Rückblick – 2023 Dodge Challenger SRT Hellcat
Es scheint, dass Sie Ihren Helden nie begegnen sollten. Schließlich haben Sie sie in sich selbst so sehr gelobt, dass die Begegnung eigentlich nur eine Enttäuschung sein kann, so der Gedanke. Das nehme ich an, aber ich würde trotzdem gerne meinen automobilen Helden treffen: den Dodge Challenger.
Als Dodge 2008 den neuen Challenger vorstellte, war er sofort mein Lieblingsmuscle Car. Die klassischen Linien des Originals von 1970 wurden sehr erfolgreich in die heutige Zeit übertragen. Gute Proportionen, keine Linie zu viel. Für das Modelljahr 2015 wurde der Challenger einem dezenten Facelift unterzogen. Von außen betrachtet sind die Unterschiede gering, aber das Auto sah sogar noch besser aus, wenn möglich. Im Innenraum wurden technische Verbesserungen vorgenommen und der Dodge erhielt ein komplett neues Armaturenbrett, das ihn wieder auf den neuesten Stand bringt. Kurz gesagt, die Linien und die Erfahrung eines klassischen Muscle Cars, aber mit moderner Technologie und den damit verbundenen Annehmlichkeiten an Bord. Der Challenger war nicht mehr mein Lieblings-Muscle-Car, sondern sogar das schönste Auto, das man neu kaufen konnte.
Endlich ist es da
In all den Jahren kam er nie dazu, einen Challenger zu fahren, bis jetzt. Es ist nicht die geringste Leistung, die ich zu sehen bekomme. Ich erhalte den Schlüssel zu nichts Geringerem als dem Dodge Challenger SRT Hellcat. Der rote Schlüssel. Damit erhalten Sie die vollen 535 kW (717 PS). Er wird auch mit einem schwarzen Schlüssel geliefert, mit dem Sie ’nur‘ 367 kW (500 PS) zur Verfügung haben. Nützlich für den Parkservice oder den weniger erfahrenen Fahrer, der sich Ihr Auto ausleihen möchte. Schließlich wird die ganze Kraft nur auf die Hinterräder übertragen. In diesem Fall über ein Achtgang-Automatikgetriebe. Ein Sechsgang-Schaltgetriebe gehört ebenfalls zu den Optionen.
Kein Briefkasten
Eine gute Sitzposition ist schnell gefunden. Wegen des niedrigen Fensters des Wagens hatte ich erwartet, dass Sie wie durch einen Briefkasten herausschauen würden, aber es stellt sich heraus, dass es gar nicht so schlimm ist. Allerdings sitzen Sie recht weit vorne im Auto und die Sitzposition ist im Vergleich zum Armaturenbrett immer noch relativ hoch. Oder zumindest höher als erwartet. Beide werden schnell benutzt. Alles in allem fühlen Sie sich nicht sehr eingeschlossen, aber genug, um sich mit dem Auto eins zu fühlen.
Beeindruckend und gutmütig
Die Starttaste kann gedrückt werden. Mit einem Knurren erwacht der 6,2-Liter-V8 zum Leben. Dann ertönt ein beeindruckender, aber gutmütiger dunkler Walzer. Als ob die Challenger magische Kräfte hätte: Nach dem Start öffnet sich die Wolkendecke und es wird tatsächlich sonnig an dem bis dahin nieseligen Tag.
Die Testfahrt findet in Drenthe statt, wo Sie glücklicherweise noch viele abgelegene Straßen haben. Dort haben Sie den Platz und stören niemanden. Eine leere und gerade Strecke war schnell gefunden. Mal sehen, was der Challenger zu bieten hat. Der rechte Fuß geht nach unten und das Grollen schwillt zu einem imposanten Brüllen an, das durch einen kreischenden Kompressor ergänzt wird. Nach einigem Durchdrehen der Räder auf der noch feuchten Fahrbahn schießt der Challenger in einem beeindruckenden Tempo auf den Horizont zu.
Zwischensprint mit Durchdrehen der Räder
Auf dem Papier sollten die 100 km/h in 3,5 Sekunden zu schaffen sein. In der Praxis braucht man dafür etwas Übung, denn es braucht nur sehr wenig, damit die Hinterräder durchdrehen. Selbst bei einem Zwischensprint auf fast trockenem Asphalt (fast Vollgas aus 60 km/h) drehen die Räder noch eine Weile durch. Aber sind diese Sekunden wirklich wichtig? Die Beschleunigung ist ohnehin beeindruckend, ganz zu schweigen vom dazugehörigen Soundtrack. Jeder Sprint ist ein Vergnügen.
Fahrmodi Dodge Challenger
Der Dodge Challenger bietet drei voreingestellte Fahrmodi: Street, Sport und Track. Im Street-Modus ist alles auf (relativen) Komfort ausgerichtet, im Track-Modus auf Höchstleistung und im Sport-Modus liegt alles dazwischen. Im Track-Modus ist die Lenkung am stärksten, die Automatik ist in ihrem aggressivsten Modus und die Federung ist am härtesten. Dann spüren Sie fast jede Unebenheit. Solange Sie nicht über Kopfsteinpflaster fahren, ist er nicht unbequem, aber auf schwächeren Straßen etwas schwankend. Ein vierter Fahrmodus ist Custom, mit dem Sie alles nach Ihren Wünschen einstellen können. Für den Moment habe ich alles auf „Track“ gestellt, um maximale Leistung zu erzielen, außer der Lenkung (Sport) und der Federung (Street). Das bietet ein bisschen mehr Komfort auf öffentlichen Straßen.
Dodge Challenger ist ein herrlicher Cruiser
In den Niederlanden haben Sie jedoch kaum die Möglichkeit, das volle Potenzial des Dodge Challenger SRT Hellcat auszuschöpfen. Heute ist es nicht anders. Ganz abgesehen davon, was erlaubt ist und was nicht: Die Straßen trocknen zwar schnell ab, aber es gibt immer noch viele tückische nasse Abschnitte. Zusammen mit den Bäumen entlang der schönen Landstraßen lädt dies nicht dazu ein, an die Grenzen zu gehen. Glücklicherweise erweist sich der Challenger auch als ein herrlicher Cruiser.
Der großartige Sound des V8 macht selbst das Fahren im Stau zum Vergnügen. Tatsächlich klingt er bei 2.000 Umdrehungen sogar am besten: ein dunkles Grollen mit sogar ein wenig klassischem Hall darin. Die Tatsache, dass der Challenger mit einem Radio ausgestattet ist, ist eigentlich völlig unnötig. Ich lasse mich gemütlich durch die schöne Landschaft rollen und sprinte, wo ich kann. Es bleibt immer wieder beeindruckend und unterhaltsam. Das wird mich durch den Nachmittag bringen.
Noch nie so viele Daumen hoch
Übrigens ist es definitiv kein Auto, mit dem Sie anonym durch den Verkehr fahren. Die Aufmerksamkeit, die Sie erhalten, ist sehr positiv. Auf dem Weg dorthin gibt es viele interessierte, anerkennende oder sogar bewundernde Blicke. Noch nie habe ich bei einem Testwagen so viele hochgestreckte Daumen erhalten, geschweige denn während einer einzigen Fahrt.
Wirklich keine Enttäuschungen?
Hat das Treffen mit meinem automobilen Helden also wirklich keine Enttäuschungen mit sich gebracht? Ein kleines bisschen also, wenn Sie es so nennen wollen. Der Sitz des SRT Hellcat bietet guten Halt, ist aber ein wenig hart. Bei einer längeren Fahrt werden Sie das ohnehin spüren. Und dann ist da noch die Rundumsicht. Obwohl die Sicht nach vorne und zur Seite gut ist, verschwinden die Ampeln schnell hinter der Dachkante. Es wäre hilfreich, wenn die niederländischen Ampeln auf der gegenüberliegenden Seite der Kreuzung stehen würden, wie in Amerika, anstatt direkt über Ihnen. Und dann sind da noch die dicken C-Säulen: Sie sehen zwar toll aus, aber zusammen mit der Kopfstütze des Beifahrersitzes bilden sie einen ziemlich toten Winkel auf der rechten Rückseite des Autos. Auch auf dem Rücksitz kann es ein wenig klaustrophobisch werden. Der letzte Punkt: die Kosten, die den Dodge Challenger leider weit außerhalb meiner Reichweite halten. Doch für den Moment hatte ich das alles schnell vergessen.
Dauerhaftes Lächeln
Die wenigen Stunden, in denen ich den Dodge Challenger zur Verfügung habe, sind viel zu schnell vorbei. Die Party war großartig, jeder Meter hat Spaß gemacht. Noch nie habe ich die Schlüssel für einen Testwagen so ungern zurückgegeben. Wenn es das Budget erlaubt hätte, hätte ich den Kaufvertrag auf der Stelle unterschrieben. Die Begegnung mit meinem automobilen Helden war keineswegs enttäuschend. Neben seinem tollen Aussehen bietet der Challenger ein Fahrerlebnis, das für ein Dauerlächeln sorgt. Trotz seines Potenzials für beeindruckende Leistungen ist er auch ein guter Cruiser, mit dem Sie Ihre Einkäufe bequem erledigen können.
Schade, aber…
Eigentlich ist die Party sogar doppelt so groß. Nicht nur meine wunderbare Fahrt ist zu Ende, sondern im vergangenen Dezember endete auch die Karriere des Dodge Challenger selbst. Sie können es noch eine Weile auf Lager bestellen, aber dann ist es wirklich vorbei. Sein Nachfolger, der neue Charger, ist vielversprechend. Dennoch kann dieser Charger in Bezug auf Proportionen und Linienführung nicht mit diesem Challenger mithalten. Ich frage mich auch, ob der neue Charger mit seinem V6- oder sogar Elektroantrieb mit dem Erlebnis, das der Challenger bietet, mithalten kann. In dieser Hinsicht geht wirklich eine Ära zu Ende. Als ob das Universum mit mir trauert: Sobald der Dodge geparkt ist, schließt sich die Wolkendecke wieder und der Tag endet so nieselig wie er begonnen hat.
Glücklicherweise gibt es dank einer erfolgreichen, nicht weniger als 15 Jahre dauernden Produktion immer noch mehr als genug Gelegenheiten. Vielleicht wird eines dieser Modelle eines Tages in mein Budget fallen. Ein Dodge Challenger R/T, die ’normalste‘ Version mit V8 (statt V6), wäre auch schon toll. In der Tat sieht der Challenger ohne Widebody-Paket und zusätzliche Lufteinlässe am ’saubersten‘ aus und wird dem Original vielleicht am meisten gerecht. Aber für den Moment ist es schön, weiter zu träumen. In der Zwischenzeit begnüge ich mich mit einer Nummer kleiner.