Opel feiert bemerkenswertes Jubiläum: 50 Jahre Sicherheitsgurte
Dreipunkt-Gurtsysteme
Vor 50 Jahren, im Jahr 1973, begann der deutsche Automobilhersteller damit, alle Modelle serienmäßig mit Dreipunktgurten auszustatten, die man leicht mit einer Hand anlegen konnte. Das war zwei Jahre, bevor das Anlegen von Sicherheitsgurten in den Niederlanden zur Pflicht wurde.
In diesen 50 Jahren hat sich viel getan: Heute verbaut Opel in jedem seiner Modelle durchschnittlich 15 Meter Sicherheitsgurte. In den letzten fünf Jahrzehnten wurden insgesamt etwa 750 Millionen Meter Sicherheitsgurte installiert. Das entspricht dem 18-fachen des Erdumfangs.
Erfinder ist Volvo
Übrigens ist Opel nicht der Erfinder des Dreipunktgurtes im Auto. In der Tat war es der Volvo-Ingenieur Nils Bohlin, der den Dreipunktgurt im Volvo PV544 einführte. Damals war es 1959. Volvo Cars verzichtete auf das Patent auf diese Erfindung, damit alle davon profitieren können. Auch Opel, zum Beispiel.
Unverzichtbares Sicherheitsmerkmal
In den 1960er Jahren begannen die Opel-Ingenieure mit der Erprobung von Sicherheitsgurten. Ab April 1968 waren unter anderem der Opel Kadett, Admiral und Diplomat mit Sicherheitsgurten vorne erhältlich. Das klassische Manta A Coupé folgte im Oktober 1970. Dieses unverzichtbare Sicherheitsmerkmal war später auch in sportlichen Modellen wie dem Kadett B Rallye im Jahr 1967 und ein Jahr später im Commodore A GS erhältlich.
Kampagne
Gleichzeitig setzte sich Opel aktiv für die Akzeptanz von Sicherheitsgurten ein. Im Testzentrum Dudenhofen stellten die Opel-Ingenieure 1969 den Medien die Ergebnisse ihres Unfallforschungsprogramms vor. Die wichtigste Botschaft: Mehr als die Hälfte aller Verkehrsunfallopfer könnte noch am Leben sein, wenn sie den Sicherheitsgurt angelegt hätten.
Ein wichtiges Schreiben
Anfang 1972 forderte die Opel-Geschäftsleitung alle Mitarbeiter in einem Schreiben auf, den Sicherheitsgurt anzulegen. Außerdem bot Opel allen Mitarbeitern die Möglichkeit, Sicherheitsgurte zu einem vergünstigten Preis einbauen zu lassen. Das Angebot erwies sich als großer Erfolg: 12.000 Sicherheitsgurte wurden in kurzer Zeit ausgeliefert.
Frühes Bewusstsein
Der Sicherheitsgurt als unverzichtbarer Bestandteil eines sicheren Personenkraftwagens wurde von der Öffentlichkeit zunächst nur zögernd akzeptiert, obwohl in den Niederlanden seit dem 1. Juni 1975 eine Gurtanlegepflicht besteht. Damals empfanden viele das Anschnallen als zu unbequem, vor allem wenn das Auto von mehreren Familienmitgliedern genutzt wurde und der Gurt jedes Mal neu eingestellt werden musste. Dieses Problem wurde bald mit dem automatischen Riemenspanner gelöst. Für einige Vorurteile gab es jedoch lange Zeit keine Lösung; die Autofahrer waren der Meinung, dass der Sicherheitsgurt die persönliche Freiheit einschränkt und dass seine Sicherheitswirkung fragwürdig ist. Dieser Dissens verstummte, als deutlich wurde, dass die Zahl der Verkehrstoten zu sinken begann.
Höhenverstellbare Sicherheitsgurte
Sicherheitsexperten arbeiteten kontinuierlich an der Verbesserung dieser Systeme. Der Opel Omega war 1986 das erste Auto der Welt, das serienmäßig mit höhenverstellbaren Sicherheitsgurten für die Vorder- und Rücksitze ausgestattet war. 1991 präsentierte Opel im Astra F den Gurtstraffer. Es folgten der Fullsize-Airbag und aktive Sicherheitssysteme wie das Antiblockiersystem (ABS) und das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP).
Riemenspannungsbegrenzer
Vor allem Airbags verringern das Verletzungsrisiko, vorausgesetzt, Fahrer und Beifahrer schnallen sich tatsächlich an. Der Sicherheitsgurt hält den Körper bei einem Aufprall zurück, der Airbag ist dazu da, den restlichen Aufprall zu dämpfen. Da der Sicherheitsgurt etwa zwei Drittel der Energie eines Aufpralls absorbiert, wurden in den 2000er Jahren die ersten Gurtstraffungsbegrenzer eingeführt, um Belastungsspitzen zu vermeiden. Andere Verbesserungen, wie die elektrische Gurtbetätigung in Cabriolets, zielen vor allem auf die Erhöhung des Komforts ab.
Entscheidende Millimeter
In den 1960er Jahren entdeckten die Opel-Ingenieure einen weiteren wichtigen Faktor: die Sicherheitslenksäule, die verhindern sollte, dass Lenkrad und Lenksäule bei einem Aufprall in den Fahrgastraum gelangen. Dies ist auch heute noch einer der Leitgedanken der Opel-Sicherheitsstrategie. Eine leicht klappbare Lenksäule kann zusammen mit dem Sicherheitsgurt und dem Airbag dafür sorgen, dass ein dynamischer Spielraum von bis zu 100 Millimetern entsteht. Das scheint wenig, aber dieser zusätzliche Spielraum ist entscheidend, um die Wirkung der Sicherheitssysteme zu maximieren, die den Körper abfedern und die Aufprallkräfte im Falle eines Aufpralls absorbieren.
Neues Design
„Mit dem adaptiven Spannungsbegrenzer im Opel Astra Electric wird die Gurtspannung über den gesamten Verlauf der Kollision elektronisch geregelt“, erklären die Opel-Spezialisten. „Im THOR-Crashtest-Dummy sind vier Sensoren installiert, um die biomechanische Belastung des Brustkorbs zu messen.“ Bei früheren Tests waren nur Einzelmessungen möglich. Diese neue Anordnung gewährleistet eine bessere Empfindlichkeit, die auch dank der neuesten Generation von Crashtest-Dummys möglich ist, die seit 2020 eingesetzt werden.
Neue Dummys
Die Entwicklung des Sicherheitsgurts ist untrennbar mit der Entwicklung immer besserer Hightech-Attrappen verbunden. Diese werden in Tests eingesetzt, um die Auswirkungen eines Aufpralls auf den menschlichen Körper zu simulieren, bevor ein Sicherheitssystem für die Serienproduktion zugelassen wird. Die neueste Generation von Dummys ist unter dem Namen THOR bekannt, eine Abkürzung für „Test device for Human Occupant Restraint“.
Dank mehr als 120 Sensoren macht THOR elektronische Beobachtungen und teilt dann mit, was im Falle eines Zusammenstoßes mit ihm geschieht. Anhand dieses Dummys entwickelte Opel den adaptiven Riemenspannungsbegrenzer, der erstmals im Opel Mokka und jetzt auch im Astra. Dies ist ein weiterer Meilenstein in der jahrzehntelangen Entwicklung der passiven Sicherheitsmerkmale. Und es gibt noch so viel mehr zu entdecken.
Automatisiertes Fahren bringt neue Herausforderungen
Für einen besseren Schutz, insbesondere für ältere Fahrer, werden ab 2026 beispielsweise auch Crashtests durchgeführt, die den empfindlichen Knochenbau älterer Menschen berücksichtigen. Das Opel-Entwicklungsteam in Rüsselsheim blickt auch in die ferne Zukunft: Das Aufkommen des automatisierten Fahrens wird viele Veränderungen mit sich bringen. So ist es zum Beispiel denkbar, dass die Insassen nicht mehr vorne im Auto sitzen müssen, sondern so, dass man sich gegenseitig anschauen kann.
Manche lügen sogar beim Autofahren. Die Sicherheitsgurte können vollständig in die Sitze integriert werden. „Wir untersuchen bereits intensiv, was das im Einzelnen für die Sicherheitssysteme bedeutet“, sagt Schüßler. Das automatisierte Fahren sorgt dafür, dass die Erfolgsgeschichte des Sicherheitsgurtes, die seit fünf Jahrzehnten andauert und in dieser Zeit unzählige Menschenleben gerettet hat, in eine neue Ära eintritt.