Gesichtet: ein ganz besonderer Van
Fangen wir ganz am Anfang an, in Schweden. 1963 wollte Postverket (heute PostNord Sverige), die Postgesellschaft des schwedischen Staates, neue Nutzfahrzeuge für die Postzustellung kaufen. Zu diesem Zweck klopfte sie an die Tür von Kalmar Verkstad, einem Unternehmen, das Lokomotiven und Nutzfahrzeuge herstellt.
Kalmar KVD440/441
Nach mehreren Jahren der Entwicklung war das Ergebnis 1969 fertig: der Kalmar KVD440/441. Es handelte sich um einen kompakten Transporter, der auf der technischen Basis des damals aktuellen DAF 44 gebaut wurde. Damit bestand der Antriebsstrang aus einem luftgekühlten 844ccm Zweizylinder-Boxermotor und dem bekannten Variomatic-Getriebe. Obwohl der Boxermotor allein für ausreichend Wärme sorgen konnte, war der Kalmar wegen der kalten schwedischen Winter optional mit einem zusätzlichen Heizsystem mit eigenem Benzinmotor unter dem Fahrersitz erhältlich. Im Außenbereich ist die optionale Heizung an einem zusätzlichen Abgasrohr zu erkennen.
Die Karosserie des Postwagens bestand aus einem Stahlrohrrahmen mit Glasfaser-„Blech“. Ursprünglich fuhr man in Schweden, wie in England, auf der linken Seite. Im Jahr 1967 beschloss das Land, wie der Rest Europas rechts zu fahren. Ein ziemlicher Eingriff, aber das ist eine Geschichte für sich. Diesem Umstand wurde bereits bei der Entwicklung des Kalmar Rechnung getragen, indem das Lenkrad nach rechts versetzt wurde. Zusammen mit der großen Schiebetür ermöglichte dies dem Briefträger einen schnellen Zugang zu den Briefkästen am Straßenrand.
Andere Namen für den Kalmar
Aufgrund dieser technischen Basis wird der Transporter auch als DAF Kalmar bezeichnet, was aber nicht die offizielle Typenbezeichnung ist. Der Transporter wurde auch außerhalb Schwedens ausgeliefert, einfach als Kalmar. Mit anderen Worten, ohne weitere Typenbezeichnung. In Schweden erhielt die Draisine bald den Spitznamen Tjorven. Das ist die Hauptfigur aus einer damaligen Fernsehserie. Offenbar sahen die Schweden die notwendigen Ähnlichkeiten zwischen dem Van und der Figur.
Die Produktion des Kalmar lief bis 1972, und in diesen Jahren wurden insgesamt etwas mehr als 2.000 Exemplare gebaut. Fast 1.200 davon landeten bei Postverket oder anderen Postunternehmen. Auch die schwedische Luftwaffe hatte 12 Maschinen für Unterstützungsaufgaben auf Flugplätzen im Einsatz. Nur 368 waren für den Export bestimmt, von denen 50 noch in die Niederlande geliefert worden wären.
Das gefleckte Exemplar
Angesichts der geringen Produktionszahlen und der begrenzten Exporte außerhalb Schwedens war der Kalmar in unserem Teil Europas schon immer ein seltenes Modell. Die Überraschung war also groß, als wir in einem niederländischen Wohngebiet auf genau so ein Exemplar stießen. Der Kalmar hat keine Nummernschilder mehr, aber der S-Aufkleber auf der Rückseite macht deutlich, dass es sich um einen schwedischen Ursprung handelt. Außerdem deutet die gelbe Farbe stark darauf hin, dass es sich um einen ehemaligen Postverket-Wagen handelt. An der Schiebetür scheint auch noch ein Rest des Postverket-Logos zu kleben.
Bessere Fotos als diese waren leider nicht möglich, ohne in den Garten zu gehen. Das ging für uns ein bisschen zu weit. Da sich das Auto auf einem Privatgrundstück befindet, nennen wir auch dieses Mal nicht den Ort des Geschehens. Dennoch sind wir neugierig auf die Geschichte hinter diesem Spot. Wie hat dieser Kalmar seinen Weg in die Niederlande gefunden?