Rückblick – BMW XM (2023) – Völlig unnötig, aber trotzdem lustig
Wie beschissen Ihr Arbeitstag auch sein mag, ich wette, er ist nicht so beschissen wie der Arbeitstag der Person, die bei BMW den Überblick über die Kommentare in den sozialen Medien behalten muss. Tatsächlich ist die Kritik an der Designrichtung, die die Marke vor einiger Zeit eingeschlagen hat, noch nicht vom Tisch. Wenn man sich das XM ansieht, ist es einigermaßen erklärbar, woher diese Reaktionen kommen. Schließlich ist „schön“ nicht das erste Wort, das einem beim Anblick des 5 Meter langen und 2 Meter breiten Super-SUV aus dem Schädel rollt. Heftig“ und „imposant“ sind. Mit seinem riesigen – auch beleuchteten – Kühlergrill, den Zweischicht-Scheinwerfern, den scharfen Falten in der Karosserie und den gestapelten Auspuffen ist der BMW XM so etwas wie ein schwarzes Loch, wenn es darum geht, die Aufmerksamkeit seiner Umgebung auf sich zu ziehen. Ein Entkommen ist unmöglich. Das zeigt sich schon auf den ersten Metern, die wir für den Test mit dem BMW XM zurücklegen.
Elektrisch? Na ja, sozusagen…
Aufmerksamkeit also, die wir sofort bekommen, wenn wir das XM von der Ladestation abtrennen. Ist er elektrisch? Nein, Sir, der XM ist ein Plug-in-Hybrid. Der riesige Kühlergrill ist schließlich nicht ohne Grund da. Unter der Motorhaube arbeitet ein 4,4-Liter-V8, der von zwei Turbos zusätzlich beatmet wird. Allein dieser Motor leistet im XM 489 PS und 650 Nm Drehmoment. Das ist an sich schon schön, aber wir schalten XM nicht umsonst aus. Der Achtzylinder wird nämlich von einem Elektromotor mit 197 PS und 280 Nm Drehmoment unterstützt. Bei der Systemleistung darf man die Werte nie direkt addieren, und so kommt der XM auf nicht unverdiente 653 PS und 800 Nm. Solide. Noch nicht solide genug? Dann gibt es noch den XM Label Red, der dank eines stärkeren V8 (585 PS/750 Nm) auf satte 748 PS und 1.000 Nm Systemleistung kommt. Spüren Sie schon das Zittern der Pflastersteine?
Das XM startet zunächst geräuschlos. Beim Anfahren holt sich der Elektromotor die ersten Schlucke Strom aus dem 25,7 kWh großen Akku. Diese Batteriekapazität bedeutet, dass Sie mit dem XM eine schöne Strecke elektrisch zurücklegen können. In der Praxis bedeutet das, dass Sie zwischen 60 und 80 km rein elektrisch fahren können, bevor der große V8 anspringt. In der Praxis ist es besonders schön, dass der Motor nicht laufen muss, wenn man z.B. eine kurze Strecke zum Supermarkt fährt, oder wenn man durch die Stadt fährt oder im Stau steht. Dies führt auch zu einem günstigen praktischen Verbrauch. Nach einer Woche haben wir bei gleichmäßiger Aufladung einen praktischen Verbrauch von 1 zu 18 erreicht. Ziemlich ordentlich für so ein Ungetüm mit V8. Dabei arbeiten die beiden Antriebe gut zusammen und der Übergang vom Elektro- zum Benzinbetrieb ist besonders sanft.
Auf die Größe reduziert
Denn ein Ungetüm ist der XM allemal. Er ist nicht nur 5,11 Meter lang, sondern auch über 2 Meter breit. Damit ist der XM auf Anhieb der breiteste BMW aller Zeiten. Und dann ist da noch das Gewicht: 2.685 Kilogramm, und das ohne jeden Zweifel. Trotz der bizarren Kraft des XM ist der Sprint auf 100 km/h daher in über 4 Sekunden erledigt: 4,3 Sekunden um genau zu sein. Das ist zwar immer noch blitzschnell, aber im Vergleich zu anderen Elektroautos auf dem Markt erscheint es doch recht langsam. Dennoch fühlt sich die Beschleunigung im XM viel brutaler an als beispielsweise in einem iX M60. Sie hören den Motor aufheulen, die Nase geht hoch und Sie rasen los. Die Leichtigkeit, mit der E-Fahrzeuge beschleunigen können, ist beeindruckend, aber es macht bei weitem nicht so viel Spaß wie im XM.
Bemerken Sie das Gewicht in den Kurven? Ja, absolut, obwohl BMW sein Bestes getan hat, um das Gewicht des XM optimal zu handhaben. Das merkt man vor allem an der Dämpfung: Sie ist eher steif. Der XM ist rundum mit Schraubenfedern ausgestattet, was einen großen Unterschied zur Luftfederung des X5 darstellt. Obwohl die Dämpfung adaptiv ist, wird sie nie wirklich komfortabel und im Sportmodus ist das XM einfach nur spitz. Wenn Sie in eine Kurve eintauchen, folgt der XM gut Ihren Befehlen, aber das Auto neigt sich leicht und wenn Sie den Grenzbereich erreichen, merken Sie, dass alle Segel gesetzt werden müssen, um das Gewicht in die richtige Richtung zu lenken. Kurzum, der XM hat sicherlich sportliche Ambitionen, aber sein hohes Gewicht macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Und sehr bequem ist es auch nicht. Hmm …
Ein Gefühl von Luxus
In Bezug auf die Fahreigenschaften schneidet der BMW XM also nicht besonders gut ab. Wer Sportlichkeit sucht, ist mit einem M3 oder M5 besser bedient, wer Komfort sucht, ist mit einem X5 oder X7 besser bedient. Und in welchem Bereich punktet der XM? Zunächst einmal der donnernde Sound des V8, der vor allem bei niedrigen Drehzahlen geradezu süchtig macht. Aber auch das allgemeine Niveau des Luxus an Bord. Im XM ist alles mit Leder bezogen, von den Sitzen über das Armaturenbrett und die Mittelkonsole bis hin zu den Türverkleidungen. Die Verarbeitung ist exzellent, ebenso wie der Platz im Fond. Man hat wirklich das Gefühl, dass man in einer Art Lounge wohnt. Der Dachhimmel ist ebenfalls einzigartig gestaltet und wird durch eine stimmungsvolle Beleuchtung abgerundet. Der BMW XM hat kein Panoramadach, aber in einer Zeit, in der fast jedes Auto ein Glasdach hat, ist es schön, dass BMW bei seinem Topmodell ein wenig anders vorgeht.
Fazit BMW XM Bewertung
Wir können feststellen, dass der BMW XM kein leicht zu beurteilendes Auto ist. Das Aussehen ist polarisierend, er ist ziemlich schwer und auch der Antriebsstrang besteht bereits aus zwei Extremen: entweder elektrisch oder 1 zu 9 mit dem V8. Außerdem ist er nicht wirklich sportlich, aber auch nicht bequem. Was ist also das XM? Es ist vor allem ein einzigartiges Statement auf Rädern, ein Auto, das man fährt, weil man keine Lust hat, sich der Norm anzupassen. Ein weiterer Vorteil: Da es sich um einen Plug-in-Hybrid handelt – und die Emissionen mit 34 Gramm pro Kilometer auf dem Papier gar nicht so schlecht sind – kommt man für knapp über 176.000 Euro in einen XM. Der weniger leistungsstarke X5 M kommt dagegen auf zwei Tonnen in Euro. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass uns der BMW XM zwar in mancher Hinsicht gefallen hat, er aber keineswegs ein perfektes Auto ist.
Fotos: Yannick Nijmeijer