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NIO EL7 (2023) – Testbericht – Potentielle Erfolgsgeschichte?

März 21, 2023

Nein, wir gehen mit diesem über 2.300 Kilogramm schweren Biest nicht auf die Rennstrecke. Dort ist er trotz seiner monströsen Leistung von 652 PS und 850 Nm Drehmoment nicht wirklich auf der Höhe der Zeit. Zunächst ein Schritt zurück: NIO hat den ET7 Ende letzten Jahres in den Niederlanden eingeführt. In den Niederlanden wurden bisher etwa 60 Exemplare der großen Elektro-Limousine verkauft. Das ist nicht viel, aber das Segment des ET7 ist in unserem Land nicht sehr beliebt. Beim EL7 ist das anders, denn Elektro-SUVs verkaufen sich wie geschnitten Brot. Es ist daher auch nicht undenkbar, dass das EL7 einen Wachstumsschub bei den Verkäufen von NIO auslösen wird.

NIO EL7 (2023) – Eine mögliche Erfolgsgeschichte? – AutoRAI TV

Möchten Sie sich lieber unser Video über den NIO EL7 ansehen, bevor Sie weiter lesen? Sie können dies hier tun:

Erkennbar NIO

Für eine in Europa neue Marke ist die Schaffung von Wiedererkennbarkeit vielleicht noch die größte Herausforderung. NIO erfüllt mit dem EL7 einige moderne Design-Klischees. Denken Sie an zweischichtige LED-Scheinwerfer, eine durchgehende LED-Leiste als Rücklicht und eine leicht abfallende Dachlinie. Dennoch gelingt es NIO, dem EL7 sein eigenes Gesicht zu geben. Dazu gehören das LED-Tagfahrlicht mit doppeltem Strich“, die Haifischnase“ und der Lidar-Scanner über der Windschutzscheibe. Während die Chinesen bis vor nicht allzu langer Zeit das Kopieren zu einer hohen Kunst erhoben hatten, hat der NIO EL7 keinerlei Ähnlichkeit mit einem europäischen Pendant.

Nie allein im Auto

Das Innere des EL7 ist aufgeräumt und üppig zugleich. NIO verwendet Kunstleder, PU-Leder, aber das Material fühlt sich an wie Nappaleder. Das Armaturenbrett und der Dachhimmel sind mit Mikrofasern verkleidet, die an Alcantara erinnern. Die ganze Sache fühlt sich ziemlich hochwertig an. Von physischen Tasten sind sie bei NIO nicht gerade begeistert. Die Bedienung der meisten Fahrzeugfunktionen erfolgt über den großen zentralen Touchscreen, bis hin zur Lenkrad- und Spiegeleinstellung. Auf dem Touchscreen läuft das eigene Betriebssystem von NIO. Es funktioniert schnell und das ist auch gut so, denn das NIO EL7 unterstützt Apple CarPlay und Android Auto nicht.

Was im Innenraum des EL7 außerdem sofort auffällt, ist Nomi, der Sprachassistent, der oben auf dem Armaturenbrett sitzt. Ein witziges Feature, auch wenn der kleine schwarze Ball einem manchmal Angst einjagen kann. In unserem Fall brüllte sie während der Fahrt „Konzentriert euch!“, und das, während wir nur auf die Straße schauten. Wir sind keine großen Fans von dieser Einmischung. Im Moment akzeptiert Nomi nur englische Befehle; an der Unterstützung der niederländischen Sprache wird gearbeitet. Erst dann können wir das System richtig testen.

Viel Platz im NIO EL7

Der vordere Innenraum des EL7 ähnelt dem des ET7, was das Layout betrifft. Die größten Unterschiede zwischen den beiden Modellen sind hinter den Vordersitzen zu finden. Durch die zusätzliche Höhe des EL7 haben Sie sogar viel mehr Platz auf dem Rücksitz. Die Kopffreiheit ist viel besser als in der Limousine, und auch die Beine und Füße kommen gut unter. Auch der Gepäckraum ist im EL7 viel praktischer. Bei aufgestellten Rücksitzen stehen 658 Liter Gepäckraum zur Verfügung, wenn man das Fach unter dem Boden mit einbezieht; bei umgelegter Sitzbank – was im ET7 nicht möglich ist – stehen 1.545 Liter zur Verfügung.

Wenn dieser Platz nicht ausreicht, um Ihre Sachen zu transportieren, können Sie auf Wunsch auch einen Anhänger mit einem Gewicht von bis zu 2.000 Kilogramm hinter den NIO EL7 hängen. Das ist in der Tat die maximale Anhängelast des Elektro-SUV.

Fahreigenschaften NIO EL7

Viel Platz, eine gute Verarbeitung, aber wie sieht es mit den Fahreigenschaften des NIO EL7 aus? NIO hat es vor allem zu einem komfortablen Auto gemacht. Das liegt unter anderem an der bis zu 90 mm höhenverstellbaren Rundum-Luftfederung und dem Verbundglas. Der Federungskomfort und die Geräuschlosigkeit des NIO EL7 sind daher unglaublich gut. Die Leistung haben wir in der Einleitung kurz erwähnt: 652 PS und 850 Nm Drehmoment, verteilt auf alle vier Räder. Mit dieser elektrischen Muskelkraft beschleunigt der EL7 auf Wunsch in 3,9 Sekunden auf 100 km/h. Seine Höchstgeschwindigkeit beträgt 200 km/h.

Die Frage ist nur, ob man wirklich so schnell fahren will, denn der EL7 lädt ohnehin eher zum ruhigen Cruisen ein. Übrigens können Sie über das Infotainment-System auch bestimmen, wie schnell Sie auf 100 km/h sprinten wollen, um die Leistung etwas flüssiger zu dosieren. Was die Lenkung betrifft, ist der EL7 eher gefühllos, aber man kann den SUV gut in den Kurven positionieren, und die Luftfederung hält auch das Kippen auf ein Minimum. Sie haben übrigens das Gefühl, dass Sie mit einem über 2.300 Kilogramm schweren Auto unterwegs sind. Natürlich ist der EL7 vollgepackt mit Fahrassistenzsystemen, die theoretisch ein teilautonomes Fahren ermöglichen sollten, aber in diesem Test war die Fahrzeit zu kurz, um das richtig zu testen.

Austausch der Batterie

Jetzt kommen wir zu einem echten Alleinstellungsmerkmal von NIO: den„Batteriewechselstationen„. Der EL7 ist mit zwei Akkupacks erhältlich: 75 kWh oder 100 kWh. Das Schöne daran ist jedoch, dass man nicht unbedingt an einen gebunden sein muss. Wenn Sie sich für „Battery as a Service“ (BaaS) entscheiden, können Sie Ihre Batterie an einer der Tauschstationen austauschen, wenn Sie mehr oder weniger Reichweite benötigen. Oder Sie entscheiden sich für die gleiche Akkukapazität und fahren innerhalb von fünf Minuten mit einem vollen Akku los. Ob sich dieses Konzept in den Niederlanden durchsetzen wird, ist noch nicht klar, aber zumindest in der jetzigen Zeit ist NIO ein Vorreiter auf diesem Gebiet.

BaaS hat noch einen weiteren Vorteil: Während der gesamten Lebensdauer des Fahrzeugs profitieren Sie von allen technischen Entwicklungen im Bereich der Batterien. NIO beliefert die Tauschbörsen immer mit den neuesten Batterien, was bedeutet, dass Sie mit der Zeit fortschrittlichere Batterien in Ihr Auto bekommen können. NIO arbeitet auch an einer Batterie mit einer Kapazität von bis zu 150 kWh, die in Zukunft in Tauschstationen eingesetzt werden soll. Damit dürfte eine Reichweite von 700 Kilometern möglich sein.

NIO ET7 an der Stromtauschbörse in Tilburg
Eine NIO-Wechselstation mit einem ET7

Sortiment und Preise NIO EL7

Derzeit schafft der NIO EL7 mit einer 100 kWh-Batterie zwischen 479 und 509 Kilometer, je nach Größe der darunter befindlichen Räder. Mit 75 kWh sinkt die Reichweite auf unter 400 Kilometer (367 bis 391 Kilometer). Wenn Sie die Batterie zusammen mit dem Auto kaufen, kostet der NIO EL7 88.900 € mit 75 kWh und 97.900 € mit 100 kWh. Der einzige Nachteil ist, dass Sie die Wechselstationen nicht benutzen können. Wenn Sie das tun, kostet der EL7 76.900 € und Sie zahlen eine monatliche Gebühr für die Batterie. Für 75 kWh zahlen Sie 169 Euro pro Monat, für 100 kWh sind es 289 Euro pro Monat.

Abgesehen von der Lackfarbe, den Rädern und der Innenraumfarbe hat der NIO keine Optionen. Alle verfügbaren Ausstattungen sind daher Standard. Das bedeutet teilautonome Fahrsysteme, ein Panoramadach, ein 1.000-Watt-Audiosystem, elektrisch verstellbare Sitze und all den Luxus, den Sie auf den Bildern sehen. So gesehen ist der Preis des NIO EL7 im Vergleich zu seinen Mitbewerbern durchaus konkurrenzfähig.

Fazit NIO EL7

Um die Frage aus der Einleitung zu beantworten: Die Zutaten für den Erfolg sind in NIO EL7 zweifellos vorhanden. Das Auto ist gut verarbeitet, schnell, luxuriös und hat auch einen wettbewerbsfähigen Preis. Darüber hinaus bietet BaaS einen Zusatz, der derzeit einzigartig auf dem Markt ist. Kurzum, die Chancen stehen gut, dass Sie dem EL7 in Zukunft relativ häufig auf der Straße begegnen werden.