ÜBERPRÜFUNG – RENAULT MÉGANE E-TECH ELECTRIC – SOLLTE VOLKSWAGEN BETROFFEN SEIN?
Die Zoe hat endlich einen großen Bruder.
Mit dem Zoe brachte Renault 2012 als erste europäische Marke ein kompaktes elektrisches Familienauto auf den Markt, das tatsächlich nützlich war. Doch trotz des frühen Starts blieb es einige Jahre erstaunlich ruhig um die Franzosen. Bis dahin, denn mit dem vollelektrischen Mégane will Renault hoch hinaus. Das Auto tritt gegen den Volkswagen ID.3 an. Zeit für eine erste Bekanntschaft.
Renault Megane E-Tech Elektro
Renault weiß, wie man ein Elektroauto baut und verkauft. Mit 71.579 Exemplaren war der Zoe 2021 das drittbeste Elektroauto in Europa. Nach zehn Jahren bekommt der Zoe endlich einen großen Elektro-Bruder: den Renault Mégane E-Tech Electric .
Keine Kopie
Der Modellname lässt erahnen, dass Renault die aktuelle Generation des Mégane mit einem Elektroantrieb ausgestattet hat, wie es Volkswagen bereits vor einigen Jahren mit dem E-Golf und Kia mit dem e-Niro taten. Nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt. Der elektrische Mégane E-Tech ist ein komplett neues Modell, das nichts mit der traditionellen Variante mit Verbrennungsmotor zu tun hat. Tatsächlich bleibt der reguläre Mégane neben der Elektrovariante verfügbar, allerdings (in den Niederlanden) nur als Kombi-Version.
Crossover-Fließheck
Dass der Mégane E-Tech Electric nichts mit der regulären Version zu tun hat, müssen wir euch nicht extra sagen. Wenn Sie sich die Fotos ansehen, sehen Sie sofort: Das Auto sieht ganz anders aus. Auch die Körperform fällt auf. Der französische EV ist kein herkömmlicher Fließheck, aber man kann ihn auch nicht als SUV-ähnlich bezeichnen. Es ist ein bisschen dazwischen, also ein echtes Crossover.
Kompakte Außenmaße
Mit einer Länge von 4,21 Metern ist er fast 15 Zentimeter kürzer als der reguläre Mégane. Aber wie gesagt, damit sollte man es nicht vergleichen. Womit dann? Zum Beispiel der Volkswagen ID.3, der nur fünf Zentimeter länger ist. Wie beim Deutschen sind die Räder des Mégane an den äußersten Ecken des Autos platziert. Trotz kompakter Außenmaße ist im Innenraum dank großzügigem Radstand von 2,70 Metern ausreichend Platz.
Leicht
Der Mégane basiert auf der neuen modularen CMF-EV-Plattform, die speziell für Elektroautos entwickelt wurde. Der Akkupack befindet sich natürlich unten und nimmt dank der Verwendung neuer und dünner Akkus 40 Prozent weniger Platz ein als beim Zoe. Das Gewicht des Autos ist daher nicht allzu schlimm: 1.640 Kilogramm. Das ist nicht viel für ein Elektrofahrzeug dieser Größe. Der ID.3 wiegt bei fast gleicher Batteriekapazität rund 150 Kilo mehr.
Erfahrung am Steuer
Merkst du das beim Fahren? Ja und nein. Wenn Sie von einem Benziner kommen, werden Sie merken, dass Sie ein paar Kilos mehr fahren. Wer von einem anderen Elektroauto auf den Mégane umsteigt, merkt sofort, dass er sicher kein harter Kerl ist. Es ist sehr wendig und wendig, was es zu einem sehr angenehmen Auto macht. Die Federung ist nicht steif, wie es oft bei vielen anderen (schweren) Elektrofahrzeugen der Fall ist. Dadurch können Sie ganz normal über Schwellen fahren und Unebenheiten und Schlaglöcher werden sauber entfernt. Die Lenkung ist nicht übermäßig leichtgängig und bietet genug Gefühl, um das Auto genau zu positionieren.
An einer öffentlichen Ladestation oder zu Hause laden Sie – bei entsprechendem Anschluss – mit bis zu 22 kW besonders schnell. Beim Einkaufszentrum das Auto eine Stunde ans Ladegerät hängen und schon sind wieder 160 Kilometer im Akku. Wer es eilig hat, kann mit einem Schnelllader bis zu 130 kW laden. In diesem Fall können Sie in einer halben Stunde bis zu 300 Kilometer Reichweite aufladen. Renault gewährt 8 Jahre Garantie auf das Batteriepack. Fällt die Batterie innerhalb dieses Zeitraums unter 70 % ihrer Kapazität, wird sie kostenlos ersetzt.
Zwei Motorleistungen
Es stehen zwei Motorstärken zur Auswahl, der Mégane ist aber in allen Fällen ein Fronttriebler. Entscheidet man sich für das 40-kWh-Akkupaket, ist der Elektromotor für 130 PS und 250 Nm gut. Die größere 60-kWh-Batterie arbeitet mit einem 220 und 300 Nm starken Motor zusammen, aber Sie können dieses Batteriepaket auch mit dem weniger leistungsstarken – aber sparsameren – 130-PS-Elektromotor kombinieren.
Der Motor wiegt 10 % weniger als der aktuell im kompakten Zoe verbaute, ist aber deutlich leistungsstärker. Die 220-PS-Version schafft eine 0-100-Zeit von 7,4 Sekunden. Schön und glatt, für ein Familienauto. Durch das sofortige Drehmoment schießt man vor allem auf den ersten Metern schnell nach vorne und die Vorderräder rutschen manchmal sogar etwas durch, wenn man wirklich Vollgas gibt.
Die beiden Akkupacks und Motorleistungen im Überblick:
EV40: 40 kWh + 130 PS: 300 km Reichweite (WLTP)
EV60: 60 kWh + 130 PS: 470 km Reichweite (WLTP
EV60: 60 kWh + 220 PS: 450 km Reichweite (WLTP)
Vier Regenerationsmodi
Um Energie zurückzugewinnen, können Sie am Elektromotor bremsen: die sogenannte Rekuperation. Das Anheben des Gaspedals reicht dann aus, um das Auto zu verlangsamen, ohne das Bremspedal betätigen zu müssen. Mit Flippern hinter dem Lenkrad kannst du einstellen, wie stark das Auto auf den Motor bremst. Es stehen vier Regenerationsmodi zur Auswahl: Level 0 (kein regeneratives Bremsen) bis Level 3 (maximale Regeneration).
Kann ein Mégane E-Tech Eletric einen Anhänger ziehen?
Ja, sicher! Es kann mehr als nur einen Satz Fahrräder auf einem Fahrradträger transportieren. Es kann bis zu 900 Kilogramm ziehen, wenn Sie sich für die stärkste Version entscheiden. Ein kleiner Anhänger oder Faltanhänger ist somit kein Problem. Natürlich können Sie ihn auch mit Dachträgern ausstatten, sodass Sie eine Dachbox, Fahrräder oder Skier transportieren können.
Kofferraum Mégane E-Tech Electric
Weil der E-Motor vorne sitzt, gibt es hinten ziemlich viel Gepäckraum: 440 Liter. Das sind 55 Liter mehr als im ID.3. Der Raum ist auch sehr tief, sodass Sie viele Koffer stapeln können. Allerdings fehlt ein höhenverstellbarer Ladeboden, was zu einer beachtlichen Ladekante führt. Außerdem hat man keinen ebenen Ladeboden, wenn man die Rückbank nach vorne schiebt. Die Ladekabel können in einem separaten Fach im Boden auf der Rückseite untergebracht werden. Tipp: Nehmen Sie sie heraus, bevor Sie die Koffer stapeln. Unter der Motorhaube gibt es keinen zusätzlichen Stauraum, denn dort befinden sich der Motor und andere technische Komponenten wie die Klimaanlage.
Raumangebot
Das Platzangebot im Mégane E-Tech Electric ist gut organisiert, die Innenraummaße sind vergleichbar mit denen des regulären Mégane. Hinten sitzt man bis zu einer Länge von 1,80 Metern gut und kann durch den fehlenden Tunnel für die Antriebswelle besser die Füße verlieren. Die Rundumsicht ist gut, nur die Sicht nach hinten ist durch die coupéartige Dachlinie stark eingeschränkt. Ein Rückspiegel, der sich auf Knopfdruck in einen Bildschirm verwandelt, löst dieses Problem.
Android Automotive
Das OpenR-Display, wie Renault den Infotainment-Bildschirm nennt, zieht im Innenraum alle Blicke auf sich. Es besteht eigentlich aus zwei großen Bildschirmen – beide 12 Zoll – die nebeneinander angeordnet sind. Eine horizontal, die andere vertikal. Standardmäßig bekommt man übrigens einen 12- und 9-Zoll-Bildschirm, aber das soll den Spaß nicht verderben.
Das Betriebssystem kommt von Google: Android Automotive. Wir haben das System erstmals im Polestar 2 kennengelernt, aber immer mehr Automarken setzen es ein. Es funktioniert sehr schnell und mehrere Google-Apps wie Google Maps sind vorhanden. Maps kann Ladestopps auf langen Fahrten perfekt planen, denn es kennt alle Ladestationen in Europa und weiß, wann der Mégane für frische Elektronen bereit ist.
Ideal, denn so kann man unbesorgt in den Urlaub fahren, ohne Wochen im Voraus am Küchentisch eine Route entlang europäischer Ladestationen planen zu müssen. Auch schön: Renault war so schlau, den Innenraum mit einigen physischen Knöpfen auszustatten, damit man während der Fahrt Dinge wie die Klimaregelung schnell bedienen kann, ohne den Blick von der Straße nehmen zu müssen.
Fazit
Es ist eine interessante Strategie von Renault: zwei völlig unterschiedliche Modelle mit praktisch gleicher Modellbezeichnung gleichzeitig anzubieten. Es wird am Anfang für einige Verwirrung sorgen, aber wir verstehen die Wahl der Franzosen. Der Mégane ist eines der wichtigsten Modelle der Marke mit einem enormen Bekanntheitsgrad. Davon verabschiedet man sich nicht einfach.
Der elektrische Mégane hat alles, was der „alte“ und bewährte Mégane auch hat, und noch mehr: Er ist praktisch, komfortabel, aber auch schön und geschmeidig. Zudem ist das Infotainmentsystem auf dem neusten Stand der Technik. Für dieses Geld gibt es kein Auto mit besserem Infotainmentsystem, dann muss man für einen Tesla sparen.
Preise Renault Mégane E-Tech Electric
EV40: Den Mégane E-Tech Electric können Sie ab 35.390 Euro fahren. Dafür bekommt man das Einstiegsmodell: den EV40 in der Equilibre-Version mit 300 Kilometer Reichweite. Die fettere Techno-Version ist ab 38.390 Euro bestellbar.
EV60: Den EV60 (450-470 Kilometer) gibt es in vier Versionen: den Equilibre für 39.990 Euro, den Evolution für 41.790 Euro, den Techno für 42.990 Euro und den Iconic für 45.990 Euro.
Renault Megane E-Tech Privates Leasing
Die privaten Leasingpreise des neuen Renault Megane E-Tech Elektro starten bei 449 Euro monatlich für die EV40 Equilibre Boost Charge Version mit 40 kWh Batterie. Die Version mit 60-kWh-Akku und 160 kW (220 PS) starkem Elektromotor ist zu privaten Mietpreisen ab 499 Euro im Monat erhältlich.