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Das Stromnetz wird hart: 23.500 elektrische Lastwagen kommen in die Niederlande

Juli 18, 2025

Diesel wird hart

Ab Juli 2026 werden die Niederlande eine Lkw-Abgabe einführen: eine saftige Kilometerabgabe für Lkw über 3,5 Tonnen. Und das ist erst der Anfang: 2027 wird eine europäische CO₂-Abgabe hinzukommen. Allerdings werden Elektro-LKWs in den kommenden Jahren von erheblichen Vorteilen profitieren: Sie erhalten bis zu 80% Rabatt auf die niederländische Gebühr und sind nicht von der Emissionsabgabe betroffen. Das Fahren mit Diesel wird also bald sehr viel teurer werden als das Fahren mit Strom.

Kosten für den Kilometerstand

In der Welt des Transports geht es um Zahlen, nicht um Gefühle. Während einige Niederländer beim Autokauf immer noch auf den Klang eines Benzinmotors schwören, zählt für Transporteure vor allem der Euro pro Kilometer. Laut einer Studie von ING Research bedeutet dies daher, dass Spediteure schnell zum Taschenrechner greifen und sich nach E-Trucks umsehen. Ihre Prognose: Die Zahl der Elektro-Lkw in den Niederlanden wird bis 2030 von derzeit 1.500 auf fast 25.000 steigen. In nur wenigen Jahren werden also 23.500 neue E-Trucks auf die Straße kommen.

Volle Batterien

Allerdings ist der Übergang zum elektrischen Fahren in diesem Sektor noch nicht ganz unproblematisch. Zum Beispiel ist die Ladeinfrastruktur für Lkw gelinde gesagt „im Aufbau“. Das Gleiche gilt für die Kapazität der Stromnetze. Viele Spediteure stehen der Elektrifizierung offen gegenüber, können ihre Lkw aber noch nicht effizient auf ihrem eigenen Gelände aufladen. Denn vergessen Sie nicht: Das Aufladen eines Elektro-LKWs macht mit einem 100 kW-Schnellladegerät wenig Fortschritte. Erst ab 350 kW Ladeleistung fängt es an, nach etwas auszusehen, und wirklich interessant wird es erst bei 500 bis sogar 1.000 kW (1 Megawatt) Ladeleistung. Rechnen Sie einmal aus, was das für das ohnehin schon überlastete Stromnetz eines durchschnittlichen Industriegeländes bedeutet, wenn ein Transportunternehmen zehn Lkw an das Ladegerät anschließt.

Elektrisches Fahren funktioniert in den Niederlanden

Aber wenn es ein Land gibt, in dem Elektro-LKWs eine Chance auf Erfolg haben, dann ist es laut ING unser Land. Wieso den? Denn 80 % der Fahrten sind weniger als 150 Kilometer lang. Ein Klacks für Lkw mit einer Reichweite von 400 bis 600 Kilometern. Hinzu kommt, dass sich die Technologie rasant verbessert. Neue Modelle können mit einer einzigen Ladung immer weiter fahren, und mit immer mehr Megawatt-Ladestationen (1000 kW) wird auch das Schnellladen immer machbarer. Aber das braucht Zeit und (viel) Geld.

Was ist mit Wasserstoff?

Während Elektro-LKWs auf dem Vormarsch sind, scheinen Wasserstoff-LKWs tatsächlich an Boden zu verlieren. Der versprochene Ausbau des grünen Wasserstoffs verzögert sich, und die Kosten steigen ins Unermessliche. Auch die Infrastruktur für die Wasserstoffbetankung hinkt weit hinterher. Für schwere und Langstreckeneinsätze mag Wasserstoff eine Option bleiben, aber niemand erwartet einen Durchbruch vor 2030.

Welche elektrischen Lastwagen gibt es?

DAF ist nach wie vor Marktführer – auch wenn der Lkw im Bild oben immer noch ein Diesel ist -, musste aber einen leichten Rückgang seines Anteils hinnehmen. Volvo und Scania machen gute Geschäfte, auch dank ihres frühen Engagements für die Elektrifizierung. Mercedes-Benz und MAN kommen mit neuen Elektromodellen im Jahr 2025 auf Touren. Und inzwischen lauern auch chinesische Marken wie BYD auf dem europäischen Markt. Mit ihrer Erfahrung mit elektrischen Antrieben und günstigen Batterien sind sie ein ernsthafter Konkurrent – vorausgesetzt, sie können ein gutes Servicenetz aufbauen.

Siehe auch: TEST: Lkw-Fahren OHNE Führerschein – Wie schwer ist es? – DAF XG+ (2024) – AutoRAI TV