390 mm. An der Vorderachse finden wir Sechs-Kolben-Bremssättel. An der Hinterachse sind es Vierkolben-Bremssättel. Sie erkennen das PCCB-System an gelb lackierten Bremssätteln.

Der 718 Cayman GT4 RS ist serienmäßig mit feststehenden Aluminium-Monoblock-Bremsbelägen mit sechs Kolben vorne und vier Kolben hinten – alle in Rot – und den Guss- und Aluminium-Keramik-Bremsscheiben mit einem extrem großen Durchmesser von 408 mm vorne und 380 mm hinten ausgestattet.

Das Fahrerlebnis

Gänsehaut! Zum ersten Mal fahren wir bis auf 9.000 U/min heraus. Was dabei herauskommt, ist eine Reaktion, die ich persönlich nie erwartet hätte. Tränen in meinen Augen. Offenbar hat dieser Porsche mit seinem ohrwurmverdächtigen Soundtrack einen Nerv getroffen. Etwas, das kein anderes Auto je geschafft hat.

Für einen einzigartigen Sound sorgt Porsche mit einem Luftfiltergehäuse aus Kohlefaser, das für einen dröhnenden Innenraumklang und einen optimalen Luftstrom sorgt. Anstelle der hinteren Seitenscheiben werden hier schwarz lackierte Carbon-Lufteinlässe verwendet. Sie erhöhen den dynamischen Druck des Luftstroms und führen dem Motor ebenfalls Luft zu. Beim Weissach-Paket – wie bei unserem“ Testwagen – sind sie mit einer Zierleiste aus Carbon und zusätzlichen Lamellen versehen, die einen noch gezielteren Luftstrom ermöglichen.

Emotionen

Der Sound des GT4 RS baut sich schön auf. Alle weiteren 1.000 Umdrehungen werden neue Instrumente eingesetzt. Aber erst ab 8.000 Umdrehungen pro Minute passiert etwas Besonderes. Der Boxersound wird durch ein röhrendes Hämmern ergänzt, wodurch ein Klangerlebnis entsteht, das von einem anderen Planeten zu stammen scheint. Gänsehaut auf den Nägeln. Jeder Ausbruch ist ein Treffer. Bald werden die Dinge emotional. Das ist ein Fahrerlebnis, das kein anderes Auto zuvor geboten hat. Allein aus diesem Grund ist dieser Porsche ein Muss. Ein Sammlerstück, aber nicht zum Parken in einem privaten Museum, sondern zum Fahren.

Denn auch das Fahren ist sensationell. Zugegeben: Das Auto ist ziemlich steif und laut. Das wird bei längeren Strecken vielleicht ein bisschen anstrengend. Aber die wirklich Eingefleischten wird es interessieren. Wer weiß, dass Porsche hier einen reinen Sportwagen präsentiert. Ein Auto, das Vertrauen erweckt, dank
das Mittelmotorkonzept
. Das Lenkgefühl ist umwerfend, die Kohlefaser-Schalensitze bieten perfekten Seitenhalt, die Bremsen sind leicht zu dosieren, man kann seinen Spaß nicht haben.

Bringt mich zum Weinen

Achtung, eine Schwelle! Richtig, in den Niederlanden ist der 718 Cayman GT4 RS nicht immer ideal. Es ist ohnehin nicht die praktischste Wahl, aber das vergisst man schnell, wenn man einsteigt, den Boxermotor anwirft und, nachdem der Motor richtig warmgelaufen ist, auf die 9.000 U/min zustürmt. Dieser Porsche trifft immer wieder den Nerv der Zeit. Es ist ein Porsche zum Weinen, im positivsten Sinne des Wortes. Jede Träne ist eine, die man nie vergisst.

Fazit Fahrtest Porsche 718 Cayman GT4 RS

Immer noch etwas Besonderes: das gleiche Rezept wie der 911 GT3, aber instinktiv ein völlig anderes Erlebnis. Der 911 GT3 ist die komfortablere Wahl, die Sie vielleicht jeden Tag fahren möchten, aber der 718 Cayman GT4 RS bietet mehr Erfahrung. Der 718 Cayman GT4 RS ist Theater. Theater pur.

Fotografie: YN – Automobilfotograf





























Porsche 718 Cayman GT4 RS