Amsterdamer Gastronomie erneut mit 100 % grünem und autonomem Tankbier beliefert
Seit letztem Sommer beliefert Heineken Cafés im Zentrum von Amsterdam mit den allerersten 100 % elektrisch betriebenen Mini-Biertankwagen der Welt. Aufgrund der Schließung der Gastronomie waren die Elektro-Biertankwagen in der Innenstadt zuletzt weniger aktiv. Während der Corona-Pressekonferenz am 25.1.2022 gab Ministerpräsident Mark Rutte bekannt, dass die Gastronomie ab dem 26.1.2022 wieder von 5 bis 22 Uhr Gäste empfangen kann. Unmittelbar nach der Pressekonferenz begannen die Elektro-Biertankwagen wieder mit der Belieferung der Cafés und Restaurants. Nach einer Schließung von mehr als einem Monat sorgen sie dafür, dass genügend Bier vorrätig ist, damit die Gastronomie den Umsatz wieder aufnehmen kann.
Führend im emissionsfreien Transport
Im August 2020 wurde bekannt gegeben, dass alle Heineken-Biere für den niederländischen Markt ab sofort zu 100 % grün gebraut werden. Dass nun auch der Biertransport nachhaltiger gestaltet wurde, ist ein großer Meilenstein und ein Auftakt für noch mehr saubere Kilometer“, sagt Carl van der Wielen, Tankbiermanager bei Heineken Niederlande. „Wir entscheiden uns bewusst für grünes Wirtschaften und grüne Logistik. Unsere Binnenschiffe fahren vollelektrisch und wir fahren seit einiger Zeit Lkw mit Solarpanels und Akkupacks. Darüber hinaus halten wir uns an den Green Deal Zero Emission City Logistics. Ab dem 1. Januar 2025 werden 57 niederländische Gemeinden Null-Emissions-Zonen in ihrem Stadtzentrum und den umliegenden Stadtteilen einführen. Das bedeutet, dass in Kürze nur noch emissionsfreie Lkw und Lieferwagen in diese Zonen einfahren dürfen. Dafür sortieren wir zum Beispiel schon mit unseren Elektro-Biertankwagen. Darüber hinaus stehen die neuen Biertankwagen perfekt im Einklang mit der neuen Politik der Stadt Amsterdam, starken und umweltschädlichen Verkehr in der Innenstadt fernzuhalten, die Lebensqualität und Verkehrssicherheit zu verbessern und Überlastungen und weitere Schäden an Brücken und Kais zu verhindern Wände. Mit maximal 7,5 Tonnen sind die neuen Tanker deutlich leichter als ihre Vorgänger.“
Statt bis fünf vor zwölf zu warten, wolle Heineken schon jetzt von der neuen Art der Bierversorgung in niederländischen Innenstädten lernen, betont Van der Wielen. „Aber auch die neue Art der Planung. Schließlich dauert das Laden mit einem (Schnell-)Ladegerät deutlich länger als das Tanken mit Diesel. Auch die Reichweite der Elektro-Biertankwagen ist geringer. Trotzdem müssen wir alle Cafés in der Innenstadt innerhalb der Fensterzeit von 07:00 bis 11:00 Uhr beliefern können.“
Optimal in Zuverlässigkeit, (Akku-)Kapazität und Gewichtsreduzierung
Um ein Optimum an Zuverlässigkeit, (Batterie-)Kapazität und Gewichtsreduzierung zu erreichen, hat Heineken die Zusammenarbeit mit Duotank gesucht. Das wallonische Unternehmen entwickelt, produziert und installiert seit mehr als 35 Jahren komplette Biertankanlagen, wobei die Bierqualität von der Brauerei bis ins Glas erhalten bleibt. Vom Tank bis zum LKW und inklusive dazugehöriger Biersäcke (Inliner), Bierschläuche, Kompressoren, Kühler, Durchflussmesser, etc. „Wir produzieren Biertanks für Kunden auf der ganzen Welt“, sagt Mark Kleuskens, Automation Manager bei Duotank Group BV. „Dank des Inliners in unseren Tanks bleiben die feinen Aromen des Bieres besser erhalten. Das liegt unter anderem daran, dass beim Zapfvorgang kein CO2-Druck mehr im Spiel ist, sondern normale Druckluft. Außerdem wird eine Sauerstoffbelastung verhindert.“ Während Bierfässer oft mit einem Hubwagen angeliefert werden, brauche man zum Befüllen von (Keller-)Biertanks einen Biertankwagen, sagt er. Duotank hat zu diesem Zweck verschiedene Fahrzeugtypen entwickelt und gebaut. Auch für Heineken. „In den letzten Jahren haben wir nicht weniger als zehn Biertankwagen für Heineken gebaut. Wir waren auch einer der Gründer der allerersten 100 % elektrischen Biertankwagen.“
Immer, überall und völlig autonom
Um die neue Gewichtsbeschränkung in Amsterdam einzuhalten, haben Duotank und Heineken jedes Teil des Biertankers kritisch unter die Lupe genommen, sagt Kleuskens. „Wir haben uns auch die Ergonomie genau angeschaut. Wie können Fahrer möglichst effizient in der Innenstadt ausliefern? Wie können wir die Vorlaufzeit pro Café so kurz wie möglich halten? Und wie verhindern wir, dass die Tanker den anderen Verkehr blockieren? Diese und weitere Fragen führten zur Entwicklung eines neuen und leichteren Bierschlauches, sowie einer Optimierung der Bierschlauchtrommel und des Kompressors. Auch der Energieversorgung für die Lieferung haben wir viel Aufmerksamkeit geschenkt. Auf den Biertankwagen sind ein Luftkompressor und eine Bierpumpe installiert, die mit 230 Volt versorgt werden müssen.“ Van der Wielen: „Dank eines mobilen und netzunabhängigen Energiesystems können unsere Fahrer jederzeit und überall vollautonom Tankbier ausliefern. Sie müssen ihre Rolle nicht mehr in jedem Café ab- und aufspulen. Sie müssen auch nicht mehr nach einer freien Steckdose suchen. Das Ausrollen des Bierschlauchs reicht aus, um die Biertanks zu füllen.“
Bedingungen
Für die Energieversorgung wandte sich Duotank an Top Systems, das bereits verschiedene Energiesysteme für die bestehende Flotte von Duotank und Heineken entwickelt und geliefert hat. „Der Tankwagen, den wir für die Bierlieferung im Zentrum von Amsterdam einsetzen, ist der FUSO eCanter von Mercedes-Benz Trucks“, sagt Kleuskens. „Dieser Tankwagen verfügt über einen Lithium-Ionen-Batteriepack mit einer maximalen Spannung von 420 Volt für den Elektroantrieb sowie eine 12-Volt-Batterie zur Versorgung von Beleuchtung, Zentralverriegelung und Scheibenwischern. Mercedes-Benz hat in seinem Lastenheft sehr deutlich gemacht, dass wir das Batteriesystem nicht überlasten dürfen. Außerdem mussten wir uns mit Vorbedingungen auseinandersetzen, zum Beispiel in Bezug auf die maximale Energiemenge, die wir mitnehmen dürfen. Aufgrund von Gewichtsbeschränkungen und Komfortüberlegungen haben wir auch nach einer Lösung gesucht, um die Tankwagen und das Energiesystem für den Luftkompressor und die Bierpumpe mit einem Kabel zu laden.“
Autonome Energieversorgung
„Gemeinsam mit dem Branchenspezialisten Norman Heins habe ich die Optionen für das Energiesystem untersucht“, sagt Kleuskens. „Während der Fahrt und dem Laden der Hauptbatterien wird auch die 12-Volt-Batterie des FUSO eCanter geladen. Dazu verfügt der Biertankwagen über einen DC/DC-Wandler von 200 Ampere, wovon wir 100 Ampere nutzen dürfen, um das Energiesystem von Top Systems beim Beladen und Fahren aufzuladen. Wir haben analysiert, wie viel Zeit wir brauchen, um vom Stadtrand zu den verschiedenen Cafés zu fahren. Aber auch, wie viel Energie für jede Lieferung benötigt wird. Darauf aufbauend haben wir nach der idealen Balance gesucht zwischen der Energie, die man für die Bierauslieferung aufwendet, und der Energie, die man beim Laden und Fahren zurückerhält.“ Heins: „Basierend auf diesen Berechnungen wurden drei Relion RB100-LT Lithium-Ionen-Akkus mit je 100 Ah ausgewählt. Diese Batterien haben eine eingebaute Heizung, sodass sie auch bei niedrigen Außentemperaturen (bis -20 °C) sicher mit einem handelsüblichen Ladegerät geladen werden können. Die Batterien werden über einen 100 Ampere TS1600C DC/DC Wandler mit dem FUSO eCanter verbunden, der immer anzeigt, wann wir 100 Ampere laden können. Ein Victron Multiplus Wechselrichter/Ladegerät (12/3000) wandelt den Gleichstrom (DC) der Relion Lithium-Ionen-Batterien in 230 Volt (AC) Wechselstrom für den Luftkompressor und die Bierpumpe um. Das Energiespeichersystem wird intuitiv von einem Victron Color Control GX überwacht und gesteuert, während ein SmartShunt die Kapazität der Batterien überwacht.“
Auf dem Dach der Biertankwagen wurden zwei Sonnenkollektoren installiert; einer auf der Kabine und einer auf der sogenannten Lieferkiste, so Heins. „Ein Victron SmartSolar MPPT-Solarladeregler (100/30) sammelt die erzeugte Solarenergie und wandelt sie in eine Nennspannung von 12 Volt für den Wechselrichter und das Batteriepaket um.“ Die Installation des Energiesystems in den Biertankwagen war ein ziemliches Puzzle, betont Kleuskens. „Denn wo könnten wir all die Komponenten lagern? Und was bedeutete das für die Verkabelung? Auch hier hat Top Systems sehr gute Unterstützung geleistet. Die drei Batterien wurden schließlich im gesamten Lkw installiert, während der Wechselrichter, der MPPT-Solarladeregler und andere Technologien im Bedienfeld platziert wurden.“
Mehr als 40 % weniger CO2-Emissionen
Ein großer Lastwagen mit 20.000 Litern frischem Heineken-Bier fährt derzeit von der Heineken-Brauerei in Den Bosch an den Stadtrand. Dort werden immer 3.000 Liter Bier auf die 100 % elektrischen Biertankwagen umgepumpt, die flüsterleise und emissionsfrei rund fünf Cafés mit frischem Tankbier versorgen. Dank dieses mobilen City-Hubs und der Elektro-Biertankwagen reduziert Heineken die CO2-Emissionen des gesamten Transports von der Brauerei um mehr als 40 %.
Innerhalb der nächsten sechs Monate soll die Zahl der Elektro-Biertankwagen auf sechs ausgebaut werden, sagt Van der Wielen. „Von diesem Moment an können wir auch andere Biermarken wie Amstel, Brand oder Birra Moretti 100 % elektrisch liefern. Dies liegt unter anderem daran, dass die 3.000-Liter-Tanks austauschbar sind. Außerdem haben wir dann genügend Kapazität, um sieben Tage die Woche alle Amsterdamer Cafés zu beliefern.“ Alle Biertankwagen laufen zwei- bis dreischichtig pro Tag. Kleuskens: „Zur Reinigung der Biertankwagen haben wir auch einen mobilen Reinigungswagen mit (Ab-)Wasser- und Chemikalientanks gebaut. Dieser Reinigungswagen ist außerdem mit einem autonomen Energiesystem von Top Systems ausgestattet, mit vier Pylontech US2000+ (48 V/200 Ah) Batterien, einem Victron MultiPlus 48/3000/35-16 Wechselrichter/Batterieladegerät und einem SmartSolar MPPT 250/60-MC4 Solar Laderegler.“
Nachhaltig, effizient und noch besser im Geschmack
In Anlehnung an die charakteristischen Heineken-Biertankwagen werden derzeit neutrale Biertankwagen gebaut, mit einem weißen Auto und einem Tank im Erscheinungsbild der jeweiligen Biermarke. An diesen Autos können problemlos Änderungen vorgenommen werden. Kleuskens: „Außerdem arbeiten wir mit Hochdruck an einer Lösung, die das Nachtanken von Bier bald überflüssig macht. Stattdessen werden die Tanks bald in der Brauerei befüllt und in einem großen Anhänger an den Stadtrand transportiert. Dort werden sie mit Hilfe eines Gabelstaplers auf die Biertankwagen umgetauscht. Dieser Vorgang ist nicht nur schneller, sondern führt auch zu einem noch besseren Geschmack. Nachhaltigkeit, Effizienz und Qualität gehen bald Hand in Hand.“
Quelle: https://www.top.systems/