Fahren ohne Hände? Rückblick Ford BlueCruise
Eine Frage des Vertrauens
Zuerst mussten Sie selbst das Gaspedal gedrückt halten. Dann kam der Tempomat, so dass Sie das Pedal loslassen konnten, und jetzt gibt es sogar einen adaptiven Tempomat, bei dem das Auto automatisch den Abstand zu dem Auto vor Ihnen hält. Für Sie als Fahrer bleibt wenig Arbeit übrig.
Obwohl wir nur zu gerne mit den Händen lenken und unsere Füße auf die Pedale stellen, ist es manchmal auch schön, das Auto die Arbeit machen zu lassen. Schließlich sind nicht alle Straßen gleich aufregend zu fahren. Manchmal müssen Sie einfach nur die Menge in einer geraden Linie von A nach B jagen. Dann ist es ganz nett, wenn das Auto die Lenkung teilweise von Ihnen übernimmt.
Nur noch zurücklehnen
So unangenehm es sich anfangs auch anfühlt, die Kontrolle abzugeben, so angenehm wird es mit den Minuten, die vergehen. BlueCruise kann nur in sogenannten Bluezones, also auf Autobahnen, bis zu einer Geschwindigkeit von 130 km/h aktiviert werden. Nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in ganz Europa. Das System nutzt verschiedene Fahrassistenzsysteme, die dafür sorgen, dass das Auto völlig selbstständig in einer Spur bleibt. Dabei kommen der adaptive Tempomat und die Spurenzentrierung zum Einsatz.
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Vielleicht haben Sie sich inzwischen daran gewöhnt, teilweise außer Kontrolle zu sein. Aber sowohl Ihre Füße als auch Ihre Hände loszulassen, während Sie über die Autobahn fahren, ist eine Schwelle, die Sie überschreiten müssen. Das ist das erste Gefühl, wenn der Bildschirm hinter dem Lenkrad anzeigt, dass BlueCruise aktiviert ist. Die Hände vom Lenkrad zu nehmen, kann und sollte man einfach tun. Es gibt keinen Grund zur Sorge.
Aktiver Beitrag des Fahrers
Können Sie also wirklich andere Dinge während des Autofahrens tun? Nein, (noch) nicht. BlueCruise ist ein System der Stufe 2 (plus) auf der SAE-Skala, in der es fünf Stufen gibt, in denen Technologie beim Fahren eine Rolle spielen kann. Auf dieser Stufe können wir nicht von einem vollständig autonomen Fahrzeug sprechen und Sie als Fahrer bleiben letztlich verantwortlich.
Daher wird von Ihnen erwartet, dass Sie während der Fahrt die Straße im Auge behalten. Eine Infrarotkamera hinter dem Lenkrad überwacht Ihre Anwesenheit als Fahrer und prüft Ihre Augenbewegungen. Wenn Ihre Aufmerksamkeit nachlässt und Sie den Blick vom Verkehrsgeschehen abwenden, gibt das System eine subtile Warnung aus. Aber wenn es wirklich ernst wird, tritt das Auto kurz auf die Bremse, um Sie aufzuwecken, oder schaltet sich sogar ganz ab. Augen auf die Straße, mit anderen Worten.
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Anders als andere Systeme?
Während der Fahrt stellt sich auch die Frage, worin genau der Mehrwert des Systems besteht? Schließlich sind auch andere Autos zunehmend mit fortschrittlichen Fahrassistenzsystemen ausgestattet, die es Ihnen ermöglichen, vorübergehend die Kontrolle abzugeben.
Der Hauptunterschied ist, dass solche Systeme bei anderen Herstellern lediglich unterstützend wirken. Ab und zu prüft das Auto, ob Sie als Fahrer noch aktiv sind und ob Sie Ihre Hände wirklich von Zeit zu Zeit am Steuer lassen müssen. Und genau das ist bei BlueCruise nicht erforderlich. Dies ist wirklich ein System, das ein halbautonomes Fahrerlebnis bietet.
Außerdem bleibt das System erstaunlich lange aktiviert. Selbst wenn der Verkehr zum Stillstand kommt, bleibt BlueCruise aktiviert und kann das Auto rechtzeitig wieder in Bewegung setzen. Nach einem wirklich langen Stillstand schaltet es sich jedoch ab. Auch unter besonderen Umständen bleibt das System eine Zeit lang aktiv. In diesem Fall fuhren wir auf einen Streckenabschnitt mit Baustellen zu. Aufgrund der geänderten Streckenführung wurde die Spurenzentrierung inaktiv, das System schaltete sich ab und wir mussten das Steuer übernehmen.
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Wie es noch besser werden könnte
Das System ist hauptsächlich für komfortable Autobahnfahrten gedacht. Auch in Deutschland ist die Nutzung des Systems möglich. In diesem Sinne können Sie tatsächlich ganz entspannt von den Niederlanden nach Österreich fahren, denn Sie wissen, dass der BlueCruise unterwegs die meiste Arbeit für Sie erledigen kann.
Nichtsdestotrotz wird das System den Fahrer zuweilen ansprechen. Es funktioniert zum Beispiel nicht in Tunneln, an Ausfahrten und auch nicht, wenn die Straßenlinien nicht deutlich sichtbar sind. Auch ist es derzeit nicht möglich, automatisch die Spur zu wechseln. In Amerika hingegen ist dies gang und gäbe. Dies sind mögliche Ergänzungen, die das Fahren noch komfortabler machen könnten. Außerdem gibt es auch in den Niederlanden viele Provinzstraßen, auf denen wir gerne teilautonom fahren würden.
Verfügbarkeit
Das System ist bereits in den neuen Versionen des Mustang Mach-E (mit Tech Pack) erhältlich und wird bald auch in anderen neuen Modellen wie dem Puma und Kuga verfügbar sein. Mit der Genehmigung der Europäischen Kommission ist BlueCruise nun in 18 europäischen Ländern, darunter auch in den Niederlanden, erhältlich. Das System ist nicht serienmäßig in Ihrem Auto enthalten, sondern kann in Form eines Abonnements für 24,99 € pro Monat abgeschlossen werden. Ford sagt, man habe sich bewusst für diese Form entschieden, um sicherzustellen, dass die Kunden immer Zugang zur aktuellsten Sicherheitstechnologie haben. Die Installation des Systems ist einfach und erfolgt über ein Over-the-Air-Update.
Fazit
Mit BlueCruise macht Ford einen wichtigen Schritt in Richtung autonomes Fahren. Das System bietet dem Fahrer mehr Komfort und Bequemlichkeit beim Fahren auf der Autobahn, insbesondere bei langen Strecken oder bei zähfließendem Verkehr und Staus. Die Erfahrung zeigt, dass dies Momente sind, in denen das Lenken ohnehin nicht sehr aufregend ist. Und dann ist es schön, denken zu können, ‚wir behalten den Überblick, aber das Auto macht die Arbeit‘.