Europäische Kommission arbeitet an sehr strengen Führerscheinregeln für Jung und Alt
Strengere Regeln für Führerscheine
Die Regeln mögen verblüffend sein, aber sie erfüllen ihren Zweck. Im Jahr 2022 wurden mehr als 20.000 Menschen auf den Straßen der Europäischen Union getötet. Die meisten Opfer waren Fußgänger, Radfahrer, Motorradfahrer und Benutzer von Motorrollern. Die Festlegung strengerer Vorschriften für Führerscheininhaber dürfte die Sicherheit im Straßenverkehr erheblich verbessern.
Bewährung und kein Alkohol im Straßenverkehr
Die Ideen der Europäischen Kommission umfassen eine Probezeit von mindestens zwei Jahren für Fahranfänger, die ihre Prüfung bestanden haben, aber auch Nulltoleranz für Alkohol am Steuer. Dies ist nach Ansicht der politischen Entscheidungsträger von entscheidender Bedeutung: Junge Fahrer machen nur acht Prozent aller Fahrer aus, aber zwei von fünf tödlichen Unfällen werden von einem Auto- oder Motorradfahrer unter 30 Jahren verursacht. Wer seinen Führerschein seit weniger als zwei Jahren besitzt, darf daher keinen Tropfen Alkohol trinken. Wenn die Polizei bei einer Kontrolle Alkohol entdeckt, sind Sie aufgeschmissen.
Ab dem 17. Lebensjahr bleibt das Fahren
Was bleibt, ist Folgendes: Jugendliche dürfen ab 17 Jahren die Fahrprüfung ablegen und unter Aufsicht Erfahrungen im Straßenverkehr sammeln. Wenn sie die Fahrprüfung bestehen, dürfen sie erst ab ihrem 18. Geburtstag am Straßenverkehr teilnehmen und als Berufskraftfahrer arbeiten, wenn sie für eine bestimmte Tätigkeit zugelassen sind. Auf diese Weise will die EU dem derzeitigen Mangel an Fahrern begegnen.
Besondere Aufmerksamkeit für schwächere Verkehrsteilnehmer
Die Fahrerausbildung und die Fahrprüfungen werden angepasst, um die Fahrer besser auf die Anwesenheit schwächerer Verkehrsteilnehmer vorzubereiten. Dies dürfte die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern sowie von Nutzern von Elektrofahrrädern und -rollern im Zuge der Umstellung der EU auf eine nachhaltigere Mobilität in den Städten erhöhen.
Fokus auf lokal emissionsfreie Fahrzeuge
Die neuen Prüfungsvorschriften werden auch dem Übergang zu lokal emissionsfreien Fahrzeugen Rechnung tragen. So werden beispielsweise die Kenntnisse und Fähigkeiten im Zusammenhang mit fortgeschrittenen Fahrerassistenzsystemen und anderen automatischen Technologien bewertet. Fahranfänger lernen auch, wie sich ihr Fahrstil auf die Emissionen auswirkt, zum Beispiel durch rechtzeitiges Schalten. Schließlich wird das zulässige Gewicht von Fahrzeugen mit alternativem Kraftstoff der Klasse B angepasst, da emissionsfreie batteriebetriebene Fahrzeuge schwerer sein dürfen.
Strengere medizinische Untersuchung
Wichtig ist auch, dass die medizinische Tauglichkeit der Fahrer gezielter beurteilt wird, wobei die Fortschritte bei der Behandlung von Krankheiten wie Diabetes berücksichtigt werden. Die Fahrer werden auch dazu angehalten, ihre Fahrfähigkeiten und -kenntnisse zu aktualisieren, um mit den technologischen Entwicklungen Schritt zu halten.
Einführung des digitalen Führerscheins
Um die Anerkennung von Führerscheinen zwischen den EU-Ländern zu vereinfachen, schlägt die Kommission vor, als erste in der Welt einen digitalen Führerschein einzuführen. Der Ersatz, die Erneuerung oder der Umtausch eines Führerscheins wird sehr viel einfacher werden, da alle Verfahren online durchgeführt werden. Außerdem wird es für Einwohner von Nicht-EU-Ländern mit ähnlichen Verkehrssicherheitsstandards einfacher, ihren Führerschein gegen einen EU-Führerschein einzutauschen.
Gültigkeit des digitalen Führerscheins
Der digitale Führerschein hat eine Gültigkeitsdauer von 15 Jahren, gegenüber 10 Jahren bei den derzeitigen Führerscheinen in den Niederlanden. Ältere Menschen sollten ihren Führerschein häufiger verlängern lassen. In den Niederlanden ist es derzeit so, dass jeder, der 75 Jahre alt wird, sich einer Untersuchung unterziehen muss. Bei grünem Licht wird die Lizenz um weitere fünf Jahre verlängert. Nach dem Plan der Europäischen Kommission soll diese Altersgrenze europaweit auf 70 Jahre sinken. Die Gültigkeit des Führerscheins beträgt weiterhin fünf Jahre. Ältere Menschen werden daher häufiger auf ihre Fahrkünste geprüft.
Strengere internationale Durchsetzung der Vorschriften
Die EU-Vorschriften zur internationalen Strafverfolgung haben dazu beigetragen, dass ausländische Verkehrssünder nicht anonym bleiben. Im Jahr 2019 wurden etwa 40 Prozent der Straftaten in einem anderen EU-Land nicht geahndet , weil der Täter nicht ermittelt oder die Zahlung der Geldstrafe nicht durchgesetzt wurde. In dem neuen Plan wird vorgeschlagen, dieses Problem zu lösen, indem die Vollzugsbehörden Zugang zu den nationalen Führerscheinregistern erhalten.
Eine bessere Zusammenarbeit erreichen
Die Kommission schlägt außerdem vor, die Rolle der nationalen Kontaktstellen zu stärken, damit diese besser mit den Durchsetzungsbehörden zusammenarbeiten können, die Verstöße untersuchen. Dies wird die derzeitigen Mängel in der Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten bei der Untersuchung von Straftaten beheben.
Darüber hinaus deckt das derzeitige Gesetz einige der häufigsten und schwersten Verstöße ab, wie Geschwindigkeitsübertretungen und Alkohol am Steuer. Die Kommission schlägt vor, den Geltungsbereich des Gesetzes auf folgende Bereiche auszuweiten:
- Einhaltung eines unzureichenden Abstands zum vorausfahrenden Fahrzeug
- gefährliche Überholmanöver
- gefährliches Parken
- Überqueren einer oder mehrerer durchgehender weißer Linien
- Fahren in die entgegengesetzte Richtung
- Nichteinhaltung der Regeln für die Nutzung der Notfallkorridore
- Fahren eines überladenen Fahrzeugs
Dies wird dazu beitragen, dass weniger Straftaten ungeahndet bleiben, und wird es den Mitgliedstaaten ermöglichen, Straftäter aus anderen EU-Ländern besser zu bestrafen. Straftäter aus dem In- und Ausland werden gleich behandelt.
Bezahlen leicht gemacht
Die Bürgerinnen und Bürger werden leicht auf Informationen über die Straßenverkehrssicherheitsvorschriften in jedem Mitgliedstaat zugreifen und schließlich in der Lage sein, Bußgelder direkt über ein spezielles IT-Portal zu bezahlen.
EU-weites Fahrverbot nach schwerem Verkehrsverstoß
Um die Straffreiheit von Verkehrssündern zu verhindern, wird ein neues System eingeführt, das Fahrverbote in der gesamten EU ermöglicht, wenn ein Mitgliedstaat dies beschließt, weil ein Fahrer in seinem Hoheitsgebiet einen Verstoß begangen hat. Für die Sicherheit im Straßenverkehr ist es von entscheidender Bedeutung, dass Straftäter in der gesamten EU zur Rechenschaft gezogen werden. Nach den derzeitigen Vorschriften kann einem Fahrer kein EU-weites Fahrverbot auferlegt werden, wenn er in einem anderen Mitgliedstaat als dem, in dem sein Führerschein ausgestellt wurde, eine Straftat begangen hat. Der neue Vorschlag umfasst schwere Verkehrsdelikte wie Geschwindigkeitsübertretungen, Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss und Delikte mit schwerer Körperverletzung oder Todesfolge.
Quelle: Europäische Kommission