Kolumne – Umweltzonen sind schädliche Symbolpolitik
Beginnen wir mit etwas Beruhigung. Die Stadt Amsterdam kann eine solche Null-Emissions-Zone nicht einfach einführen. Umweltzonen sind seit 2020 ein nationales System. Zum Glück, denn schon begann ein Chaos aus verschiedenen Umweltzonen zu entstehen. Kommunen können nun zwischen zwei Varianten wählen. Auch bei der strengsten Variante gilt die Umweltzone nur für Diesel (und Mopeds). Besitzer von Benzinautos müssen sich vorerst keine Sorgen machen. 2025 werden die Regeln leicht verschärft. Ab diesem Jahr dürfen Kommunen eine Null-Emissions-Zone für Dienstwagen einführen.
Symbolpolitik
Eine Umweltzone klingt auf den ersten Blick nach einer guten Sache. Sie halten umweltbelastende Fahrzeuge fern und die Luft in der Stadt wird schön sauber. Das geht im echten Leben einfach nicht. In der Praxis sind Umweltzonen vor allem Symbolpolitik. Der Verkehr ist keineswegs das einzige, was die Luftqualität in einer Stadt bestimmt. Tatsächlich sind viele andere Faktoren viel entscheidender.
Was ist mit anderen Emissionen?
Wird beispielsweise Amsterdam im Jahr 2030 auch die Emissionen des Flughafens Schiphol, der Hafen- und Industriegebiete der Stadt, von Holzöfen usw. verbieten? Oder ist es eine kurzsichtige Anti-Auto-Politik ohne sachliche Begründung? Untersuchungen aus dem vergangenen Jahr zeigten, dass ein Boot mit laufendem Motor im Hafen genauso viel ausstößt wie 31.000 Lkw , die gleichzeitig auf der A10 herumfahren. Dies war ein Kreuzfahrtschiff von durchschnittlicher Größe, vergleichbar mit ein- und auslaufenden Frachtschiffen. Es zeigt sich auch, dass selbst ein bremsender Radfahrer mit seinen Bremsbelägen bereits mehr Feinstaub produziert als ein moderner Dieselmotor.
Gilt für alle Städte
Nun ist Amsterdam der Grund und das Beispiel, aber so gilt im Prinzip für alle Städte, dass auch innerhalb geschlossener Ortschaften der Straßenverkehr nicht die größte Rolle bei der Luftverschmutzung spielt. Es ist ein bisschen zu zufällig, dass Städte, die eine Umweltzone für notwendig halten, auch einen Flughafen, Hafen und/oder Industriegebiet haben oder in der Nähe liegen. Ich habe übrigens auch die Idee, dass die Luftqualität sowieso sehr schnell als ‚schlecht‘ bezeichnet wird, aber das sei mal beiseite.
Der Verkehr ist nicht der größte Umweltverschmutzer
„Das Auto“ wird oft als großer Umweltsünder angesehen, was in der Praxis gar nicht so schlimm ist. Ein Beispiel anhand von Feinstaub, der wichtigsten Emissionsform für die Umweltzonenpolitik. Im Allgemeinen ist „Verkehr und Transport“ für ein kleines Drittel der Feinstaubemissionen in den Niederlanden verantwortlich. Von diesem kleinen Drittel stammen 39 %, also nur etwa 10 % der Gesamtmenge, aus dem Straßenverkehr. Der Anteil spezieller Pkw ist daher noch geringer. Da die Luft nie an einem Ort bleibt, schon gar nicht in den Niederlanden, wo oft ein starker Wind weht, sind die Proportionen in der Stadt nicht viel anders. Zudem ist der Ausstoß fast aller Schadstoffe aus dem Verkehr in den letzten Jahren bereits deutlich zurückgegangen. Quelle für diesen Absatz: CBS .
Umweltzone zunehmend sinnlos
Mit zunehmendem Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge am Verkehr wird die Einführung von Umweltzonen nur noch sinnloser. Trägt der Verkehr bereits begrenzt zur schlechteren Luftqualität bei, so wird dieser bei einem größeren Anteil an Elektrofahrzeugen noch geringer. Der Einfluss der verbleibenden Kraftstofffahrzeuge spielt wirklich keine große Rolle mehr.
Zweitakt und Rußwolken
Ich verstehe immer noch Maßnahmen gegen das Rauchen von Zweitaktmopeds und jenen Dieseln, von denen Sie die Rußwolken sehen. Das sind auch die einzigen Fahrzeuge, die einen beim Vorbeifahren sofort stören. Im Übrigen sind Umweltzonen vor allem Symbolpolitik, die weit mehr Menschen schadet als nützt.
Mehr Nachteil als Vorteil
Sie zwingen Tausende (wenn nicht mehr) Fahrzeugbesitzer, ein neueres und (daher) teureres Fahrzeug zu kaufen. Ganz zu schweigen davon, wie verschwenderisch es ist, gut funktionierende Fahrzeuge massiv auszutauschen. Hinzu kommt die emotionale Bindung, die auch viele Nicht-Auto-Enthusiasten zu ihrem Auto haben. Dabei wird niemand eine Verbesserung der Luftqualität bemerken. „Dann fährst du halt nicht in die Stadt“ ist hier kein Argument. Wenn Sie zu Besuch kommen, kann ein P+R am Stadtrand eine hervorragende Lösung sein, aber es leben auch Menschen in der Stadt.
Keine Einwände gegen Elektrik
Nur um es klar zu sagen: Ich habe nichts gegen elektrisches Fahren. Tatsächlich gibt es mittlerweile genug Elektroautos, die wirklich schön sind und die ich als Autoenthusiast „sogar“ gerne hätte (wenn sie bezahlbarer wären). Ich habe auch nichts gegen die Förderung des elektrischen Fahrens. Wogegen ich allergisch bin, ist die oft irrationale Anti-Kraftstoff-Stimmung rund um das elektrische Fahren. Sicherlich, wenn das auch in kurzsichtige Anti-Sprit-Politik wie Umweltzonen übersetzt wird.
(Nein) protestieren?
Eigentlich hoffe ich, dass ich Ihnen in dieser Kolumne nichts Neues erzählt habe. Das Ausbleiben von Protesten gegen Umweltzonen deutet jedoch darauf hin, dass viel zu wenige Menschen erkennen, wie krumm und unnötig restriktiv solche Regelungen sind. Ich hoffe, dass diese Kolumne die Menschen wachrüttelt und sich eines Tages gegen die x-te Symbolpolitik zu Lasten der Autofahrer auflehnt.