Autotests

SEAT Leon Sportstourer e-Hybrid (2025) Testbericht – Das versteckte Juwel, das alle übersehen?

Februar 14, 2025

Lebt SEAT noch?

Ja, es scheint so. Wir sind uns da auch nicht ganz sicher. Der Volkswagen Konzern – zu dem SEAT seit 1990 vollständig gehört – nimmt derzeit bereits Cupra ins Visier, die ehemalige sportliche Submarke von SEAT, die jetzt auf eigenen Füßen steht. Was die Zukunft für SEAT selbst bereithält, bleibt unklar. Sie wird zwar vorerst weiterbestehen und nicht aufgelöst werden, aber neue Modelle scheinen nicht in Frage zu kommen. Dennoch gibt es endlich Neuigkeiten aus der Produktion der spanischen Marke: der Leon hat ein Facelift erhalten.

Ach was!

Nun, es ein Facelift zu nennen, ist vielleicht etwas übertrieben. In der Tat hat sich äußerlich so gut wie nichts verändert und der Leon sieht aus wie immer. Unter der Haube jedoch wurde das Auto gründlich überarbeitet. Es gibt neue Antriebe, wobei der neue PHEV-Antriebsstrang besonders interessant ist. Der Leon war bereits als PHEV erhältlich, hatte aber eine begrenzte elektrische Reichweite von etwa 40 bis 50 realen Kilometern. Der überarbeitete Leon verfügt über eine leistungsstarke Batterie mit einer Kapazität von 19,7 kWh, die ihm beeindruckende 132 WLTP-Kilometer mit Strom ermöglicht.

Klingt vielversprechend, aber wie weit wird er in der Praxis kommen?

Wir haben es für Sie herausgefunden. Wir haben ihn eine Woche lang bei jedem Wetter gefahren – einschließlich einer Winterreise nach Belgien zum Brüsseler Autosalon – um herauszufinden, ob dieser Plug-in-Leon das versteckte Juwel ist, das alle übersehen. Wir fahren den praktischen Leon Sportstourer – die Kombi-Version. Sie können den Leon auch als Schrägheckversion bekommen, mit oder ohne Plug-in.

Während des Testzeitraums ist es kalt und ungemütlich, und jeder Tag beginnt mit einer heftigen Eiskratzerei. Kurzum: die denkbar schlechtesten Bedingungen für ein Auto, das (teil-)elektrisch fährt. Dennoch scheint der Leon relativ wenig darunter zu leiden. Mit einer voll aufgeladenen Batterie kommen wir immer wieder locker 100 Kilometer weit. Toll! Wir kommen eigentlich nicht dazu, den Benzinmotor ausgiebig zu testen, denn für unseren täglichen Arbeitsweg bekommen wir die Batterie nicht leer. Außerdem ist der 85 kW (115 PS) starke Elektromotor stark genug für eine sanfte Beschleunigung, so dass wir auch nicht das Bedürfnis haben, den Benzinmotor einzuschalten.

Ein schöner vollständiger Test also…

Keine Sorge, der 1,5-Liter-Vierzylinder-Benzinmotor kommt auch noch zu seinem Recht. Schließlich steht während unserer Testwoche eine weitere lange Reise an. Der erste Autosalon des Jahres – der Brüsseler Autosalon, der jetzt als Brussels Motor Show bekannt ist – steht auf unserem Programm. Von Utrecht aus sind es etwa 170 Kilometer bis in die europäische Hauptstadt. Das geht also nicht mit einer vollen Batterie.

Die ersten 100 Kilometer legen wir geräuschlos mit dem Elektromotor zurück. Die Straße ist sehr belebt und es dauert fast zwei Stunden, bis die Batterie leer ist. Kurz vor Antwerpen brauchen wir eine Tasse Kaffee und eine Pinkelpause. Mit dem letzten Rest an Energie aus dem Akkupack biegen wir zu einer Tankstelle ab, die sich auch als Fastned-Standort entpuppt. Obwohl wir unbedingt den Benzinmotor testen wollen, können wir uns die Gelegenheit zum Aufladen nicht entgehen lassen. Schließlich ist der Leon einer der wenigen PHEVs, die wie ein vollwertiges Elektroauto schnell geladen werden können.

Die Ladekapazität ist nicht hoch – höchstens 50 kW – aber sie reicht aus, um während einer Kaffeepause für mehrere Dutzend Kilometer aufzuladen. Während einer langen Reise wird es unweigerlich zu einer Kaffeepause kommen, bei der Sie 15 Minuten oder länger stehen bleiben, und in diesem Fall können Sie den Leon auch an das Ladegerät hängen. Während unseres Boxenstopps schafft es der Leon, 80 Kilometer lang aufzuladen, genug, um die Fahrt nach Brüssel komplett elektrisch zu absolvieren. Seine Spitzenladeleistung – die er bis zu etwa 40 % aufrechterhalten kann – fällt übrigens etwas höher aus: fast 54 kW.

Als wir auf der Messe ankommen, finden wir eine Ladestation, an der wir die Batterie innerhalb weniger Stunden vollständig aufladen können. Um die Mittagszeit stellen wir das Auto ordentlich um, damit auch andere Besucher ihre Autos aufladen können. Dank der Ladestation auf dem Messegelände können wir auch die ersten 100 Kilometer der Rückfahrt mit Strom zurücklegen. Erst in Breda schaltet sich der Benzinmotor ein. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen, denn nach tagelangem Elektrofahren hatten wir fast vergessen, dass der SEAT im Grunde ein Benzinauto ist. Der Benzinmotor liefert auch genügend Leistung, aber wir vermissen sofort das direkte Ansprechen des Elektromotors. Es ist, als ob man einen Schritt zurück macht. Aber wer klugerweise den Stecker zieht, wird den Benzinmotor hauptsächlich nur auf der Autobahn brauchen, wo er effizient und leise seine Arbeit verrichtet.

Wie praktisch ist das?

Wir sagen es immer wieder: Wer viel Platz braucht, ist mit einem Kombi besser beraten als mit einem SUV. Mit 470 Litern Kofferraumvolumen bietet der Leon Sportstourer Plug-in-Hybrid mehr Platz als viele Plug-in-SUVs. Das macht den Leon ST zu einem praktischen Familienauto. Auf der Rückbank finden drei Kinder oder zwei Kindersitze Platz, und auch Erwachsene können lange aushalten.

Der Innenraum hat ein Update erhalten, mit einem größeren Infotainment-Bildschirm und einem digitalen Kombiinstrument als Standard. Die Software funktioniert reibungslos und ist nicht überladen. Möchten Sie lieber Apple CarPlay oder Android Auto nutzen? Das können Sie, und von nun an sogar drahtlos über Bluetooth. Die Materialien und das Aussehen des Innenraums beeindrucken jedoch nicht sonderlich, mit viel hartem Kunststoff und einer nüchternen, geschäftsmäßigen Atmosphäre mit buchstäblich und bildlich wenig Farbe.

Wie fährt er?

Die Lenkung des Leon ST ist straff und direkt und geht gerne um die Kurven. Die straffe Federung vermittelt viel Gefühl für den Asphalt, was das Fahrerlebnis steigert. Auf langen Strecken merken Sie jedoch, dass der Komfort weniger im Vordergrund steht. Ungemütlich wird es nicht, aber der sportliche Charakter – mit all seinen Vor- und Nachteilen – dominiert eindeutig.

Lassen Sie beide Motoren zusammen arbeiten, dann haben Sie 150 kW (204 PS). Mehr Leistung ist im SEAT Leon PHEV nicht möglich, während der Cupra Leon PHEV in der Topversion bis zu 200 kW (272 PS) bietet. Das muss ein Unterschied sein. Trotzdem wird es Ihnen an nichts mangeln: Der SEAT ist schnell genug für den Alltag. Auch wenn Sie nur mit Strom fahren.

Was kostet das?

Der Leon Sportstourer PHEV ist ab knapp über 40.000 Euro erhältlich und damit der günstigste PHEV-Kombi in den Niederlanden. Begriffe wie ‚erschwinglich‘ und ‚billig‘ sind jedoch subjektiv. Sagen wir also, er ist eine der am besten erreichbaren Optionen in diesem Segment. Es bleibt die Tatsache, dass Sie für einen höheren Preis einen PHEV der Konkurrenz mit deutlich weniger elektrischer Reichweite und weniger Leistung erhalten.

Natürlich können Sie heutzutage auch ein schönes Elektrofahrzeug mit einer ordentlichen Reichweite für rund 40.000 Euro kaufen. Auch das ist definitiv eine Überlegung wert. Aber wenn Sie noch nicht bereit sind, auf rein elektrisches Fahren umzusteigen, zum Beispiel wegen langer Urlaubsreisen mit einem Rücksitz voller schreiender Kinder und einem robusten Wohnwagen hinter dem Auto – er kann über 1.500 kg ziehen – ist der Leon PHEV eine ausgezeichnete Lösung. Und eine Lösung, mit der Sie praktisch das ganze Jahr über elektrisch fahren können.

Sehen Sie auch: Cupra Leon Sportstourer (2024) Testbericht – Ist der Leon endlich ein echter Cupra? – AutoRAI TV