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Kolumne: ‚Importzoll auf E-Fahrzeuge aus China zerstört E-Fahrzeugmarkt‘.

Juni 13, 2024

Die Studie

Im Rahmen einer laufenden Untersuchung der von der chinesischen Regierung gewährten Subventionen für chinesische Automarken ist die Europäische Kommission vorläufig zu dem Schluss gekommen, dass die Wertschöpfungskette für batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) in China von einer unlauteren Subventionierung profitiert. Und das, so die EU, bedroht die wirtschaftliche Position der europäischen BEV-Hersteller. Die Studie untersuchte auch die möglichen Auswirkungen und Folgen von Maßnahmen auf Importeure, Nutzer und Verbraucher von BEVs in der EU.

Ergebnisse besprechen

Im Anschluss an diese Untersuchung nahm die Kommission Kontakt mit den chinesischen Behörden auf, um alle Ergebnisse zu erörtern und nach Möglichkeiten zu suchen, die festgestellten Probleme in einer WTO-konformen Weise zu lösen. Die WTO ist eine Abkürzung für die Welthandelsorganisation. Diese Welthandelsorganisation ist eine zwischenstaatliche Organisation, die Handelsabkommen zwischen Ländern durchsetzt. Alles muss also fair sein.

Einfuhrzölle

Die Europäische Kommission erwägt die Einführung von Ausgleichszöllen auf Importe von batterieelektrischen Fahrzeugen aus China. In der Umfrage werden hauptsächlich Parteien wie BYD, Geely und SAIC genannt, also 100% chinesische Parteien. Die EU nennt einen Einfuhrzoll von 17,4 Prozent für BYD, 20 Prozent für Geely und 38,1 Prozent für SAIC.

Viele Marken beteiligt

Zu Geely gehören Marken wie Volvo, Polestar, Lynk & Co, Lotus, Smart und Zeekr. Ziemlich witzig, denn die Gehälter der Mitarbeiter von Volvo und Polestar – die in Europa Autos entwickeln – werden somit von Geely bezahlt. Zum SAIC-Banner gehören unter anderem MG und Maxus. Und BYD führt nicht nur Modelle unter seinem eigenen Markennamen, sondern hat mit YangWang auch eine Untermarke. BYD ist einer der größten Akteure auf dem chinesischen Automarkt. Und das ziemlich erfolgreich.  

„Wo ziehen wir eine Grenze?“

Was ist mit Tesla?

Andere BEV-Hersteller aus China, die an der Untersuchung mitarbeiteten, werden mit einer gewogenen durchschnittlichen Abgabe von 21 Prozent belegt. BEV-Hersteller aus China, die bei der Untersuchung nicht kooperiert haben, unterliegen einem gewogenen durchschnittlichen Zoll von 38,1 Prozent. Ein weiterer BEV-Hersteller in China – Tesla – wird in der letzten Phase der Untersuchung einen individuell berechneten Abgabensatz erhalten.

Einfuhrzölle noch nicht endgültig

Wichtig zu betonen: Diese Einfuhrzölle sind noch nicht endgültig. Es sind Absichten. In den kommenden Wochen oder gar Monaten wird zunächst eine ‚Lösung‘ mit den chinesischen Behörden gesucht. Wenn keine Lösung gefunden wird, werden mehrere chinesische Marken, die erfolgreich Autos in Europa verkaufen, ziemlich am Ende sein, wenn Importzölle erhoben werden.

CEO von Mercedes-Benz findet es lächerlich

Die Reaktionen aus der europäischen Autoindustrie sind daher nicht gedämpft. Ola Källenius, CEO von Mercedes-Benz, sagte in einem Interview mit Bloomberg folgendes: „Ein offener Handelsmarkt schafft Wachstum und schafft Wohlstand. Halten Sie den Markt einfach offen und lassen Sie die verschiedenen Parteien diesen Kampf untereinander austragen. Es wäre eine völlige Illusion zu glauben, dass wir die Automobilwelt in verschiedene Regionen aufteilen können, die nichts miteinander zu tun haben.“

Wie schlimm ist es wirklich?

Kurzum, so Källenius, potenzielle EU-Importzölle auf Autos aus China stehen einem gesunden Wettbewerb und globalen Automobil-Lieferketten im Weg. Und da hat Källenius nicht ganz Unrecht. Denn wo ziehen wir eine Grenze? Wir machen uns nichts aus Smartphones aus China, solange sie hier schön und billig sind. Haushaltsgeräte also, vorzugsweise auch schön und erschwinglich. Wir produzieren diese Geräte in Europa sowieso nicht in großem Stil, also wen kümmert’s!

Subventionierung pro produziertem EV ist ungerecht, wahr

Aber weil Europa eine ziemlich große Autoindustrie hat, erwägt die EU nun Importzölle, weil ein anderes Land auf der Welt sein EV-Geschäft besser im Griff hat. Ja, in China ist Arbeit billiger. Tatsache ist. Aber China baut auch hochmoderne Fabriken auf, in denen die Autoproduktion dank umfassender Automatisierung fast vollständig automatisch abläuft. Ist es eine große Sache, wenn die chinesische Regierung mit finanzieller Unterstützung hilft, eine solche Fabrik zu errichten? Zugegeben, es wäre unverantwortlich, wenn ein chinesischer Hersteller pro produziertem EV subventioniert würde, um das Auto so billig wie möglich in Europa zu verkaufen. Wenn das der Fall ist, dann muss das aufhören. Dafür sind jedoch keine Einfuhrzölle erforderlich.

Zerstörung des EV-Marktes

Mehrere Vorstandsvorsitzende europäischer Automobilhersteller befürchten, dass diese Einfuhrzölle den Markt für Elektrofahrzeuge in Europa vollständig zerstören werden. In Europa sind wir alle unglaublich erpicht darauf, grün zu werden. Elektromobilität muss auch billiger sein. China hilft bei dieser Mission. Aber nein, der Plan ist nun, billigere Autos aus China durch Einfuhrzölle zu bestrafen, so dass sie fast unerschwinglich werden. Dann bleiben nur noch – oft – viel teurere Elektroautos aus Europa. Das benachteiligt den Markt, genau wie die Ökologisierung, die die EU so gerne abwürgen möchte.

„BMW iX3? Kommt aus China! Citroën C5-X, dito! Elektrischer Mini Cooper, auch Made in China“

Europäische ‚chinesische‘ Autos

Außerdem, was kommt nicht aus China? Ein Dacia Spring Electric wird in China gebaut. Ein Citroën ë-C3 – ein Auto, das den Europäern die Elektromobilität zugänglich machen soll – verwendet ein Akkupaket, das aus China bezogen wird. Wird also auch auf dieses Auto ein Einfuhrzoll erhoben? Und beim Dacia? Es gibt einfach sehr viele Akkus, die in europäischen Elektrofahrzeugen verwendet werden und aus China stammen. Und dann ist da noch Volvo, das besonders viele Autos in China produziert. Alle Lotus-Modelle kommen ebenfalls aus China. Ein elektrischer BMW iX3 kommt aus Shengyang, der Citroen C5-X kommt ebenfalls aus China und sogar der Cupra Tavascan läuft in China vom Band. Ach ja, die neueste Generation des elektrischen Mini Cooper wird von Spotlight Automotive Ltd, einem Joint Venture zwischen BMW und Chinas Great Wall, gebaut. Auch in China!

Joint Venture

Übrigens: Um als europäischer Akteur in China Autos zu produzieren, muss ein Automobilhersteller ein Joint Venture mit einer chinesischen Partei eingehen. Auf diese Weise kann auch die chinesische Wirtschaft von den Investitionen profitieren. Von BMW haben wir gerade ein Beispiel genannt. Aber Beijing Benz Automotive Co., Ltd (BBAC) ist ein weiteres Joint Venture zwischen Mercedes-Benz und BAIC Motor.

Auch in Europa können wir etwas dagegen tun

Natürlich kann es durchaus sein, dass die chinesische Regierung einen finanziellen Anstoß gibt, um all die ehrgeizigen Pläne zu verwirklichen. Als ob Europa noch nie europäische Autofabriken unterstützt hätte. China kümmert sich auch nicht darum, oder? In Frankreich zum Beispiel ist die Regierung sehr großzügig mit Subventionen für die eigene Autoindustrie. Die Renault-Gruppe wiederum profitiert davon. Ein Beispiel aus den Niederlanden: Das in Helmond ansässige Unternehmen Lightyear erhielt 25 Millionen Euro von der niederländischen Regierung. Dieses Unternehmen hat es nicht geschafft. Verschwundene Investitionen.

„T-Shirts aus China für 0,50 Cent, ohne Versandkosten. Gut gemacht! Oder neue Schuhe für 4 Euro. Prima! Aber billige Elektroautos aus China sind nicht willkommen.“

Klug investieren

Bis 2021 hat die niederländische Regierung weitere 150 Millionen Euro in acht Partnerschaften von Unternehmern und Forschern gepumpt, um an Innovationen zu arbeiten, die unseren Verkehr sauberer und intelligenter machen werden. Gut, dass Sie investieren, aber lassen Sie China (klug) investieren. Wenn eine solche Investition dazu führt, dass ein chinesisches Auto billiger verkauft wird, dann soll es so sein. Das ist nur gut für die Marktkräfte. Nochmals: Subventionierung nur für die Produktionsstätte. Nicht auf dem Produkt. In Europa werden sich die Hersteller dann bemühen müssen, eine bessere und billigere Alternative zu finden. Dies kommt letztlich den Verbrauchern zugute. Und der Begrünungsprozess.

Ziemlich kindisch

Ich habe ein wenig das Gefühl, dass Europa in Bezug auf den Markt für Elektrofahrzeuge hinter China zurückbleibt und dass wir China jetzt dafür bestrafen wollen. Ziemlich kindisch sogar. Als ob wir schon seit Jahren Süßigkeiten in Europa herstellen würden, aber jetzt sind die Süßigkeiten aus China nicht nur leckerer, sondern auch billiger. Was sollen wir also tun: Importzölle auf Süßigkeiten aus China erheben und damit die Europäer daran hindern, von einem guten (wenn nicht sogar besseren) Produkt zu profitieren, oder es ihnen erschweren.

Ziemlich krumm

Und nein, ich bin nicht von einem chinesischen Autohersteller abhängig. Ich hatte einfach das Bedürfnis, all diese Informationen aufzuzeichnen, um mir ein Bild davon zu machen, was vor sich ging. Denn diese Importzölle sind ziemlich hoch und zerstören den ohnehin schon schwer angeschlagenen Markt für Elektrofahrzeuge. Außerdem ist es auch ziemlich schief, dass wir Europäer – mit Websites wie Alibaba, Wish und Temu – nur zu gerne vor Ort in China einkaufen. Erwerben Sie T-Shirts für 0,50 Cent, ohne Versandkosten. Machst gut! Oder neue Schuhe für 4 Euro. Gut! Aber billigere Elektroautos aus China sind nicht willkommen.

Antwort von BYD

BYD – eine der Marken, die in der Umfrage ausgiebig erwähnt wurden – sendet vorerst keine offiziellen Erklärungen in die Welt. Im Gespräch mit AutoRAI.nl sagte Fons Nijkrake, Sprecher von BYD Niederlande, folgendes: „Wir verfolgen die Entwicklungen rund um diese Nachricht genau, aber es ist noch zu früh, um eine offizielle Stellungnahme abzugeben. Einige Medien schreiben bereits, dass diese Importzölle endgültig sind, aber das ist definitiv noch nicht der Fall. Wir werden in den kommenden Wochen oder Monaten mehr Klarheit darüber bekommen. Wenn es soweit ist, wird eine Erklärung nur von BYD folgen.“

Was ist mit dem Dacia Spring?

Max Veldhuis, Sprecher von Renault Niederlande u.a., sagte in einer Reaktion, dass alle geplanten Einfuhrzölle die Produkte des Konzerns vorerst nicht betreffen werden, dass die Marke aber alle Entwicklungen genau verfolgt. Das liegt unter anderem daran, dass der Dacia Spring – der billigste Elektro-Pkw in den Niederlanden – in China gebaut wird und auch ein chinesisches Batteriepaket verwendet. Die wichtigste Frage ist: Welches Auto tut das nicht? Und genau das ist der Punkt, an dem diese Studie versagt. In diesem Sinne ist es ziemlich kurzsichtig.

„China mit Importzöllen zu bestrafen, ist keine Lösung. Miteinander ins Gespräch zu kommen schon.“

Es gemeinsam tun

Die Idee, die europäische Autoindustrie zu schützen, wirkt wie ein Akt der Verzweiflung, während die EU den Automarkt mit diesen Importzöllen tatsächlich zerstört. Denn rechnen Sie damit, dass China mit einer Gegenreaktion aufwarten wird. Europäische Hersteller lassen oft Teile – und seien sie noch so klein – in China produzieren, um den Preis ihrer europäischen Fahrzeuge zu senken. In dieser Hinsicht würden wir also gerne von China profitieren, aber wenn China selbst mit einem kostengünstigen EV auf den Markt kommt, werden wir uns zurückhalten. Europa kann nicht ohne China auskommen. Und China kann nicht ohne Europa auskommen. Kurz gesagt: Bleiben Sie nett zueinander. Am Ende des Tages müssen wir es gemeinsam tun. Schließlich gibt es nur eine Erde und wir alle müssen sie gemeinsam nutzen. China mit Importzöllen zu bestrafen, ist keine Lösung. Miteinander zu tun hat.