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Hipp-hipp! Porsche 911 Carrera 2.7 RS bläst 50 Kerzen aus – Video

September 17, 2022

Wir schreiben das Jahr 1972. In diesem Jahr begann Porsche mit der Entwicklung des „Duck Tail“, „RS“ oder „2.7“, wie der 911 Carrera RS 2.7 später genannt wurde. Er wird auf dem Pariser Automobilsalon im selben Jahr vorgestellt werden. Später war das Modell das schnellste deutsche Serienauto seiner Zeit und auch das erste Serienauto mit Front- und Heckspoiler. Angesichts des dezent integrierten Heckflügels versteht es sich von selbst, woher der illustre 911 Carrera RS 2.7 seinen Spitznamen „Entenarsch“ hat. Und die RS hatte noch mehr Premieren zu bieten. Er war auch der erste Porsche, der den Namen Carrera – das spanische Wort für Rennen – trug.

Erfolgreicher als erwartet

Der 911 Carrera RS 2.7 war als Sondermodell für die Homologation gedacht. Vom ersten Bleistiftstrich an sollte der über-911 ein sehr leichter, schneller Sportwagen sein. Obwohl die Modellvariante auf dem F-Modell des 911 basierte, wurde sie mit ihren vielen technischen Neuerungen schließlich zur ultimativen Ausgangsbasis für die Renn- und Rallyefahrzeuge von Porsche. Und das mit einem noch nie dagewesenen Erfolg.

Die Erstauflage von bis zu 500 Exemplaren war bereits nach wenigen Monaten vergriffen. Porsche war von dem Erfolg etwas überrascht, baute aber sofort darauf auf und konnte den Absatz bis Juli 1973 verdreifachen. Porsche baute insgesamt 1.580 Einheiten, davon zweihundert mit dem optionalen Ausstattungspaket M471, der Lightweight-Version. Darüber hinaus wurden 55 Exemplare der Rennversion, 17 Basisfahrzeuge und 1.308 Touring-Versionen (M472) hergestellt. Mit der Fertigung des tausendsten 911 RS wurde der Porsche 911 Carrera RS 2.7 für die Gruppe 3 und Gruppe 4 homologiert.

Weniger ist mehr

Das Gewicht, oder vielmehr das Fehlen desselben, spielte beim RS eine entscheidende Rolle, insbesondere bei der exklusiven Lightweight-Version. Wo es möglich war, wurde die Innenausstattung nach Kundenwunsch und Produktionsdatum ausgebaut. Unter anderem wurden die Rücksitze, der Teppich, die Uhr, die Haken für die Rennjacke und die Armlehnen weggelassen. Auf Wunsch des Kunden ersetzten zwei leichte Sportsitze die schwereren Standardsitze. Selbst das Porsche-Emblem auf der Motorhaube war ursprünglich ein Aufkleber. Im Vergleich zum „Touring“ wiegt der „Sport“ mit 960 Kilogramm Leergewicht satte 115 Kilogramm weniger. Dennoch kostete die Lightweight-Version mehr als der „normale“ RS, nämlich damals 34.000 Mark. Das optionale Sport-Paket kostete 700 DM Aufpreis, während das halb-luxuriöse Touring-Paket 2.500 DM extra kostete. Aufpreise, für die man bei einem 911 Carrera von heute höchstens einen Heckscheibenwischer oder eine verspielte Zierleiste für das Armaturenbrett bekommt. Die Zeiten ändern sich.

Wasserbeständige Leistung

Wir sprechen über unterschiedliche Zeiten. Der 2,7-Liter-Sechszylinder-Boxermotor des 911 RS leistete 210 PS bei 6.300 U/min und entwickelte 255 Nm bei 5.100 U/min. Knapp 40% der Leistung des aktuellen 911 GT3 RS. In den 70er und 80er Jahren war man mit dieser Art von Motorleistung unter dem rechten Fuß der letzte Schrei. Vor allem in Kombination mit dem federleichten 911 2.7 RS. So war die Sport-Version das erste Serienauto, das unter der damals magischen Grenze von 6 Sekunden auf 100 km/h beschleunigte. Nur 5,8 Sekunden hat es gedauert. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 245 km/h (Touring 6,3 Sekunden, 240 km/h). Klar, dass wir heute nicht mehr von den Stühlen fallen, aber damals war es augenzerquetschend schnell. So mancher RS überlebte daher sein erstes Produktionsjahr nicht, was das Modell noch seltener und exklusiver machte, als es ohnehin schon war. 

Porsche Museum | 911 Carrera 2.7 RS Workshop © Dirk Michael Deckbar | +491723108973 | Mail@deckbar.de | Mail@deckbar.de |.

Darf es eine Breite mehr sein?

Die bloße Zurschaustellung brachialer Gewalt war ohnehin nie die Absicht von Porsche bei der Entwicklung. Der RS 2.7 musste das optimale Zusammenspiel zwischen Gewicht, Leistung, Aerodynamik und Handling werden. Dafür haben die Ingenieure auch dem Fahrwerk viel Aufmerksamkeit gewidmet. Porsche hatte auf der Rennstrecke Erfahrungen mit der Wirkung breiterer Hinterräder gesammelt, so dass die Entwicklungsingenieure dies auch am 911 Carrera RS 2.7 erprobten. Das Ergebnis: Zum ersten Mal wurde bei Porsche ein Serienfahrzeug mit unterschiedlichen Reifengrößen an Vorder- und Hinterachse ausgestattet. Fuchs schmiedete 6 J×15-Räder mit 185/70 VR-15-Reifen an der Vorderachse und 7 J×15-Räder mit 215/60 VR-15-Reifen an der Hinterachse. Damit sie passen, verbreiterte Porsche die Karosserie hinten an den Radkästen um 42 mm.  

Kühle Farben

Neben den oben genannten Merkmalen hatte der Porsche 911 Carrera 2.7 RS von damals noch weitere bemerkenswerte Designmerkmale: 29 Lackfarben standen zur Auswahl, darunter so auffällige Farben wie Hellgelb, Rot und Blutorange. Porsche erfüllte auch individuelle Farbwünsche der Kunden. Die Farbe der Felgenmitte entsprach der Karosseriefarbe; bei den RS in Grandprix-Weiß waren die Aufschriften an den Flanken rot, blau oder grün. Der legendäre Schriftzug ist auch auf den neuesten und schärfsten RS-Modellen des 911 zu finden. Viele Käufer entscheiden sich für diese historische Anspielung auf das Original. Und Porsche tut sein Bestes, um sie am Leben zu erhalten. Schauen Sie sich nur an, in welcher Form der neue 911 GT3 RS präsentiert wurde – ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung.

Legendärer Mäzen

Der Porsche 911 RS, sowohl die ursprüngliche als auch die neuere Generation, hat zahlreiche Rennerfolge vorzuweisen. Es sind zu viele, um sie aufzuzählen. Fast so legendär wie der 911 2.7 RS selbst, sind einige der Menschen aus Fleisch und Blut, die für diese Erfolge gesorgt haben. Unser“ Gijs van Lennep ist zum Beispiel einer von ihnen, der 1973 zusammen mit Herbert Müller die Targa Florio gewann. Aber wenn es eine Person gibt, die in einem Atemzug mit RS genannt wird, dann ist es Walter Röhrl. Die fast schon mythische Rallye-Legende hat in diesem Jahr seine 75. Kerze ausgeblasen und ist seit der Markteinführung mit dem archetypischen RS verbunden. Bis heute gilt Röhrl als Schirmherr der „Elfer unter den Elfern“. Wo immer eine neue Generation von RS auftaucht, ist auch Röhrl dabei. Bei fast jeder Einführung eines RS-Modells war er Gast und Schirmherr. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums setzt sich der großgewachsene Deutsche erneut hinter das Steuer des Porsche-Modells, das ihn ebenso unsterblich gemacht hat, mit ebenso viel Freude und Inspiration. Und denken Sie nicht, dass er die Fähigkeit zu lenken verloren hat…

Party im Porsche-Museum

Das Porsche-Museum in Stuttgart-Zuffenhausen eröffnet am 20. September eine Sonderausstellung zum 50-jährigen Jubiläum des legendären 911 Carrera RS 2.7. Kommen Sie und sehen Sie es, wenn Sie Porsche-Liebhaber sind.