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Gesichtet: ein 1972er Chrysler Town & Country

Juli 18, 2025

Europa ist ein echter Kombi-Kontinent, aber das ändert sich zunehmend. SUVs haben sich als praktisches Familienauto durchgesetzt. In den USA ist das schon viel länger der Fall, aber auch dort hatte die Musterfamilie einst einen geräumigen Kombi in der Einfahrt stehen. Nehmen Sie z.B. den schönen Chrysler Town & Country, der diese Woche im Mittelpunkt unserer Rubrik Spotted steht.

Das gefleckte Exemplar

In Amersfoort haben wir diesen schönen 1972er Chrysler Town & Country gesehen, der seit 2021 in den Niederlanden steht. Zumindest am Heck befinden sich die Nummernschilder aus Arizona noch hinter den niederländischen. Das Auto sieht in mehrfacher Hinsicht immer noch sehr schön aus. Schön auch, dass er immer noch so genutzt wird, wie es sich für einen Kombi gehört. Einerseits ein geräumiges Familienauto, aber darüber hinaus auch ein bisschen ein Arbeitstier: flache Sitzbank, Sachen hinten und Sachen auf dem Dach.













Der Chrysler Town & Country

Der Chrysler Town & Country war von 1940 bis 1988 (mit einer kurzen Unterbrechung während des Krieges) eines der luxuriösesten Modelle der Chrysler-Produktpalette. Obwohl es auch andere Karosseriestile gab, ist der Town & Country am besten als Luxuskombi bekannt. Zunächst mit Echtholzkarosserie, später mit Holzmotiven. Übrigens gab es auch Town & Countrys ohne Holz.

Chrysler Town & Country der fünften Generation

Der von uns gesichtete Chrysler Town & Country gehört zur fünften Generation, die vom Modelljahr 1969 bis 1973 ausgeliefert wurde. Dieses Modell war immer ein Kombi, der auf den Chrysler Newport und New Yorker basierte. Diese wiederum waren überhaupt nicht als Kombi erhältlich.

Die neuen ‚full-size‘ Chrysler für das Modelljahr 1969 zeichneten sich durch ein für die damalige Zeit besonders schlankes Design mit konvexen Flanken aus. Bei dieser Modellgeneration war der Town & Country immer in Holzoptik gehalten. An der Vorderseite umgab der Stoßfänger die Scheinwerfer und den Kühlergrill vollständig. Auch der hintere Stoßfänger war weitgehend in die Karosserieform integriert. Das war zu dieser Zeit keine Selbstverständlichkeit.

Neunsitziges Familienauto

Der Kombi hatte einen etwas kürzeren Radstand als die Limousine, war aber dank eines größeren Überhangs am Heck etwa gleich lang. Eine Art Bogen um die Heckklappe sorgte dafür, dass die Heckscheibe während der Fahrt dank eines aerodynamischen Effekts sauber blieb. Die Heckklappe konnte sowohl seitlich als auch nach unten geöffnet werden. Warum gab es Griffe im Rahmen um die Heckklappe? Das war praktisch für das Einsteigen, denn mit den optionalen Sitzen im Kofferraum konnte der Town & Country bis zu neun Insassen beherbergen.

Für den Antrieb standen ein 6,3-Liter- und ein 7,2-Liter-V8-Benzinmotor zur Auswahl. Der 6,3-Liter-Motor leistete entweder (190 PS) oder (240 PS). Der 7,2-Liter-Motor bot (220 PS), aber ein höheres Drehmoment. Alle Motoren waren mit einem Dreigang-Automatikgetriebe und Hinterradantrieb kombiniert. Später gab es übrigens nur noch den 7,2-Liter-Motor mit etwas weniger Leistung, um die strengeren Emissionsanforderungen zu erfüllen.

Facelifting in letzter Minute für die Chrysler

Es war geplant, dass die fünfte Generation des Chrysler Town & Country (zusammen mit verwandten Limousinen) vier Jahre lang in Produktion bleibt. Es wurden nur einige kleinere Aktualisierungen des Modelljahres vorgenommen. Die völlig neuen Chrysler-Modelle in voller Größe kamen jedoch erst im Modelljahr 1974 auf den Markt. Dabei mussten Neuwagen in den USA ab dem Modelljahr 1973 neue Vorschriften für Stoßstangen erfüllen: Die Karosserie durfte bei Auffahrunfällen bis umgerechnet 8 km/h nicht beschädigt werden.

Als Notlösung wurde also nur für das Modelljahr 1973 eine neue Frontpartie mit konventionellen Stoßfängern, die einen solchen Aufprall abfangen konnten, an das ‚alte‘ Auto angebracht. Die hintere Stoßstange wurde einfach mit ziemlich klobigen Gummiblöcken versehen, um die neuen Vorschriften zu erfüllen.

Die Rückkehr des Chrysler Town & Country

Die Town & Country-Kombi-Linie wurde also bis 1988 fortgesetzt. Für das Modelljahr 1990 kehrte der Name Town & Country zurück. Diesmal nicht für einen Kombi, sondern für eine besonders luxuriöse Version des Dodge Caravan und des Plymouth Grand Voyager, bei uns wieder als Chrysler Voyager bekannt. Solche Minivans waren noch vor den SUVs ein zunehmend wichtiger Konkurrent für den traditionellen Kombi. In dieser Form blieb der Name Town & Country bis zum Modelljahr 2016 bestehen.