Autohändler verweigern die gesetzliche Gewährleistung für Gebrauchtwagen“.
Gesetzliche Gewährleistung
Beim Kauf eines Gebrauchtwagens gab es früher eine sechsmonatige gesetzliche Garantie. Ende April 2022 wurde diese Frist auf 12 Monate verlängert. Das heißt, ein Auto muss 12 Monate lang zuverlässig und sicher von A nach B fahren können. Die Autohändler weigern sich jedoch, diese gesetzliche Garantie für Gebrauchtwagen zu übernehmen. Zum Glück nicht alle, aber doch eine recht große Anzahl von ihnen.
Versteckte Kamera
Das Verbraucherprogramm Radar von AVROTROS untersuchte die Praktiken mehrerer Automobilhersteller. Mit versteckter Kamera besuchte die Sendung zehn Autohäuser, darunter sieben Bovag-Werkstätten. Die Programmmacher erkundigten sich nach Autos, die ein paar Jahre alt sind und mehr als 10.000 Euro bringen sollten.
Zum Thema „gesetzliche Gewährleistung“ befragt, stellten sie fest, dass nur einer von zehn Autoverkäufern ihnen von sich aus sagt, dass die Verbraucher Anspruch auf 12 Monate gesetzliche Gewährleistung haben. Bei vielen Autohäusern ist die Garantie eine „Grauzone“; die Verbraucher erhalten keine oder eine verkürzte Garantie, z. B. auf den Motorblock oder das Getriebe. Die Verkäufer tun dies, weil sie es nicht vorher sehen können“.
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Verzicht auf die gesetzliche Gewährleistung
Es könnte auch schlimmer sein: In einer der Bovag-Werkstätten musste Radar sogar unterschreiben, dass er auf die 12-monatige gesetzliche Gewährleistung verzichtet. In einer Bovag-Werkstatt preist der Verkäufer zusätzliche Garantiepakete an; auf die Frage nach der gesetzlichen Gewährleistung sagt der Verkäufer, dass es diese schlicht nicht gibt. Bei einem anderen Händler, der der Bovag angeschlossen ist, wird Ihnen gesagt: Bei einem Mitnahmepreis hat der Verbraucher keinen Anspruch auf etwas.
Das ist schlecht, meint auch der Bovag. Sie sind der Meinung, dass es sich um eine Sprachverwirrung handelt, was die Garantie und die Nichtübereinstimmung (gesetzliche Garantie) betrifft. Sie können die gesetzliche Gewährleistung niemals ausschließen, und die Aufforderung, auf diese Rechte zu verzichten, kann auf Unkenntnis oder Unvertrautheit mit den Vorschriften beruhen. Sie räumen ein, dass auch bei den Mitgliedern ein Wissensdefizit besteht; diesen Monat hat Bovag eine Auffrischungskampagne zu diesem Thema gestartet.
Diskussion
Die gesetzliche Garantie sei eine Grauzone, so Bovag, die schnell zum Streitfall werden könne. Ein Verkäufer kann davon ausgehen, dass Sie andere Erwartungen an das Auto haben als der Käufer. Die 12-monatige Bovag-Garantie schafft nach Angaben des Branchenverbands diesbezüglich Klarheit und Gewissheit. Der Bovag fordert auch dazu auf, Beschwerden an ihn zu melden.
Laut Rechtsanwältin Nicolette Heijkant geht es bei der gesetzlichen Gewährleistung vor allem um das so genannte Nonkonformitätsprinzip. Formal bedeutet das: Das Auto, das Sie als Verbraucher kaufen, muss das tun, was es tun soll. Allerdings können die Erwartungen diesbezüglich unterschiedlich sein: Von einem billigen, 20 Jahre alten Auto sollten Sie nicht dasselbe erwarten wie von einem moderneren Wagen, der nach wenigen Jahren eine geringe Kilometerleistung und einen höheren Preis hat. „Von einem solchen Auto kann man erwarten, dass man mindestens ein Jahr lang sicher fahren kann“, sagt Heijkant.
Erwartungen an die Garantie
Sie haben einen Gebrauchtwagen gekauft und er entspricht nicht den Erwartungen, die Sie realistischerweise in ihn setzen können? Dann liegt die Beweislast nicht beim Verbraucher, sondern beim Verkäufer. Dieser muss beweisen, dass der Mangel nicht bereits zum Zeitpunkt des Kaufs vorhanden war. Gleichzeitig kann vom Käufer erwartet werden, dass er das Fahrzeug normal nutzt.