Autotests

Rückblick: BMW M3 Touring (2023) – Das beste Auto von heute?

Dezember 31, 2023

Also, erster Punkt: das Garten-Set. Ich gehe auf den M3 Touring zu. Da steht er nun, mit seinem unsubtilen Fahndungsfoto, wie eine Art Teufelsgestalt, die gekommen ist, um meine schöne Wohngegend höchst persönlich zu terrorisieren. Über den riesigen Kühlergrill wurde bereits genug gesagt und gesprochen. Es ist schon komisch, denn als der M3 vorgestellt wurde, war die Kritik unerbittlich. Jetzt scheint die öffentliche Meinung die extreme Ausbeutung der M3 ein wenig mehr zu bevorzugen. Es bleibt natürlich subjektiv, aber ich kann verstehen, warum BMW so vorgegangen ist. Der M3 Touring ist nicht zu verwechseln mit einem normalen 3er Touring. Auf dem Weg dorthin werden Sie die nötigen Ausblicke erhalten. Im positiven Sinne, denn mehr als einmal zeigen andere Verkehrsteilnehmer den Daumen nach oben.

Natürlich ist der Kühlergrill nicht das einzige Unterscheidungsmerkmal des M3 Touring. Das ganze Auto strahlt ein Pfund Muskeln aus. Sehen Sie sich zum Beispiel die ausgestellten Kotflügel und die breiteren Seitenschweller an. Oder der riesige Diffusor mit vier Auspuffschächten am Heck. Als Touring sieht der M3 vielleicht sogar noch dicker aus als die Limousine oder sein Coupé-Bruder, der M4. Die besondere Zusammensetzung unseres Testwagens trägt positiv dazu bei. So ist zum Beispiel die Karosseriefarbe Fashion Grey eine Option aus der Individual-Farbpalette, und dieses Modell hat schwarze Räder mit großen Keramikbremsscheiben dahinter. Dies ist nicht gerade ein Wolf im Schafspelz.

Ein spezieller M-Arbeitsplatz

Der Innenraum des M3 Touring ist eine andere Geschichte als sein Äußeres. Abgesehen von den speziellen M Sportsitzen mit den leuchtenden M3-Logos befindet man sich auf den ersten Blick „nur“ in einem neuen 3er. Wenn Sie jedoch etwas länger hinschauen, werden Sie eine Menge einzigartiger Details entdecken. Zum Beispiel die beiden leuchtend roten „M1“- und „M2“-Tasten, die einen prominenten Platz am Lenkrad einnehmen, aber auch der M-Schalthebel in der Mittelkonsole. Außerdem gibt es eine ganze Reihe von Tasten, die Sie bei den weniger gut ausgestatteten Versionen der 3er-Serie nicht finden werden. Eine „Setup“-Taste, die direkt zu den Fahrzeugeinstellungen führt, eine Taste zum Stummschalten oder Lauterstellen des Auspuffs, eine Taste zum Wechseln des „M-Modus“: Man merkt sofort, dass man sich in einem Auto befindet, in dem es hauptsächlich um Fahrspaß geht.

Neben den M Tasten verfügt der M3 Touring auch über eine komplett separate Schnittstelle für das iDrive 8, das mittlerweile bekannte Infotainmentsystem von BMW. Der Schriftzug ist BMW M spezifisch, und auch das spezifische Layout des Kombiinstruments in M Farben findet man in einem normalen 3er nicht. Der größte Nachteil von iDrive 8 ist, dass BMW beschlossen hat, auch gleich eine Reihe von physischen Tasten aus dem Innenraum zu entfernen, darunter die für die Klimaregelung und die Sitzheizung. Das ist für uns kein Fortschritt. Auch das Infotainment-System ist gewöhnungsbedürftig. Aber wenn man erst einmal den Dreh raus hat, funktioniert es hervorragend. Außerdem sind wir voll des Lobes über die Verarbeitung. Unser Testwagen verfügt über eine schöne Individual-Innenausstattung mit umfangreichem Lederpaket, d. h. auch das Armaturenbrett und die Türverkleidungen sind vollständig mit Leder bezogen. Alles fühlt sich sehr hochwertig an.

Der BMW M3 Touring im Alltagseinsatz

Ich beginne mit dem mächtigen 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit 510 PS und 650 Nm Drehmoment. Der Motor erwacht mit einem kräftigen Aufheulen zum Leben und heult noch eine Weile weiter, bevor er sich wieder beruhigt. Der BMW M3 Touring macht sofort klar, dass er etwas Besonderes ist. Ich tippe den M-Pol nach rechts, die Achtgang-Automatik ist im Automatikmodus, und ich fahre los. Mit allen Fahrmodi im Komfortmodus ist der M3 überraschend einfach zu fahren. Das Getriebe schaltet butterweich, und dank des hohen Drehmoments bietet der Motor schon bei niedrigen Drehzahlen viel Kraft. Wenn man den M3 leise fährt, ist er vom Charakter her sogar ein bisschen wie ein Diesel. Der Motor muss nur selten über 2.500 U/min laufen, es sei denn, Sie wünschen dies ausdrücklich.

Den Hinweg zum Gartencenter lege ich auf der Autobahn zurück. Der Sechszylinder brummt zufrieden im achten Gang. Der adaptive Tempomat ist mein bester Freund, denn unbeabsichtigtes Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit ist im BMW M3 Touring ein Kinderspiel. Auf der Autobahn fällt auf, dass der M3 Touring zwar steif, aber nicht unkomfortabel ist. Durch den breiten Gummi ist das Abrollgeräusch etwas deutlicher zu hören, aber auch das ist nicht störend. Vor allem nicht, wenn Sie das großartig klingende Harman/Kardon-Audiosystem verwenden. Kurzum, diese Superstation ist ideal für den täglichen Gebrauch geeignet. Darüber hinaus ist er bei normaler Fahrweise relativ sparsam im Verbrauch. Ein durchschnittlicher Kraftstoffverbrauch von 1 zu 10 sollte auf den täglichen Fahrten zur und von der Arbeit leicht zu erreichen sein. Vorausgesetzt natürlich, man lässt sich nicht von dem mitreißenden Charakter des M3 Touring mitreißen.

Schwerer Sportler

Zeit, die Praxistauglichkeit des M3 Touring auf die Probe zu stellen. Beim Gepäckraum müssen Sie im Vergleich zum normalen 3er Touring glücklicherweise keine Abstriche machen. Der M3 Touring verfügt über einen 500 Liter fassenden Kofferraum, der bei Bedarf auf 1.510 Liter erweitert werden kann. Mehr als genug Platz für mein Gartenset. Er lässt sich daher leicht in den Kofferraum schieben. Dennoch bleibt es eine reizvolle Kombination: ein sportliches Auto, das auch unglaublich praktisch ist.

Zurück fahre ich ins Landesinnere. Ich habe die M3 auf die Palme gebracht. Zuerst schalte ich den ‚M Mode‘ auf ‚Sport‘, was bedeutet, dass sich das Layout des Kombiinstruments in einen großen Drehzahlmesser ändert. Das Head-up-Display zeigt auch die Drehzahl an. Dann drücke ich die Taste ‚M2‘. Ich habe diese so konfiguriert, dass das Fahrwerk auf ‚Sport‘, der Motor auf ‚Sport Plus‘, das Getriebe auf ‚S2‘ und die Traktionskontrolle auf ‚M Dynamic Mode‘ steht. Man kann das Auto noch sportlicher einstellen, aber meiner Erfahrung nach ist das eigentlich zu viel des Guten für öffentliche Straßen. Natürlich können Sie selbst nach Herzenslust mit dem System experimentieren, um Ihren perfekten Fahrmodus zu finden.

Ich stehe ganz vorne an der Ampel. Das kann nur eines bedeuten: Launch Control. Wenn Sie die Traktionskontrolle im M Dynamic-Modus haben, ist es ein Kinderspiel. Linker Fuß auf der Bremse, rechter Fuß auf dem Gas, zwei Sekunden warten und die Bremse lösen. Die breiten Reifen beißen in den Asphalt und auch dank des fantastischen M xDrive schieße ich in 3,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Zugegeben, viele Elektroautos schaffen solche Werte heutzutage nicht mehr, aber in einem Auto mit Verbrennungsmotor fühlt sich dieser Grad der Beschleunigung noch viel intensiver und besonderer an. Dann bietet sich die erste Ecke an. Ich sende ein und bin zunächst etwas enttäuscht. In der Tat fühlt sich die Lenkung des M3 Touring beim ersten Einlenken ein wenig taub an. Sie merken auch, dass Sie mit einer gewissen Masse die Richtung ändern müssen. Immerhin wiegt der M3 Touring fast 1.900 Kilogramm. Doch nach dem ersten Einbiegen schließt sich der Kreis des M3. Dieses Auto ermöglicht Kurvengeschwindigkeiten, die weit über das hinausgehen, was auf öffentlichen Straßen erlaubt ist. Man kann ihn auch unglaublich gut in Kurven positionieren und er vermittelt ein überdurchschnittliches Gefühl von Vertrauen. Gott sei Dank habe ich das Gartenset gut gesichert.

Weiter in die Eifel

Ich bin froh, dass ich den BMW M3 Touring länger als nur auf der Fahrt zum und vom Gartencenter erleben konnte. In den Niederlanden kann man mit dieser Leistung eigentlich nirgendwo hinfahren, also beschloss ich, mich auf der anderen Seite der Grenze in Deutschland umzusehen. Die Eifel, das heißt, ein Ort, an dem man sich auf der Straße wie selbstverständlich zurechtfindet. Um dorthin zu gelangen, verschlingen der M3 und ich erst einmal ein gutes Stück Autobahn. Keine Strafe. Unser Testwagen verfügt über das M Drivers Package, was bedeutet, dass der Begrenzer ein wenig mehr Kraft zulässt. Mühelos zieht der M3 Touring bis zu 287 km/h durch. Bei dieser Geschwindigkeit fühlt es sich wahnsinnig stabil an. Man spürt bei allem, dass es noch schneller gehen könnte, wenn der Begrenzer nicht da wäre. Über 300 km/h? Überhaupt kein Problem.

In der Eifel darf man auf vielen Binnenstraßen 100 km/h fahren. In Sachen Geschwindigkeit ist das eine Bandbreite, die perfekt zum M3 Touring passt. Eine Sache ist mir besonders aufgefallen. Je härter ich das Auto anpacke, je aggressiver ich in eine Kurve lenke, desto mehr scheint es zum Leben zu erwachen. Der M3 Touring fordert Sie immer wieder heraus, Ihre eigenen Grenzen zu erweitern. Darin liegt auch eine Gefahr. In der Tat sind die Grenzwerte des M3 Touring extrem hoch, und wenn Sie sie überschreiten, ist Ihre Geschwindigkeit so hoch, dass eine Katastrophe fast unvermeidlich ist. Behandeln Sie daher ein Auto wie den M3 Touring stets mit Respekt. Der fortschrittliche Allradantrieb und die vorhandenen Computersysteme tragen viel dazu bei, Sie auf der Straße zu halten, haben aber immer eine gewisse Grenze.

Fazit BMW M3 Touring Test: Das beste Auto der Stunde?

Die Frage zu stellen bedeutet, sie zu beantworten. Nach einer Woche mit dem M3 Touring fällt es mir wirklich schwer, die Schlüssel an BMW Niederlande zurückzugeben. Was für ein phantastisches Multitalent das ist. Bequem und fehlerverzeihend genug, um es jeden Tag zur Arbeit zu fahren, aber gleichzeitig großartig, um sich auf Landstraßen zu wälzen. Dabei merkt man gelegentlich, dass man ein etwas schweres Auto fährt. Dennoch ist der M3 Touring deutlich sportlicher als sein größerer Bruder, der M5. Ach ja, das haben wir vergessen zu erwähnen: Es ist der erste M3 Touring, den BMW je gebaut hat. Was uns betrifft, so ist es ein sofortiger Erfolg. Wenn Sie nur Platz für ein Auto haben und das Geld erübrigen können, sollten Sie es tun. Kaufen Sie den M3 Touring!