Exklusiver Besuch TGR-WRT: Das WRC-Rallyeteam von Toyota GAZOO Racing
Willkommen in Jyväskylä, Finnland
In Jyväskylä, Finnland, scheint das Leben in den Wintermonaten stillzustehen. Die Region wurde von Schnee und Eis heimgesucht und hat fast jeden Tag mit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt zu kämpfen. Sehr spannend sieht die Umgebung nicht aus. Viele Wohnhäuser, viel Industrie. Klingt also nicht sehr aufregend.
Fantastische Schotterstraßen
Dennoch ist Jyväskylä der richtige Ort, wenn man ein Rallye-Team auf hohem Niveau hat. Auch Hyundai hat ein Entwicklungszentrum in der Nähe. Die Gegend bietet fantastische Schotterstraßen, Schneerouten, aber auch vorbei an Flugplätzen mit engem Asphalt. Perfekte Bedingungen, um ein Rallyeauto auf verschiedenen Untergründen zu quälen.
Neuer Veranstaltungsort für Toyota GAZOO Racing
Für ein Rallye-Team bietet Jyväskylä also das perfekte Umfeld für die Entwicklung von Rallye-Autos auf höchstem Niveau. Aus diesem Grund hat Toyota GAZOO Racing hier auch einen Standort. TGR-WRT arbeitet übrigens hinter den Kulissen daran, einen neuen Standort in der Nähe des jetzigen Standorts zu schaffen. Diese neue Einrichtung wird vor allem größer, nachhaltiger (energieneutral) und noch verkehrsgünstiger gelegen sein. Die zusätzlichen Kapazitäten werden es TGR-WRT auch ermöglichen, die Entwicklung von Straßenfahrzeugen für Toyota zu unterstützen. Toyota wird zu einem späteren Zeitpunkt weitere Einzelheiten dazu bekannt geben.
Feines AWD-Zeug
Auch das derzeitige Entwicklungszentrum ist beeindruckend. Allerdings nicht von außen. Selbst die Suche nach einem Toyota-Logo auf dem Grundstück ist eine Herausforderung. Nur auf dem Parkplatz verraten einige Autos, dass im Inneren etwas Besonderes los sein muss. Denken Sie an einen GR Yaris oder ein anderes schönes Fahrzeug mit Allradantrieb, in dem Sie gerne als Rallyefahrer oder Ingenieur gesehen werden möchten.
Verschiedene Yaris WRC-Fahrzeuge
Innerhalb der Einrichtung gelten strenge Regeln. So ist beispielsweise das Fotografieren oder Filmen in den Entwicklungshallen strengstens untersagt. Fotos können weiterhin in der Empfangshalle gemacht werden. Wir freuen uns darüber, denn es gibt mehrere Yaris WRC, mit denen Toyota Meister geworden ist.
Vorsicht
Die Tournee kann beginnen. Deshalb müssen wir das Telefon in einem abgeschlossenen Raum lassen. Jeder, der die Dreistigkeit besitzt, ein Telefon in die Entwicklungsräume zu schmuggeln, wird sofort rausgeworfen. Außerdem bedeutet es das Ende der Tour innerhalb von TGR-WRT für alle. Warum die Vorsicht? Ganz einfach: Auf dieser Tour kommen wir mit Geräten und Technologien in Berührung, von denen die Konkurrenz nur träumen kann. Manchmal gibt es auch Autos, die der Außenwelt nicht gezeigt werden sollten.
Ordentlich und aufgeräumt
Aber Moment mal? Wenn wir nicht fotografieren dürfen, wie kommt es dann, dass in diesem Artikel noch Fotos zu sehen sind? Ganz einfach: die Bilder, die TGR-WRT extra für uns gemacht hat. Auf den Fotos sieht alles besonders aufgeräumt aus, und „geheime“ Gegenstände wurden aus dem Blickfeld entfernt. Während unseres Besuchs bei TGR-WRT herrschte reger Betrieb, und es waren mehrere andere Fahrzeuge zu sehen, auch von Privatfahrern.
Viele Ersatzteile
Es ist außergewöhnlich, dass der gesamte Komplex perfekt aufeinander abgestimmt ist. Jede Halle hat ihre eigenen Funktionen. Es gibt eine Auslieferungsstelle für Teile, eine spezielle Abteilung, die alle Space Frames zusammenschweißt, eine Getriebeabteilung, eine Abteilung für die Aufhängung von Heron, mehrere Montageeinheiten und auch Abteilungen, die Teile mit spezieller Lasertechnik herstellen können – alles im Haus. Eine Besonderheit ist auch, dass man sehen kann, wie viele Teile auf Lager sind. Von den Seitenscheiben bis zu den Motorabdeckungen ist fast alles aus Kohlefaser gefertigt. Sogar von den Motorsport-Bremsscheiben sind etwa 30 auf Lager, die für die verschiedenen WRC-Fahrzeuge bereitstehen.
Kisten
Alle Abteilungen arbeiten zusammen wie eine gut geölte Maschine. Jeder weiß genau, was zu tun ist, welche Fristen einzuhalten sind und welche Anpassungen notwendig sind, um das Auto bei der nächsten WRC-Rallye noch besser zu machen. In den Hallen stehen außerdem alle Kisten mit Papieren bereit, auf denen die Standorte vermerkt sind. Japan, Kenia, Mexiko, usw. Auch wenn diese Ereignisse noch in weiter Ferne zu liegen scheinen, sind die Planungen bei TGR-WRT bereits in vollem Gange.
Zwei Sätze
Ein WRC-Team zu leiten ist ein ziemlicher Aufwand. Allein bei TGR-WRT muss man an 11.000 Hotelübernachtungen pro Jahr, über 5.000 Flüge pro Jahr und so weiter denken. Die WRC kommt in alle Ecken der Welt. Die meisten WRC-Teams arbeiten daher mit zwei Fahrzeug- und Ausrüstungssätzen. Ein Satz ist für Europa bestimmt, ein anderer für Mexiko, Kenia oder Japan. Das Leben wäre viel einfacher, wenn alle Rallyes in Europa stattfinden würden, aber dann würde die WRC ihren internationalen Charakter verlieren.
Der Preis für ein WRC-Auto
Eine solche Operation kostet natürlich auch. Nur ein einziges WRC-Auto hat ein Preisschild von rund 1 Million Euro. Ein Fahrschaden ist also teuer, aber die Fahrer der WRC-Teams haben freie Hand, um das beste Ergebnis zu erzielen. Der Gewinn des Titels kann etwas kosten, zumindest bei Toyota GAZOO Racing.
Vorteile der WRC
Auf der Weltbühne zu konkurrieren, das ist der Sinn des Rallyesports. Zusätzliche Markenbekanntheit, zum Beispiel, und damit möglicherweise ein Anstieg der Verkäufe von regulären Straßenfahrzeugen. Die Rallye bietet auch eine Menge Wissen, das bei der Entwicklung von Straßenfahrzeugen angewendet werden kann. Berücksichtigen Sie Komponenten wie Dämpfer, kinematische Aufhängung, Fahrzeugeinstellung und mehr. Aus den Erkenntnissen der WRC ging zum Beispiel auch der GR Yaris hervor. Es kam 2020 auf den Markt und wurde seither mehr als 20.000 Mal verkauft. Es funktioniert also.
Hybride Energie
Wir sprechen mit Kevin Struyf, technischer Leiter von TGR WRT. Der französische Ingenieur ist bei Toyota für die Technik zuständig und weiß alles, was man über ein Rallyeauto wissen muss. Kevin erklärt aber auch, dass jedes Jahr neue Herausforderungen hinzukommen. Ein neueres Modell ist die Hybridbox, die die WRC1-Autos jetzt für zusätzliche Leistung nutzen.
„Diese Hybridbox ist für alle Teams gleich. Wir bekommen sie also geliefert. Sie als Team haben also keinen Einfluss darauf. Durch den Einsatz dieser Hybridbox hat sich auch die Sicherheitskomponente leicht verändert. Niemand darf das Auto mehr anfassen. Es sind viele Facetten hinzugekommen“, sagt Kevin. „Die Dämpfer sind auch immer eine große Herausforderung bei der Entwicklung eines Rallyeautos. Diese Dämpfer müssen mit allen Bedingungen zurechtkommen, Schotter, Asphalt und Schnee. Schotter ist überall anders, in Finnland ist er schön glatt, aber in Kenia gibt es große Schlaglöcher. Außerdem müssen die Dämpfer mit großen Sprüngen zurechtkommen. Das erfordert also eine ganze Menge Wissen.“
Weitere Marken willkommen
Kevin blickt auch gerne in die Zukunft der WRC-Meisterschaft. Denken Sie an die Wasserstofftechnologie. „Das ist sicherlich interessant, aber auch eine Herausforderung. Vor allem muss es sicher sein. Das ist etwas, das wir auf jeden Fall im Auge behalten, aber vielleicht hat Wasserstoff eher eine Zukunft im Langstreckensport. Bei der Rallye kommen wir ohnehin an entlegene Orte, also muss man auch schauen, was für die Logistik günstig ist.“ Kevin hofft vor allem, dass mehr Marken an der WRC teilnehmen, denn derzeit sind nur Ford (M-Sport), Hyundai und Toyota dabei. „Mehr Marken wären gut für den Sport, für die Vielfalt, aber auch für die Spannung in der Meisterschaft.“